Deutsch-tschechisches Forschungsprojekt zu Wölfen in Böhmerwald und Bayerischem Wald läuft an
Wissenschaftler aus Tschechien und Deutschland untersuchen derzeit, wie sich die Rückkehr des Wolfes auf das Ökosystem im Böhmerwald und im Bayerischen Wald auswirkt. Dies teilte die Tschechische Agraruniversität Prag am Dienstag in einer Pressemeldung mit. An dem Projekt sind auch die Verwaltungen der beiden Nationalparks Šumava (Böhmerwald) und Bayerischer Wald beteiligt.
In den anstehenden drei Jahren soll dabei der Frage nachgegangen werden, ob durch das Vorkommen der Wölfe der Verbiss durch Rothirsch und Reh zurückgeht und dadurch die natürliche Verjüngung des Waldes besser vorankommt. „Die Population des Spitzenprädators wächst im Böhmerwald dauerhaft an. Uns fehlen aber wissenschaftliche Daten zum Einfluss der Wölfe auf das Ökosystem, das derzeit unter starkem Druck ist wegen der hohen Anzahl von Rehen und Hirschen“, sagte der Ökologe Aleš Vorel von der Agraruniversität.
Die Wissenschaftler wollen deshalb das Bewegungsverhalten der Beutetiere und der Raubtiere studieren. Schon früher wurden vier Wölfe im Böhmerwald mit Sendern ausgestattet, nun haben weitere drei GPS-Halsbänder erhalten. Hinzu kommen Kamerafallen und ein akustisches Monitoring. Ebenso soll das Verhalten von Hirschen, Rehen und Wildschweinen verfolgt werden. „Die Ergebnisse vergleichen wir mit den Daten aus den vergangenen Jahren. Dadurch können wir feststellen, ob die Rückkehr der Wölfe dazu führt, dass die Population des Rotwilds zurückgeht“, so Tomáš Peterka, der für den Nationalpark Šumava das Projekt betreut. Die Forscher arbeiten dabei mit der These, dass die Anwesenheit des Wolfes ihre Beutetiere vorsichtiger werden lässt und sich diese nicht mehr so lange an Futterstellen aufhalten, wodurch wiederum die Bissschäden an jungen Bäumen sinken.
Laut Schätzungen lebten im Sommer vergangenen Jahres insgesamt 36 Wölfe im Böhmerwald. Dies war ein Viertel mehr als noch 2020. Trotz der steigenden Zahl seien aus dem Nationalpark weniger Angriffe auf Schafe und andere Nutztiere vermeldet worden, hieß es.