Nowitschok: Prag weist Aussagen des Kreml zurück
Der Nervengiftanschlag auf einen Ex-Spion in Großbritannien sorgt auch für Spannungen zwischen Tschechien und Russland.
Zwischen London und Moskau herrscht nun Eiszeit. Die europäischen Partner haben sich mittlerweile hinter Großbritannien gestellt. Allerdings behaupten russische Regierungsmitglieder, das verwendete Nervengift Nowitschok könne auch direkt aus Großbritannien oder etwa aus den USA, Schweden beziehungsweise Tschechien stammen. Prag bezeichnet dies als Lüge. Bereits am Wochenende sagte Außenminister Martin Stropnický (Partei Ano):
„Das ist ein klassisches Beispiel dafür, wie man die Aufmerksamkeit ablenkt – in diesem Fall von den Erkenntnissen der britischen Ermittler. Tschechien hält alle internationalen Verträge in dem Bereich ein. Ich kann garantieren, dass sich auf tschechischem Boden keine solche Waffen und auch keine anderen vergleichbaren Kampfstoffe älterer Generation befinden.“Unterdessen erneuerte der russische Vizeaußenminister Sergei Rjabkow die Vorwürfe. Die Erklärung, dass neben Großbritannien und den USA auch Schweden und Tschechien in der Lage seien, solche Stoffe herzustellen, sei nicht zufällig geschehen, sagte er der Presseagentur ČTK in Moskau. Die aufgebrachten Reaktionen in den genannten Ländern würden an diesem Fakt auch nichts ändern, so Rjabkow. Die frühere Tschechoslowakei gehörte bis zu dessen Auflösung am 25. Februar 1991 dem Warschauer Pakt unter Führung der Ex-Sowjetunion an.
Die Antwort aus Prag ließ nicht auf sich warten. Außenminister Stropnický bestellte für Mittwoch den russischen Botschafter Alexander Smejewski ein. Doch der konservativen Opposition hierzulande ist das zu wenig. Helena Langšádlová ist Abgeordnete der Partei Top 09:
„Es ist angebracht, über die Ausweisung von einigen russischen Diplomaten zu reden. Dazu haben uns im Übrigen auch die Briten als Solidaritätsbekundung aufgerufen.“Im Übrigen hat Großbritannien Proben des bei dem Anschlag gefundenen Stoffes auch unabhängigen Experten zur Verfügung gestellt. Die Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPWC) untersucht diese nun. Ergebnisse werden aber erst in zwei bis drei Wochen erwartet.