Wird Roma-Gedenkstätte in Lety endlich Realität?

Lety (Foto: donald dudge, CC BY 2.0)

Der tschechische Staat übernimmt das Gelände des früheren Roma-KZ in Lety und wird dort eine Gedenkstätte errichten.

Lety  (Foto: donald dudge,  CC BY 2.0)
In den letzten 20 Jahren ist der Fall zu einem „Evergreen“ der tschechischen Politik geworden. Im südböhmischen Lety stand seit den 1970er Jahren eine Schweinemast. Am selben Ort befand sich jedoch während der NS-Besatzung ein KZ für Roma. Am Dienstag hat der Staat das Gelände vom bisherigen Eigentümer der Schweinefarm übernommen. Mehr von Martina Schneibergová.

Ein Durchbruch im Fall Lety wurde erst unter der Regierung des ehemaligen Premiers Sobotka erreicht. Das Kabinett aus Sozialdemokraten, Christdemokraten und Partei Ano hatte im Sommer 2017 über den Kauf der Schweinemast auf dem ehemaligen KZ-Gelände entschieden. Am Dienstag hat die Betreiberfirma Agpi das Gelände offiziell dem tschechischen Staat übergeben.

Čeněk Růžička | Foto: Jana Šustová,  Tschechischer Rundfunk
Der Schweinemastbetrieb wurde in Lety 1972 errichtet. Seit Mitte der 1990er Jahren wurde über die Räumung des Areals und die Errichtung einer Gedenkstätte gesprochen. Čeněk Růžička ist Vorsitzender des Ausschusses zur Entschädigung der Opfer des Völkermords an den Roma. Er gehört zu denjenigen, die sich seit Jahren um eine würdige Gedenkstätte an dem Ort bemühen. Mit der Übernahme des Areals durch den Staat würde die eigentliche Arbeit aber erst beginnen, sagt der Roma-Aktivist.

„Es ist notwendig, die tschechische Öffentlichkeit darüber zu informieren, was während der NS-Besatzung den tschechischen Roma und Sinti angetan worden ist. Denn über ihr Schicksal ist nur wenig bekannt.“

Čeněk Růžička ist davon überzeugt, dass die Verhandlungen über das Areal in Lety so lange gedauert hätten, weil die Politik nur wenig Mut hatte.

Schweinemast in Lety  (Foto: Jana Šustová)
„Aus Angst um Wählerstimmen zögerten die Politiker damit, positiv in diesem Fall zu entscheiden. Umso mehr schätzen wir den Beschluss der Regierung Sobotka zum Abriss der Schweinemast. Das Kabinett entschloss sich kurz vor den Wahlen zum Abgeordnetenhaus zu dem Schritt. Deshalb ist er umso wertvoller.“

Vor allem der Preis für die Schweinemast wurde von Teilen der tschechischen Politik kritisiert. Er betrug am Ende rund 450 Millionen Kronen (knapp 18 Millionen Euro). Auch Präsident Miloš Zeman mischte sich in die Angelegenheit ein und ließ verlauten, er halte den Preis für übertrieben. Dazu Čeněk Růžička:

„Insbesondere beim Staatspräsidenten tut es mir Leid, dass er so etwas gesagt hat. Denn ich würde voraussetzen, dass jemand, der dieses Amt bekleidet, eher um den Zusammenhalt in der Gesellschaft bemüht ist. Aber eine derartige kritische Erklärung führt nur zu einer weiteren Spaltung.“

Konzentrationslager Lety
In Zukunft wird das Roma-Museum in Brno / Brünn für das Gelände des früheren Konzentrationslagers zuständig sein. Bereits jetzt läuft eine Diskussion über die künftige Form einer Gedenkstätte. Es gebe bereits konkrete Vorstellungen, erklärt Čeněk Růžička.

„Es könnte dort gekennzeichnet werden, wo die Baracken damals standen. Ein Lehrpfad könnte dorthin führen. Eines der Gebäude des Schweinemastbetriebs würde ich dort stehen lassen als ein Beweis der Verkehrtheit des kommunistischen Regimes, das an einem solchen Ort eine Schweinemast erbauen ließ.“

Der Bürgeraktivist initiierte vor einigen Jahren eine Wanderausstellung über den Roma-Holocaust. Diese sei unter anderem an 15 Orten in Prag gezeigt worden, sagte er.

„Ich habe die Besucher nach ihrer Meinung gefragt. Sie haben gesagt, es sei gut, dass wir daran erinnern, es sei doch ein Bestandteil der tschechischen Geschichte.“

Čeněk Růžička wurde erst nach dem Krieg geboren, ein Großteil seiner Familie wurde in Konzentrationslagern ermordet. Für seine Bemühungen um die Errichtung einer Gedenkstätte in Lety wurde er im vergangenen Jahr von der US-Botschaft in Prag mit dem Alice-Masaryková-Menschenrechtspreis ausgezeichnet. Zwischen 1940 und 1943 starben in Lety 327 tschechische Roma, über 500 weitere wurden nach Auschwitz verschleppt.

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