Wie reagiert Tschechien im Fall Skripal?

Sergej Skripal (Foto: Public Domain)

London fordert Beistand im Fall Skripal. Während Washington, Berlin und Paris dem Wunsch folgen wollen, ziert sich Prag vorerst.

Sergej Skripal | Foto: public domain
Die diplomatische Schlammschlacht zwischen London und Moskau um die Vergiftung des ehemaligen Doppelagenten Sergej Skripal und seiner Tochter Julia verschärft sich immer weiter. Eines ist für die britische Premierministerin Theresa May und die Nato-Verbündeten klar: Es ist Russland, das hinter dem Giftgasanschlag auf den Ex-Spion steht.

Zwar fehlen bisher Beweise für eine Beteiligung Russlands, und auch die Herkunft des Nervengiftes Nowitschok ist derzeit unklar. Dennoch blieb London hart und wies am Mittwoch 23 russische Diplomaten aus. Eine Reaktion aus Moskau dürfte bald folgen.

Laut der tschechischen Zeitschrift „Respekt“ hat das Vereinigte Königreich nun auch seinen Bündnispartner Tschechien zu einem vergleichbaren Schritt aufgefordert. Die geschäftsführende Regierung in Prag wollte das nicht bestätigen, auch wenn sie sich mit dem Fall beschäftigt. Michaela Lagronová ist Sprecherin des Außenministeriums:

„Die Lage in Großbritannien wollen wir auf europäischer Ebene beraten. Am Montag wird der Fall Skripal ein Thema beim Treffen der EU-Außenminister in Brüssel sein. Eine wichtigere Plattform ist dann der EU-Gipfel kommende Woche, an dem auch Premier Andrej Babiš teilnehmen wird.“

David Davis  (links). Foto: ČTK
Tatsächlich war der britische Brexit-Minister David Davis Mitte dieser Woche zu Gesprächen in Prag. Der Fall Skripal sei aber keines der Hauptthemen gewesen, meinte im Anschluss der geschäftsführende Premier Andrej Babiš. Der Ano-Politiker bezeichnete den Fall Skripal jedoch als eine sehr unangenehme Angelegenheit und die gegenseitige Ausweisung von Diplomaten als unglücklich.

Der ehemalige tschechische Außenminister Cyril Svoboda hält die Reaktion Londons auf den Fall Skripal prinzipiell für richtig. Dennoch würde der Christdemokrat der tschechischen Regierung nicht empfehlen, dem Beispiel Großbritanniens zu folgen:

„Das würde auf allen Ebenen einen neuen Kalten Krieg entfesseln. Ich glaube nicht, dass das irgendjemand will. Wichtig ist die politische Unterstützung unseres Verbündeten, aber ich würde nicht die Ausweisung von russischen Diplomaten aus Tschechien empfehlen.“

Foto: One Way Stock on Foter.com / CC BY-ND
Denn im Grunde handle es sich dabei um eine bilaterale Angelegenheit zwischen dem Vereinigten Königreich und Russland, betont Svoboda. Tschechien habe bei diplomatischen Streitigkeiten mit anderen Ländern auch nie absolute Gefolgschaft von seinen Bündnispartnern gefordert.

Nichtsdestotrotz ist Tschechien jetzt schon aktiv an der Klärung des Falles Skripal beteiligt. Denn das zentrale Nato-Untersuchungslabor für ABC-Kampfstoffe befindet sich im mährischen Vyškov. Auch dort entsteht derzeit ein Gutachten zu dem Fall. Jan Pejšek ist Sprecher des Verteidigungsministeriums:

„Dazu ist die Einrichtung in Vyškov verpflichtet. Immer wenn es in einem Nato-Staat einen Vorfall mit Massenvernichtungs- oder Chemiewaffen gibt, dann wird dort automatisch eine Analyse gestartet. Das dortige ABC-Zentrum arbeitet dabei mit allen Informationen, das es von der britischen Seite bekommt.“