Zum Klimaschutz durch Ausstieg aus der Kohle

Kohleförderung in Nordböhmen (Foto: Tomáš Adamec, Archiv des Tschechischen Rundfunks)

Vertreter von knapp 200 Staaten verhandeln bei der Weltklimakonferenz im polnischen Katowice über den Klimaschutz. Zugleich demonstrieren in manchen Staaten die Bürger. Sie wollen ihre Regierungen dazu drängen, die Verpflichtungen zur Reduzierung des Treibhausgas-Ausstoßes einzuhalten. Soll Tschechien im Klimaschutz aktiver werden? Darüber haben Experten beim Inlandssender des Tschechischen Rundfunks debattiert.

Weltklimakonferenz in Katowice  (Foto: ČTK / AP / Czarek Sokolowski)
Europäische Staaten machen für den Klimaschutz wesentlich mehr als andere Staaten der Welt. Darin waren sich die Fachleute einig. František Hrdlička ist Energieexperte bei der tschechischen Wirtschaftskammer. Er verweist auf ein Missverhältnis in der Welt:

„Würde die Tschechische Republik kein CO2 mehr ausstoßen, würde die Erderwärmung nur um ein Tausendstel Grad Celsius zurückgehen. Wenn die USA dasselbe täten, würde die Erderwärmung um 0,4 Grad Celsius begrenzt.“

Trotzdem plädiert Jan Rovenský, der Energie-Beauftragte von Greenpeace in Tschechien, für einen Ausstieg aus der Kohle. Es sei der erste und einfachste Schritt.

Hrdlička hebt das staatliche Energiekonzept hervor, das in Tschechien vor drei Jahren gebilligt wurde. Darin ist vorgesehen, die Mehrheit der hiesigen Kohlekraftwerke ab 2040 stillzulegen. Der Experte der Wirtschaftskammer mahnt, dieses Energiekonzept einzuhalten. Mehrere Aspekte würden den Staat bisher aber daran hindern, räumt Hrdlička ein:

Kohleförderung in Nordböhmen  (Foto: Tomáš Adamec,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„Warum wird in Nordböhmen die Kohleförderung nicht stillgelegt? Weil dies einen wirtschaftlichen Niedergang für die Region bedeuten würde. Man spricht immer wieder von der Energie- und Klimapolitik, aber auch soziale Aspekte sind wichtig. Schon heute leben 200.000 Haushalte an der Grenze zur Energienot. Und gleichzeitig steigen die Strom- und Gaspreise.“

Laut dem Konzept sollte Kohle heute eigentlich nur noch in Wärmekraftwerken verfeuert werden. Greenpeace-Experte Rovenský kritisiert aber den Staat: Anstatt die Kohlekraftwerke schrittweise zu schließen, verkaufe er diese an Privatfirmen:

„Der Staat schießt sich ins eigene Knie und sabotiert sein eigenes Konzept, das in die richtige Richtung geht.“

Jan Rovenský  (Foto: Archiv von Jan Rovenský)
Laut Rovenský besteht in Tschechien großes Potential für erneuerbare Energiequellen. Dies beträfe vor allem Biomasse:

„Biomasse lässt sich durchgehend nutzen, wenn Energie gebraucht wird. Nicht nur, wenn die Sonne scheint oder der Wind weht. Im Gegensatz zu unseren Nachbarländern haben wir hierzulande große Flächen ungenutzten Agrarbodens.“

Der tschechische Staat will auch weiter Atomenergie nutzen. Rovenský räumte ein, die Kernkraftwerke in Temelín und in Dukovany seien derzeit noch nötig, um die Beschlüsse der Pariser Klimakonferenz erfüllen zu können. Die geplanten neuen Atommeiler seien hingegen unnötig, glaubt er:

„Die Lebensdauer der bestehenden AKWs hilft dabei, die Zeit bis zum Einstieg in die erneuerbaren Energien zu überbrücken. Etwa im Jahr 2040 werden wir in der Lage sein, die meiste Energie ohne Atommeiler und Kohlekraftwerke zu produzieren.“

Die Klimakonferenz in Katowice findet drei Jahre nach der Klimakonferenz in Paris statt. Damals war beschlossen worden, die Erderwärmung auf unter zwei Grad Celsius zu begrenzen, möglichst sogar auf 1,5 Grad. Die bisher weltweit zugesagten Maßnahmen zur Reduzierung klimaschädlicher Treibhausgase reichen dazu aber bei weitem nicht aus.