Tschechischer Experte zu Ausgang des Weltklimagipfels COP 27: Wichtige Ergebnisse erzielt
In Ägypten ist am Wochenende die Weltklimakonferenz zu Ende gegangen. Nach einem Sitzungsmarathon einigten sich die Staaten in Scharm el-Scheich auf eine Abschlusserklärung.
Insgesamt 198 Länder haben sich am frühen Sonntagmorgen auf weitere Maßnahmen zur Bekämpfung der globalen Erwärmung geeinigt, wobei am Freitag die Konferenz noch zu scheitern drohte. Nach schwierigen Verhandlungen wurde es geschafft, die Verpflichtungen von Glasgow aufrechtzuerhalten. Die Tschechische Republik, die momentan den EU-Ratsvorsitz innehat, hat in Ägypten die gesamte Europäische Union vertreten. Der Beauftragte der tschechischen Regierung für internationale Klimaschutzmaßnahmen und Leiter der EU-Delegation, Jan Dusík, kommentierte das Ergebnis folgendermaßen:
„Es ist ein Erfolg für uns, dass wir nicht von dem Pfad abgewichen sind, der uns noch eine Chance gibt, die Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Wenige Stunden vor Ende der COP 27 war nicht einmal der Wille der Länder vorhanden, sich an die Vereinbarungen von Glasgow zu halten. Am Ende konnten wir die Argumente dafür vorbringen, dass wir den Klimawandel begrenzen, nicht nur seine verheerenden Auswirkungen bekämpfen müssen. Wir freuen uns, dass wir die aktuellen Ziele letztlich verteidigt haben. Wir müssen weiter daran arbeiten, sie zu stärken – das ist eine Aufgabe nicht nur für die EU, sondern auch für den Rest der Welt.“
Tschechien hat auf dem Gipfel einer globalen Verpflichtung zugestimmt, die anthropogenen Methanemissionen bis 2030 gemeinsam um mindestens 30 Prozent gegenüber 2020 zu reduzieren. 150 Länder haben den Global Methane Pledge bereits unterzeichnet.
Der Vizepräsident der Europäischen Kommission, Frans Timmermans, bezeichnete allerdings die erreichte Vereinbarung zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen als unzureichend. Seiner Ansicht nach zwinge sie die großen Treibhausgasemittenten nicht dazu, die Emissionen schneller zu reduzieren. Für den Tschechischen Rundfunk sagte dazu der Klimawissenschaftler Bedřich Moldan, der einst der erste tschechische Umweltminister war:
„Die Europäische Union ist, wie wir wissen, ein weltweites Vorbild. Ich hoffe sehr, dass die Welt diesem Vorbild allmählich folgen wird, wie sie es in vielen anderen Bereichen bereits getan hat. Die Vereinbarung ist immer noch unzureichend, insbesondere bei den größten Emittenten. Andererseits können wir feststellen, dass China, das so oft in einem negativen Sinne erwähnt wurde, sich dennoch in dieser Frage verändert hat. Seine Verpflichtungen, ja sogar die Erfüllung dieser Verpflichtungen, nehmen definitiv zu. Auch die Politik der USA hat sich in der letzten Zeit gewandelt. Sie ist weit entfernt von der Trump-Ära, in der der Klimawandel halb geleugnet wurde. Die Vereinigten Staaten haben sich vor kurzem zu den Zielen verpflichtet und verfügen bereits über ein entsprechendes Gesetz.“
Die Errichtung eines Entschädigungsfonds für ärmere Länder ist das wichtigste Ergebnis des Gipfels. Daraus soll der Ausgleich von Klimaschäden und -verlusten finanziert werden. Bedřich Moldan:
„Dies ist sicherlich ein bedeutendes Ergebnis. Die Welt ist heute nicht nur dadurch gekennzeichnet, dass die Treibhausgasemissionen katastrophal ansteigen und die Gefahr schwerwiegender Auswirkungen des Klimawandels immer größer wird. Unser Planet ist auch von den großen Ungleichheiten zwischen reichen und armen Ländern geprägt. Dieser Beschluss ist also eindeutig zu begrüßen.“
Konkrete Summen sowie Finanzquellen wurden aber noch nicht bestimmt.
Die EU hat auf der Konferenz einen weltweiten Ausstieg aus der Nutzung aller fossilen Brennstoffe vorgeschlagen. Ein Abschied von Öl und Gas steht aber explizit nicht in der Abschlusserklärung. Deswegen wird der Ausgang des Gipfels von Umweltexperten als Fiasko bezeichnet. Für die Entwicklungsländer wurde ein neues Arbeitsprogramm zur Emissionsreduzierung aufgestellt, um ihnen Anreize für eine weitere Verringerung ihrer Emissionen zu geben. Bedřich Moldan:
„Ich glaube, dass die Situation in der Welt in Bezug auf das Klima und alle Energiefragen im Moment sehr kritisch und sehr ungünstig ist. Daher betrachte ich es als Erfolg, dass diese Abschlusserklärung erzielt wurde, auch wenn es sich im Wesentlichen immer noch nur um einen ersten Schritt handelt.“