Zemans Aussprüche sorgen weiterhin für Unruhe

Milos Zeman (Foto: CTK)

Wegen der Äußerungen des tschechischen Premiers Milos Zeman über die Sudetendeutschen will der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder möglicherweise seinen Besuch in der Tschechischen Republik im März absagen, informierten am Donnerstag die Tageszeitungen Frankfurter Allgemeine und Süddeutsche Zeitung. Der tschechische Außenminister Jan Kavan hofft auf eine Klärung der Situation. Mehr dazu im folgenden Beitrag von Dagmar Keberlova.

Milos Zeman  (Foto: CTK)
Das Bundesregierungssamt lehnte es ab, die Behauptung der beiden Zeitungen zu kommentieren. Der tschechische Premier, der sich gerade in der Schweiz befand, wollte sich hierzu nicht äußern. Ich weiß nichts davon und prinzipiell kommentiere ich keine Informationen aus der Presse, schon gar nicht aus der ausländischen, sagte Zeman am Donnerstagabend in Genf. Der tschechische Außenminister Jan Kavan hingegen konstatierte, er unterschätze diese Informationen nicht, betrachtet sie allerdings als ein Missverständnis:

"Ich will nicht Hals über Kopf auf Nachrichten aus zweiter Hand reagieren, aber ich möchte versichern, dass wir sie ernst nehmen und dass wir alles dafür tun werden, damit jegliche Missverständnisse geklärt werden. Ich hoffe, dass meine Verhandlungen mit Joschka Fischer erfolgreich verlaufen werden und dass sie zur Sicherung der Reise von Bundeskanzler Schröder nach Tschechien führen."

Kavan sagte des weiteren, dass er mit dem deutschen Außenminister Fischer am 28. Februar in Prag zusammenkommen werde und dass sie unter anderem auch über die Fragen sprechen werden, die die Medienszene bewegt haben und die Premier Zeman in seinem Gespräch für die österreichische Presse behandelt hatte. Zemans Aussagen über die Sudetendeutschen als "Verräter" und Hitlers "fünfte Kolonie" haben in Deutschland und Österreich starke Kritik hervorgerufen. Durch diese Aussagen werde nach Meinung des deutschen Außenministers den Sudetendeutschen eine kollektive Schuld zugeschoben. Dagegen wandte sich am Freitag Vizeaußenminister Pavel Telicka. Die Fragen der Vertreibung der Sudentendeutschen hat Telicka zufolge die deutsch-tschechische Deklaration vor 5 Jahren gelöst, die die Kollektivschuld ablehnt.