Wüste Flüche und Druck auf Medien: Audioaufnahmen kompromittieren Babiš

Andrej Babiš (Foto: ČTK)

Der Zeitpunkt könnte nicht schlechter sein: Mitten in der Regierungskrise und kurz vor möglichen vorgezogenen Neuwahlen ist kompromittierendes Material zu Ano-Parteichef Andrej Babiš aufgetaucht. Der Vizepremier und Finanzminister soll darin seine Ministerkollegen wüst beschimpft und direkt Einfluss auf seine ehemalige Zeitung MF Dnes genommen haben.

Andrej Babiš  (Foto: ČTK)
Es geht um zwei Audioaufnahmen, die zunächst in sozialen Medien von einer anonymen Gruppe veröffentlicht und später vom Nachrichtenportal Forum24 verbreitet wurden. Zu hören sein soll Andrej Babiš, und er nimmt darin kein Blatt vor den Mund. Im ersten Mittschnitt geht es um Aussagen Babišs zu seinen sozialdemokratischen Politikerkollegen. Zum Beispiel äußert er sich so über Außenminister Lubomír Zaorálek, Zitat:

„Wenn ich den Zaorálek treffe, dann schicke ich ihn zum Teufel. So ein Idiot, vollkommen unfähig ist der.“

Auch Premier Bohuslav Sobotka kommt in der Aufnahme schlecht weg:

„Ein Trottel ist Sobotka. Er ist das größte Schwein, das ich je kennengelernt habe.

Michaela Marksová  (Foto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Genauso muss sich Sozial- und Arbeitsministerin Michaela Marksová einiges gefallen lassen:

„Diese Kuh Marksová macht sowieso nichts die ganze Zeit außer zu saufen.“

Noch pikanter ist jedoch die zweite Aufnahme, zu hören ist ein Gespräch zwischen einem Redakteur der Zeitung MF Dnes und Andrej Babiš. Pikant deshalb, da Babiš bis vor kurzem noch Eigentümer des Verlags Mafra war, zu dem die MF Dnes gehört. In dem Mittschnitt packt der Journalist kompromittierendes Material aus, vor allem gegen sozialdemokratische Politiker. Babiš gibt ihm schließlich Instruktionen, wann die Informationen veröffentlicht werden sollen, um die richtige Wirkung vor den Wahlen zu haben. So geht es beispielsweise um Innenminister Milan Chovanec und seinen Machtkampf mit dem ehemaligen südböhmischen Kreishauptmann Jiri Zimola und Premier Sobotka. Die Redaktionsleistung von MF Dnes reagierte nach dem Bekanntwerden der Aufnahme sofort und entließ den Journalisten.

Milan Chovanec  (Foto: ČTK)
Chovanec äußerte sich geschockt über die Enthüllungen:

„Darin wird deutlich, was wir Babiš vorgeworfen haben, unter anderem im Streit um die Reorganisation der Polizei: Babiš verwendet seine sogenannten unabhängigen Medien gegen politische Gegner. Der Minister sollte zu den Vorwürfen umgehend Stellung beziehen.“

Noch direkter wurde Regierungschef Sobotka, der in der Regierungskrise der schärfste Gegner von Babiš ist. Auf Twitter schrieb er, Zitat:

„Oft habe ich von Andrej Babiš gehört, dass er keinen Einfluss auf seine Medien nehme. Jetzt zeigt sich, dass dies glatt gelogen war.“

Babiš selbst hat die Authentizität der Aufnahmen bisher weder bestätigt noch bestritten. Gegenüber dem Tschechischen Rundfunk äußerte er sich jedoch sichtlich erzürnt über die Vorwürfe:

Pavel Šafr  (Foto: Alžběta Švarcová,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„Ich kann nur sagen, dass ich es sehr komisch finde, wenn jemand dem Vizepremier dauernd hinterherläuft und scheinbar alle seine Gespräche aufzeichnet. Ich selbst habe die Aufnahmen nicht gehört und halte sie für Schmutz. Es ist wieder ein Teil der Kampagne, die gegen meine Person gerichtet ist.“

Zudem will der Minister Strafanzeige gegen die Urheber der Aufnahmen erstatten.

Tatsächlich sind die Bänder mit Vorsicht zu genießen und die Echtheit muss erst nachgewiesen werden. Das Portal Forum24, das maßgeblich an der Veröffentlichung der Aufnahmen beteiligt war, steht nämlich der Journalist Pavel Šafr. Der ehemalige Chefredakteur der späteren Babiš-Blätter MF Dnes und Lidové Noviny, der Polit-Zeitschrift Reflex oder der Boulevard-Zeitung Blesk führt seit Jahren einen persönlichen und juristischen Kleinkrieg gegen den Vizepremier. Und dieser übersteige deutlich saubere redaktionelle Arbeit und gehe persönlich weit unter die Gürtellinie, sagen unter anderem Journalistenkollegen.