Wie ist Tschechien auf eine neue Corona-Welle vorbereitet?

Epidemiologen in Tschechien sprechen davon, dass es im Herbst zu einer weiteren Corona-Welle hierzulande kommen könnte. Allerdings gibt es bisher deutlich weniger Neuinfektionen als noch vor einem Jahr. Anstatt 2000 am Tag sind es nur einige Hundert. Und auch die Zahl der Covid-19-Patienten in den Kliniken steigt nicht stark an. Wie ist Tschechien also vorbereitet auf eine weitere Welle der Pandemie?

Adam Vojtěch | Foto: Kateřina Šulová,  ČTK

Der größte Unterschied besteht in den Impfmöglichkeiten. Vor einem Jahr waren die Vakzine gegen das Coronavirus noch nicht auf dem Markt. Mittlerweile sind gut 5,65 Millionen Menschen in Tschechien voll geimpft. Damit ist das Ziel aber noch nicht erreicht. Denn dies sind nur knapp 53 Prozent der Bevölkerung, und Gesundheitsminister Adam Vojtěch (parteilos) hatte eine Impfquote von 75 Prozent bis Ende September vorgegeben. Dass das Ziel verfehlt wurde, räumt der Minister auch ein. Zudem sagte er in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:

„Unser Vorhaben ist nun, die Impfquote zumindest noch um fünf bis acht Prozentpunkte zu erhöhen. Das 75-Prozent-Ziel bezieht sich allerdings nicht auf die Gesamtbevölkerung, sondern nur auf die Erwachsenen. Sicher werden wir alles unternehmen, um noch mehr Menschen zu impfen, auch wenn dies immer schwieriger wird.“

Illustrationsfoto: ČT24

Von den Erwachsenen in Tschechien sind 5,44 Millionen bereits komplett geimpft. Dies entspricht einem Anteil von rund 62 Prozent.

Probleme bestehen aber auch im Bereich der Legislative. Denn in den vergangenen Monaten hat sich gezeigt, dass das neu geschaffene Pandemie-Gesetz unzureichend ist. So hat das Oberste Verwaltungsgericht seit April wiederholt Regierungsbeschlüsse zu den Corona-Maßnahmen gekippt. Deswegen hält Gesundheitsminister Vojtěch eine Novelle des Gesetzes für angeraten.

„Noch vor den Wahlen ist dies aber wenig real. Das heißt, wir müssen mit dem zurechtkommen, was wir haben. Das ist zum einen das erwähnte Pandemie-Gesetz und zum anderen das Gesetz zum Schutz der öffentlichen Gesundheit“, so Vojtěch.

Miloslav Ludvík | Foto: Michaela Danelová,  Tschechischer Rundfunk

In den tschechischen Kliniken sieht man sich hingegen gut vorbereitet auf eine mögliche neue Corona-Welle. Miloslav Ludvík, der für die Sozialdemokraten in den anstehenden Wahlen für das Abgeordnetenhaus kandidiert, leitet das Prager Krankenhaus „Motol“:

„Für Covid-Patienten werden wir keine speziellen Corona-Abteilungen mehr einrichten müssen. Wegen der Impfungen hoffen wir, dass es nicht wieder zu einem Drama kommt und es reichen dürfte, diese Patienten in den bestehenden stationären Abteilungen unterzubringen. Dort werden wir dann mit einfachen Abschirmmaßnahmen auskommen wie Schutzanzügen und Atemmasken. Wir planen mit Corona wie mit einer klassischen starken Infektion umzugehen.“

Krankenhaus in Prag-Motol | Foto:  ČT24

Allerdings weist Ludvík noch auf ein langfristiges Problem hin. So klagen viele Krankenhäuser hierzulande über zu wenig Pflegepersonal. Allein in „Motol“ fehlen demnach über 100 Krankenschwestern und Pfleger. Bei der technischen Ausstattung für die Behandlung von Covid-Fällen ist die Lage nach anderthalb Jahren Pandemie hingegen besser. Die Krankenhauschefs im Land bestätigen, dass diese ausreichend sei.

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