Wolhynien-Tschechen in der Ukraine ersuchen tschechischen Staat um Hilfe

Foto: Tschechisches Fernsehen

In der Ukraine lebt noch eine tschechische Minderheit. Etwa 40 Familien wollen nun in die Heimat ihrer Vorfahren zurückkehren. Aus Angst vor einer weiteren Eskalation des Konflikts zwischen der Ukraine und Russland haben die so genannten Wolhynien-Tschechen den tschechischen Staat um Hilfe ersucht.

Wolhynien  (Quelle: Kai Kotzian)
Die Wolhynien-Tschechen. So wird eine Minderheit bezeichnet, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aus den böhmischen Ländern in die Ukraine auswanderte. Nach 1945 siedelten viele Wolhynien-Tschechen in die Tschechoslowakei um, eine zweite Welle folgte Anfang der 1990er Jahre. Aber bis heute leben noch einige tausend Menschen dieser Minderheit in der Ukraine.

Aus Angst vor einer weiteren Eskalalation des Konflikts zwischen der Ukraine und Russland haben sich nun etwa 40 Familien in einem Brief an den tschechischen Staat gewandt. Sie bitten darin, in das Land ihrer Vorfahren zurückkehren zu dürfen. Lubomír Sazeček vom hiesigen Verein der Wolhynien-Tschechen:

Wolhynien-Tschechen  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
„Die kritischste Lage herrscht natürlich auf der Krim. Auch dort leben zwar Tschechen, dabei handelt es sich aber nicht um Wolhynien-Tschechen. Soweit ich von meinen Kontakten in Westwolhynien weiß, herrscht dort relative Ruhe. Der Konflikt betrifft die Leute dort nicht so sehr.“

Trotzdem haben sich bereits Anfang März Vereine der Tschechen aus der Region Schitomir in einem Brief an Premierminister Bohuslav Sobotka und weitere Vertreter des tschechischen Staates gewandt. Eine Repräsentantin traf am Mittwoch den Vorsitzenden des tschechischen Abgeordnetenhauses zu Gesprächen. Man fürchte zwischen die Fronten zu geraten und wünsche sich daher nun die Möglichkeit, in das Land der Vorfahren zurückkehren zu können, heißt es in dem Brief an die tschechischen Behörden.

Wolhynien-Tschechen  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
Regierungschef Bohuslav Sobotka versprach den Wolhynien-Tschechen Hilfe. Er will sowohl den Innen- als auch den Außenminister beauftragen, konkrete Schritte zur Lösung vorzubereiten:

„Wir haben bereits früher bei der Aufnahme und Integration der Auslandstschechen geholfen, die zum Beispiel aus dem Banat in Rumänien, aus der Ukraine beziehungsweise vom Balkan gekommen waren. Zu einer solchen Hilfe sind wir auch in diesem Fall bereit.“

Tomáš Grulich  (Foto: Archiv Radio Prag)
Einer Übersiedlung sollen keine Steine in den Weg gelegt werden. Wenn sich jemand bedroht fühle, könne er einreisen, sagte der Vorsitzende der Senatskommission für Auslandstschechen, Tomáš Grulich, gegenüber dem Tschechischen Rundfunk. Alles hänge davon ab, wie schnell man sich die erforderlichen Dokumente beim Standesamt besorgen könne:

„Wenn diese Menschen ihre tschechische Abstammung belegen, können sie ziemlich schnell eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung erhalten und in die Tschechische Republik einreisen. Sie können auch eine neue Möglichkeit nutzen, und zwar die doppelte Staatsbürgerschaft. Das ist seit diesem Jahr 2014 möglich. Sie ist für Menschen, die eine tschechische Herkunft belegen können.“