Wie viel bringen dem Staat die UMTS-Lizenzen?
Die tschechische Regierung hat die Einkünfte aus dem Verkauf von vier Mobilfunk-Lizenzen der dritten Generation auf 20 Milliarden Kronen veranschlagt und diese Summe bereits für den Staatshaushalt des nächsten Jahres eingeplant. Skeptiker sind nach Erfahrungen in anderen Ländern allerdings der Meinung, der Verkauf werde weit weniger einbringen. Mehr dazu von Rudi Hermann im folgenden Beitrag.
Die Ergebnisse der ersten Auktionen von sogenannten UMTS-Lizenzen, Lizenzen für mobile Kommunikation der dritten Generation, in Westeuropa liessen die Herzen wohl aller Finanzminister höher schlagen. In Grossbritannien brachte die Auktion dem Staat 22.5 Milliarden Pfund ein, in Deutschland fast 100 Milliarden Mark. Wohl vor dem Hintergrund solcher Zahlen schien es der tschechischen Regierung nicht zu hoch gegriffen, dass die vier hierzulande zu vergebenden Lizenzen rund 20 Milliarden Kronen einbringen könnten - immer noch mit umgerechnet etwas mehr als einer Milliarde D-Mark deutlich weniger als im westlichen Nachbarland.
Inzwischen wird dieser Optimismus allerdings nicht mehr überall geteilt. In Italien und Österreich endeten die Auktionen von UMTS-Lizenzen mit einem Fiasko, in der Schweiz kam sie gar nicht zustande, in Polen musste sie verschoben werden, in Frankreich zeichnet sich ein solches Szenario ab. Der Grund ist einfach. Die finanzstarken Spieler übernahmen sich in Grossbritannien und Deutschland kostenmässig und können sich weitere entsprechende Einsätze gar nicht leisten. Zweitens dürfte aber auch bei einigen Regierungen ein Umdenken stattgefunden haben. Werden die Lizenzen zu überhöhten Preisen verkauft, freut sich der Staat über die Einkünfte zwar jetzt, nicht aber unbedingt später, wenn die Betreiber von UMTS-Netzen möglicherweise Verluste machen und dem Staatshaushalt deshalb wenig Steuereinnahmen abliefern. Deshalb beginnt sich ein anderes Denkmodell zu etablieren: Aus dem Verkauf der Lizenzen nicht das Maximum herauszupressen, die künftigen Netzbetreiber nicht vorzeitig finanziell zu erschöpfen, damit letztlich nicht der Konsument die Zeche bezahlen muss.
Wegen des zurückgegangenen Interesses steht auch in Tschechien vorläufig in den Sternen, ob der Staat die erhofften 20 Milliarden Kronen einnehmen wird. Skeptiker glauben, dass dies nicht der Fall sein wird, dass sogar zweifelhaft sei, ob es Interessenten für die vier zur Vergabe stehenden Lizenzen geben wird. Drei Lizenzen werden die bestehenden Mobilfunkanbieter, die Netze nach dem GSM-Standard betreiben, erwerben können; und zwar vor dem Hintergrund dessen, dass sie in den Aufbau von Mobilfunknetzen bisher nicht unbedeutende Mittel investiert haben. Für die vierte Lizenz ist eine Auktion vorgesehen. Die bestehenden Mobiltelefongesellschaften sind nach vorliegenden Informationen allerdings nur bereit, dafür einen Preis von bis zu drei Milliarden Kronen zu bezahlen. Mit unsicherem Interesse für die vierte Lizenz gehen nüchterne Analytiker deshalb davon aus, dass die optimistische Obergrenze der Einkünfte aus dem Lizenzverkauf eher bei 10 als 20 Milliarden Kronen liegen dürfte. Mit Blick auf die Preise, die auf mittelgrossen Telekommunikationsmärkten wie Österreich, der Schweiz oder den Niederlanden erzielt wurden, fällt die Prognose gar noch bescheidener aus. In diesen drei Ländern wurde pro Lizenz im Durchschnitt ein Preis von 220 Millionen US-Dollar erzielt. Bei Umrechnung auf Marktpotential und Kaufkraft in der Tschechischen Republik wäre hier ein Lizenzpreis von rund 50 Millionen Dollar realistisch. Auf Grund solcher Berechnungen würde sich die Regierung mit nur 6 bis 8 Milliarden Kronen für drei oder vier Lizenzen begnügen müssen.