Wo Fürstin Káča zu Hause war: Böhmerwaldgemeinde Žihobce
Die Böhmerwaldgemeinde Žihobce / Schihobetz ist der einzige Ort in Tschechien, in dem es ein finnisches Kulturzentrum gibt. Zurzeit ist dort eine Ausstellung der besten Kinderzeichnungen zu sehen, die am Wettbewerb „Finnland mit den Augen tschechischer Kinder“ teilgenommen haben. Über die Eröffnung der Ausstellung in der Finnischen Galerie haben wir vorige Woche berichtet. In Žihobce gibt hat es jedoch noch weitere Sehenswürdigkeiten. Die Übersetzerin und Dolmetscherin Jitka Nešporová stammt aus Žihobce. Martina Schneibergová hat mit ihr über die Geschichte der Gemeinde gesprochen.
„Zum ersten Mal wurde die Gemeinde im 11. Jahrhundert schriftlich erwähnt. Es war 1045, und sie hieß damals noch Sivohibice. Die Siedlung gehörte dem Prager Benediktinerstift Břevnov.“
Wann erlebte Žihobce den größten Aufschwung?
„Das war in der Zeit, als die Ländereien der Adelsfamilie Lamberg gehörten. Am bekanntesten von der Familie war Gustav Joachim von Lamberg, der von 1812 bis 1862 gelebt hat. Er verliebte sich in die Tochter eines Gutsverwalters aus dem Nachbarort. Sie hieß Kateřina, in der familiären Form ,Káča‘. Sie wurde dann ein wenig spöttisch auch ,Fürstin Káča‘ genannt. Lamberg hatte neun Kinder mit ihr. Dann erst heiratete er seine Kateřina. Das zehnte Kind wurde nach der Eheschließung geboren. Lambergs Verwandten machten jedoch den Besitz wegen der nicht standesgemäßen Ehe streitig. Die unehelichen Kinder wurden von der Erbschaft ausgeschlossen. Bis heute erinnern einige Baudenkmäler in der Region an die Familie Lamberg, vor allem das Schloss in Žihobce mit einem großen Schlosspark. Im Schloss wurde vor fünf Jahren ein Museum eingerichtet. Es gehört zu einer Reihe historischer Sehenswürdigkeiten des sogenannten ‚Lamberger Steigs‘ wie auch das nahegelegene Schloss Žichovice oder das Museum in Nezamyslice. In einem Teil des Schlosses Žihobce ist heutzutage auch die Grundschule untergebracht. Als ich hier noch zur Schule gegangen bin, konnte man hier auch noch die weiterführende Schule besuchen. In den letzten Jahren wurde sie nur auf die ersten fünf Klassen reduziert.“
Worauf konzentriert sich die Dauerausstellung im Museum?„Die Dauerausstellung dokumentiert die Geschichte der Gemeinde sowie der ganzen Region. Sie stellt die hiesigen Kulturdenkmäler vor und beschreibt auch einige naturwissenschaftlichen Raritäten. Auf dem Dachboden des Gebäudes lebt eine Kolonie der kleinen Hufeisennasen, diesen Fledermäusen ist auch ein Teil der Dauerausstellung gewidmet. Eine Dominante der Gemeinde stellt die neoromanische Kirche der Verklärung des Herrn dar. Sie wurde anstelle einer kleineren gotischen Kirche Ende in den Jahren 1872 bis 1876 erbaut. Vor etwa sieben Jahren wurde der Sakralbau in Stand gesetzt. Die Besucher des Museums können sich die Kirche zu den Öffnungszeiten des Museums in Begleitung eines Mitarbeiters anschauen.
Žihobce verfügt auch über ein eigenes Theatergebäude. Wie kommt es, dass sich in einer verhältnismäßig kleinen Gemeinde ein Theaterhaus befindet?
„Es handelt sich um das vermutlich älteste Dorftheatergebäude in Tschechien. Das Theater wurde im früheren Glashaus eingerichtet, das zum Schloss gehörte. Bereits 1901 gab es in Žihobce einen Theaterverein namens ,Tyl‘. Bis heute werden hier Theaterstücke aufgeführt. Es gibt zwei Neuinszenierungen jedes Jahr.“In Žihobce befinden sich nicht nur eine Theaterbühne, sondern auch einige Galerien…
„Ja schon. Es gibt hier die Schlossgalerie sowie eine private Galerie, deren Name ,Netopýr‘ an die Fledermäuse erinnert, von denen es viele in der Ortschaft gibt. Zudem befindet sich hier Galerie ,Stella Polaris‘, also das Finnische Kulturzentrum. Insgesamt sind es also drei Galerien. Die Besucher können zudem durch den Schlosspark spazieren, in dem ein Lehrpfad eingerichtet wurde. Das ist vor allem für Kinder interessant ist. Es heißt ,Fledermaus-Lehrpfad‘. Im Infozentrum kann man dazu Broschüren bekommen.“
Das Informationszentrum in Žihobce befindet sich im Schloss. Es ist von April bis September geöffnet. Die Öffnungszeiten im Juli und August sind montags bis freitags von 9 bis 16 Uhr sowie samstags und sonntags von 10 bis 15 Uhr. Im April, Mai, Juni und September ist das Museum sowie das Infozentrum am Sonntag geschlossen.