Zahl der Asylantragsteller rapide gestiegen

Innenminister Stanislav Gross

Die tschechische Regierung hatte noch vor wenigen Monaten festgestellt, man brauche einen Einwanderungsschub, um mit ausländischen Arbeitern die Folgen der sinkenden Geburtenrate in Tschechien ausgleichen zu können. Nun hat man hierzulande seinen Ausländerzustrom, aber einen anderen, als sich Innenminister Stanislav Gross dies gewünscht hätte. Olaf Barth berichtet.

Von einem alarmierenden Signal sprach der Herr Innenminister auf einer Pressekonferenz am Dienstag, als er die neuesten Zahlen der Asylantragsteller in Tschechien vorlegte. In den ersten fünf Monaten des vergangenen Jahres hatten etwa 2370 Flüchtlinge einen Antrag auf Asyl gestellt, im gleichen Zeitraum des Jahres 2001 aber schon rund 6700 - also beinahe dreimal so viel. Da dies nicht nur dem Minister, sondern auch der Regierung entschieden zu viele sind, hat diese angekündigt, einen Gesetzesentwurf zum Asylgesetz vorzulegen, der es u.a. ermöglichen soll, Asylanträge von Flüchtlingen bereits in der Abfertigungshalle der Flughäfen abzulehnen. Außerdem soll das Entscheidungsverfahren beschleunigt werden, da - wie Gross meint - viele Flüchtlinge nur deshalb einen Antrag stellen, um sich länger in der Tschechischen Republik aufhalten zu dürfen. Diese unberechtigten Asylantragsteller sollen künftig schneller aussortiert werden. Aber auch neue Asylantenheime müssten errichtet werden, so der Innenminister, da die bisherigen nicht für den derzeitigen Andrang ausgelegt seien. Wenn es nach Gross geht, soll das neue Gesetz bereits im Herbst in Kraft treten.

Der Soziologe Ivan Gabal merkte gegenüber der Tageszeitung Mlada Fronta DNES an, dass der Flüchtlingszustrom in der Tschechischen Republik noch lange nicht so stark sei, wie in einigen Nachbarstaaten, allen voran in Deutschland. Aber die tschechischen Bürger müssten sich nun langsam daran gewöhnen, dass unter ihnen noch andere Menschen leben als nur Tschechen.

Autor: Olaf Barth
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