Wir über den Wolf, und der Wolf vor der Tür

Foto: nazreth, stock.xchng

Hallo und willkommen bei Tschechisch gesagt. Der Hunger ist das wichtigste Attribut des Raubtiers – šelma, das uns durch die heutige Sendung führen soll: der Wolf – vlk.

Auf den erwähnten Hunger stoßen wir nicht nur im bekannten Märchen vom Rotkäppchen – Červená Karkulka, in dem der böse Wolf als Stellvertreter für alles Böse nicht nur das Mädchen sondern auch dessen Großmutter auffrisst. Sondern er taucht auch in mehreren Redewendungen auf. Ich habe Hunger wie ein Wolf – mám hlad jako vlk, sagt man häufig. Der große Hunger wird dann als Wolfshunger – vlčí hlad bezeichnet, und man kann auch sagen, er isst wie ein Wolf – jí jako vlk. Der Spruch, der zum Ausdruck bringt, dass man nur scheinbar jemandem entgegengekommen ist, in der Tat aber nicht allzu viel getan hat, heißt: Der Wolf hat sich satt gefressen und die Ziege ist ganz geblieben – vlk se nažral a koza zůstala celá.

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Neben dem Heißhunger ist auch das Heulen für den Wolf charakteristisch, und davon wird das Sprichwort abgeleitet: Wer mit den Wölfen sein will, muss mit ihnen heulen – kdo chce s vlky být, musí s nimi výt. Er muss sich also der Mehrheit anpassen, opportunistisch sein.

Wenn ein Mensch seine bösen Absichten verhüllt und sich sanftmütig stellt, sprechen wir von einem Wolf im Schafspelz – vlk v rouše beránčím.

Nicht immer steht der Wolf aber für das Böse. Als ein Wolf wird nicht nur ein grausamer und hinterhältiger, sondern manchmal auch ein mutiger und erfahrener Mensch bezeichnet, wie etwa ein alter Seewolf – starý mořský vlk, also ein erfahrener Seemann. Ganz unschuldig ist auch die Redewendung: Wir über den Wolf, und der Wolf vor der Tür – my o vlku a vlk za dveřmi, also: Die Person, über die gerade die Rede war, ist plötzlich gekommen. Auf Wiederhören in einer Woche! Na slyšenou za týden!