Wildschweine und Biber sorgen in Böhmen und Mähren für große Schäden
Zu Monatsbeginn war es für die Jahreszeit unerwartet kühl. Und die frühe Dezemberkälte hat dann auch dafür gesorgt, dass einige Tiere auf der Suche nach Nahrung nicht gerade zimperlich sind. In der ostböhmischen Region rund um die Kreisstadt Hradec Králové / Königgrätz treiben beispielsweise Wildschweine ihr Unwesen. Und an den Ufern der Thaya (tschechisch: Dyje) rodet der Biber ganze Baumbestände.
„Schauen Sie, was diese Schweine anrichten können, welche Kraft sie haben. Es ist einfach unglaublich, dass sie binnen einer Nacht einen solchen Kartoffelacker schaffen können“, sagt der Vizebürgermeister der 6000-Einwohner-Stadt, Pavel Nadrchal (unabhängige Wählervereinigung „Ostböhmen“), vor laufender Fernsehkamera.
Hundebesitzer Pavel Müller ist ein Einwohner der Siedlung. Er gibt zu, dass er beim Gassi-Gehen mit seinem Hund stets in der Nähe des Wohnblocks bleibt. „Ich habe Angst, denn ich weiß, wozu die Wildschweine fähig sind“, sagt der Rentner.
Wozu diese Borstentiere wirklich fähig sind, weiß auch Förster und Tierarzt Jaroslav Šedivý. Wie er berichtet, habe eines der Wildschweine jüngst eine Passantin attackiert:„Sie wurde von einer Bache angegriffen, die aus dem Busch hervorkam und direkt auf sie losging. Das geschah rund 20 Meter vor dem Kindergarten.“
Das Schwein ist schließlich davongerannt, die Menschen in Týniště nad Orlicí aber haben Angst. Zu ihrem eigenen Schutz sollten sie in den nächsten drei Monaten die Siedlung nur wenn nötig verlassen und schon gar nicht in den Wald gehen, warnt die Stadtpolizei. Und die Sprecherin der Verwaltung des Kreises Hradec Králové, Martina Götzová, bestätigt:
„Die Vermehrung der Wildschweine ist ein Problem für die gesamte Region. Das belegt die Rekordzahl der im Vorjahr abgeschossenen Tiere, sie lag bei über 10.000.“
Dass die Wildschweine bis nahe zur Siedlung vordringen, dies hätten aber einige Anwohner auch selbst verschuldet, merkt Šedivý an:
„Ganz in der Nähe ist eine Gartenkolonie. Und die Leute, die eine Parzelle darauf betreiben, werfen vieles einfach irgendwohin weg. Zum Beispiel Kompost.“
Das Problem mit der Unmenge an Wildschweinen hatte Týniště nad Orlicí schon vor drei Jahren zu lösen. Die zur Abschreckung eingesetzten Geruchsstoffe halfen nicht lange. Deswegen mussten Förster Jagd auf die Tiere machen. Und die Stadtväter von Týniště haben die Behörden mittlerweile gebeten, den gleichen Beschluss auch diesmal zu fällen.Ein ganz anderes Problem tut sich derweil am Flusslauf der Thaya bei Znojmo / Znaim auf. Dort zernagt der wieder in die Region zurückgekehrte Biber dieser Tage verstärkt den dortigen Baumbestand. Die Stämme sehen aus wie aus dem Boden gestampfte Bleistifte. Die Schäden, die der Nager dadurch verursacht, werden bereits auf Hunderttausende von Kronen geschätzt.