Zeman versus Zaorálek: Wolhynien-Tschechen werden zum Politikum
Etwa 5000 Menschen mit tschechischen Wurzeln leben in der Ukraine, die meisten davon in der Region Wolhynien im Nordwesten des Landes. Seitdem in der Ukraine der bewaffnete Konflikt tobt, gibt es Spekulationen, Dutzende der Wolhynien-Tschechen wollten in das Land ihrer Vorfahren zurückkehren. Rechtlich steht dem Nichts entgegen, Einreisewillige können sich ganz regulär an die tschechischen Behörden wenden. Doch ob die Wolhynien-Tschechen ausreichend Unterstützung erhalten, darüber ist sich die Politik hierzulande uneins.
Zeman reagierte prompt. Nach Meinung des Staatspräsidenten erhalten die Wolhynien-Tschechen hierzulande zu wenig Unterstützung. Die Schuld dafür gibt er dem tschechischen Botschafter in Kiew:
„Ich habe dem Außenminister schon gesagt, dass ich tief enttäuscht bin von der Arbeit der tschechischen Botschaft in Kiew. Sie hat kein gutes Verhältnis zu den Wolhynien-Tschechen. Darum habe ich mich entschlossen, die Liste von 232 Personen, die um eine Repatriierung ersuchen, am 18. Oktober Innenminister Chovanec zu übergeben.“
Botschafter Ivan Počuch wies die Kritik zurück. Die Wolhynien-Tschechen seien ihm ein großes Anliegen. Doch er habe erst aus den Medien von der Rückkehrerliste erfahren, sagte er dem tschechischen Nachrichtenserver idnes. Sein Dienstherr Zaorálek stellte sich hinter Botschafter Počuch. Die Türen für Wolhynien-Tschechen stünden offen, so Zaorálek wörtlich.Dem Außenministerium lägen keine glaubwürdigen Informationen vor, die irgendeinen Zweifel an der Arbeit der Botschaft in Kiew aufkommen ließen, ergänzte eine Ministeriumssprecherin am Sonntag im Tschechischen Fernsehen. Das Ressort prüfe derzeit das erneute Gesuch. Auch Premier Bohuslav Sobotka schaltete sich am Wochenende ein. Im Tschechischen Fernsehen äußerte der Premier Zweifel an der Glaubwürdigkeit der vorliegenden Liste:
„Zunächst muss man alle Umstände in dieser Sache genau prüfen. Denn derzeit liegen ganz unterschiedliche Angaben darüber vor, wie diese Unterschriftensammlung der Menschen, die aussiedeln wollen, zustande gekommen ist.“Der Vertreterin der Wolhynien-Tschechen in Schitomir, Ludmila Čiževská, etwa ist zum Beispiel gar keine Liste von emigrationswilligen Landsleuten bekannt, wie sie auf Nachfrage von idnes mitteilte. Fraglich ist weiterhin, ob Zeman so sehr am Wohl der Wolhynien-Tschechen interessiert ist, wie er vorgibt. Die Tageszeitung Lidové noviny berichtete im August, dass Zeman gegen den Willen von Außenminister Zaorálek lieber einen anderen Botschafter in Kiew sähe. Es handelt sich um Antonín Murgaš, den Sprecher der Brünner Firma Alta. Sie stellt Werkzeugmaschinen und technologische Anlagen her und liefert diese hauptsächlich nach Russland und in die Ukraine.