Wochenschau
Herzlich willkommen zum deutschsprachigen Programm von Radio Prag. In der folgenden halben Stunde bringen wir unsere regelmässigen Wochenendrubriken, doch zunächst hören Sie den Rückblick auf die Ereignisse der letzten Woche, die von dem verheerenden Hochwasser dominiert wurden. Am Mikrophon begrüßt Sie Dagmar Keberlova.
Ministerpräsident Vladimir Spidla hatte am Montagabend das Kabinett aus dem Urlaub zurückgerufen und Prag sowie alle vom Hochwasser betroffenen Regionen in Böhmen bis zum 22. August zum Notstandsgebiet erklärt.
Die tschechische Hauptstadt Prag wurde am Dienstag von Wassermengen erfasst, die die "Jahrhundertflut" von 1890 übertrafen. Bereits am Mittag waren alle Moldau-Inseln fast völlig überflutet. Tausende Feuerwehrmänner und Freiwillige waren im Einsatz. In den meisten Stadtbezirken entlang des Flusses fiel am Abend der Strom aus. Zehntausende Menschen wurden bereits evakuiert, viele Strom- und Telefonleitungen funktionierten nicht mehr.
Im Eisenbahnnetz der Tschechischen Republik waren am Dienstag insgesamt 23 Abschnitte außer Betrieb.
Äußerst ernst war am Dienstag die Hochwassersituation nach wie vor in Süd-, West- und Nordböhmen. In der südböhmischen Stadt Ceské Budejovice/Budweis wurde das historische Stadtzentrum überflutet, im westböhmischen Pilsen hat das Hochwasser am Dienstag den gesamten Verkehr stillgelegt, alle Stadtviertel in Flussnähe standen unter Wasser.
Die Börse beendete wegen Hochwasser am Dienstag um 12:45 vorzeitig den Wertpapierhandel.
Am Mittwoch war die Situation in Prag dramatisch. Insgesamt wurden hier an die 40 000 Personen evakuiert, darunter auch Touristen aus zahlreichen Hotels. Weite Teile der Metropole standen unter Wasser. Der Pegel der Moldau stagnierte erst am Mittag. Am Mittwochmittag konnte jedoch noch nicht völlige Entwarnung gegeben werden. Die Barrieren hielten die Moldau bis zum Abend von der UNESCO-geschützten Altstadt fern. Der Fluss, der stündlich etwa 10 Zentimeter anschwoll und 30 Mal mehr Wasser führte als an normalen Tagen, erreichte aber über niedrig gelegene Vororte Teile des Zentrums. Der Keller des historischen Nationaltheaters war am Mittag überflutet.
Die Krisenregion Südböhmen verzeichnete sinkende Pegelstände.
Der tschechische Präsident Vaclav Havel unterbrach aufgrund der kritischen Situation seinen Erholungsurlaub und kehrte am Mittwochabend nach Tschechien zurück.
Die katastrophale Hochwasser- Situation hat sich am Mittwochabend nach Nordböhmen verlagert. Wegen eines Rekord-Pegelstandes der Elbe mussten weite Teile der Stadt Usti nad Labem (Aussig) evakuiert werden.
In Prag entspannte sich die Situation leicht, der Pegel der Elbe war am Sinken.
Am Donnerstag war die Situation in Nordböhmen dramatisch. In Mittelböhmen kulminierte der Fluss am Donnerstagnachmittag. Im mittelböhmischen Neratovice wurde die dritte Alarmstufe ausgerufen. Aus dem dortigen unter Wasser stehenden Chemiewerk Spolana entwicht giftiges Chlor. Die entwichene Menge war nach der Information der Feuerwehr nicht lebensgefährlich. Im Prager Stadtteil Karlin sind am Donnerstag zwei Wohnhäuser eingestürzt.
Am Freitag war die Hochwasserlage in Nordböhmen weiter dramatisch, man erwartete einen weiteren Wasseranstieg. Am Donnerstag mussten weitere Gemeinden und Stadtteile verschiedener Städte evakuiert werden, die von der Flutwelle gefährdet waren
Insgesamt wurden bis Freitag Mittag 12 Todesopfer und 200 000 evakuierte Personen gemeldet.
Soweit die Wochenschau, in der die Ereignisse bis Redaktionsschluss Freitag Mittag zusammengefasst werden.