Zuzana Jürgens: Neue Leiterin des Tschechischen Zentrums in München stellt sich vor
Seit dem 1.Dezember hat das Tschechische Zentrum in München eine neue Leiterin - Zuzana Jürgens. In Deutschland lebt sie schon sieben Jahre und hat in dieser Zeit Erfahrungen gesammelt, um das Amt antreten zu können. Zuzana Jürgens war bei uns zu Besuch.
Der Name „Tschechisches Zentrum“ dürfte insbesondere jenen Hörern nicht unbekannt sein, die in Berlin, München und Wien leben, beziehungsweise in der Nähe dieser drei Städte. In diesen Städten sowie in 21 weiteren, die über den gesamten Globus verteilt sind, dienen die Zentren seit den 1990er Jahren einer gemeinsamen Aufgabe - die Tschechische Republik zu repräsentieren. Der Schwerpunkt dieser Repräsentation lag einige Jahre sozusagen im Export tschechischer Kultur. Mit der Zeit haben die Tschechischen Zentren ihren Aktionsradius erweitert. Mittlerweile kümmern sie sich auch um die Bildung und um die Förderung von Wirtschaftskontakten, sie wollen Tschechien als attraktives Reiseland vorstellen und nicht zuletzt bieten sie eine Art Informationsservice im Land des Zentrums.
Mit diesem Gesamtauftrag hat vor einigen Tagen Zuzana Jürgens die Leitung des Tschechischen Zentrums in München übernommen. Vor ihrer Abreise in die bayerische Landeshauptstadt fand Zuzana Jürgens aber noch Zeit, bei Radio Prag vorbeizuschauen.Herzlich willkommen bei Radio Prag, Frau Jürgens. Auf welchen Tag fällt eigentlich ihr Amtsantritt als Leiterin des Tschechischen Zentrums in München?
„Das ist am Dienstag kommender Woche, also ab 2. Dezember.“
Freuen Sie sich schon?
„Natürlich. Ich freue mich sehr. Ich bin auch gespannt, wie mein Leben in München sein wird.“
Sagen Sie mir bitte etwas über Ihren Werdegang. Welcher Weg hat Sie bis nach München geführt?
„Ich habe hier in Prag in Bohemistik promoviert, lebe aber inzwischen seit acht Jahren vor allem in Deutschland - zunächst in Konstanz und in den letzten drei Jahren in Berlin. Wie man meinem Namen entnehmen kann, habe ich einen deutschen Ehemann, mit dem ich eben in Deutschland lebe. Ich unterrichte auch tschechische Literatur an verschiedenen Universitäten und habe zuvor 15 Jahre lang als Redakteurin und Herausgeberin in Tschechien gearbeitet. Auch in diesem Job habe ich viele Erfahrungen gesammelt. In den letzten zwei Jahren habe ich in einem Projekt gearbeitet, das die Kulturstiftung des Bundes fördert. Es heißt Zipp – deutsch-tschechische Kulturprojekte.“
Radio Prag hat darüber auch berichtet!„Ja, das weiß ich. Als Programmmitarbeiterin war ich sehr nah an der Sache, am Kulturaustausch also. Was ich zuvor sozusagen in einem Nebenjob parallel zu meinem Studium und der Lehrtätigkeit machte, habe ich in den letzten zwei Jahren hauptberuflich gemacht. Diese Tätigkeit werde ich jetzt eigentlich im Tschechischen Zentrum in München fortsetzen. Dort wird es sich aber vor allem um die Präsentation tschechischer Kultur handeln, weniger um den tschechisch-deutschen Austausch.“
Wie kam es, dass Sie dieses Amt antreten werden? Haben Sie sich bei einer Ausschreibung beworben?
„Ich habe mich ganz normal beworben. Jede freie Direktorenstelle beim Tschechischen Zentrum wird ausgeschrieben, und ich war bei dem Verfahren erfolgreich.“
War es schwer?
„Für mich war es eher überraschend. Über das Ergebnis habe ich mich daher sehr gefreut. Ich bin aber auch davon überzeugt, dass ich gut arbeiten kann und auch gut arbeiten werde. Trotzdem muss ich gestehen, dass ich sehr gute Mitbewerber hatte.“
Konkurrenz von Niveau!
„Genau. Umso mehr ist es für mich nun ein besonderer Auftrag, den leitenden Posten zu übernehmen.“
Deutschland ist für Sie also keine „Terra incognita“, kein unbekanntes Land. Mit welchen Aufgaben im Reisegepäck fahren Sie jetzt nach München?
„Die Hauptaufgabe der Tschechischen Zentren auf der ganzen Welt ist, die Tschechische Republik als ein modernes Land mit einer großen kulturellen Tradition zu präsentieren.“
Gibt es da irgendwelche Schwerpunkte? Wenn man Kultur sagt, dann muss man an ein breites Spektrum mit verschiedensten Bereichen denken.
„Ein Gleichgewicht sollte schon vorhanden sein. Ich persönlich möchte mich darum bemühen, die moderne tschechische Fotografie nach München zu bringen. Hoffentlich gelingt es auch mit Theater und Tanz. Von beiden Disziplinen denke ich, dass sie die Tschechische Republik gut auch im Ausland repräsentieren können. Außerdem möchte ich auch Veranstaltungen auf unser Programm setzen, zu denen die Besucher regelmäßig kommen können, wie zum Beispiel Filmvorführungen oder literarische Lesungen.“
Ich nehme an, Sie haben auch schon konkrete Themen im Kopf.
„Für die erste Hälfte des kommenden Jahres schon. Da ich nach München gehe, einen Ort mit einer spezifischen Geschichte in Bezug auf Tschechien, möchte ich mich den tschechisch-deutschen Beziehungen aus der heutigen Sicht etwas mehr widmen. Ich möchte da ein Zeichen setzen. Die Frage sollte lauten: Wie sieht das tschechisch-deutsche Verhältnis heute aus? Ich bin für diese Frage sehr offen. Ich muss sagen, dass ich mich eben auch im Hinblick auf die Beziehung Münchens und Bayerns zu Tschechien auf München freue. Ich habe inzwischen viele Leute kennen gelernt, die sich sehr für Tschechien interessieren - für die tschechische Kultur und überhaupt für das aktuelle Geschehen bei uns. Das ist eine gute Voraussetzung für die Zusammenarbeit.“
Sie erwarten also hohes Interesse für das Tschechische Zentrum in München.
„Das ist in der Tat mein Ziel. Einerseits bin ich mir dessen bewusst, dass dort, wo ich hingehe, das Interesse bereits vorhanden ist. Davon konnte ich mich schon im Vorfeld meines Amtsamtritts bei mehreren Reisen nach München überzeugen. Daher bin ich sehr zuversichtlich, dass alles gut vonstatten gehen wird. Wir werden auch in Bayern und Baden-Württemberg an viele Initiativen anknüpfen, an zahlreiche deutsch-tschechische Vereine, die gute Arbeit leisten und die uns die Zusammenarbeit und unsere Präsenz vor Ort extrem erleichtern. Ich bin sehr froh, dass ich sie dort vorfinden kann.“
Können Sie vielleicht unserer Hörerinnen und Hörer schon zu einer konkreten Veranstaltung in München einladen?
„Sehr gerne. In diesem Jahr geht es um folgende Programme. Am 17. Dezember spielt im Haus des Tschechischen Zentrums die Theatergruppe „Buchteln und Puppen“ ein Weihnachtsspiel mit dem Titel „Andělíček Toníček“, und zwar auf Tschechisch. Am 18. Dezember im Figurentheater des Stadtmuseums München spielt sie das Stück „Tibet, das Geheimnis der roten Schachtel“, diesmal auf Deutsch. Darauf freue ich mich persönlich sehr. Im neuen Jahr fangen wir am 21. Januar mit einer Ausstellung an, die bereits auch in Prag gezeigt wurde. Sie findet unter dem Motto ´Diejenigen, die geblieben sind´ statt und dokumentiert das Schicksal von Deutschen, die nach dem Zweiten Weltkrieg hierzulande geblieben sind. Ich finde die Ausstellung sehr interessant und hoffe, dass sie nicht nur von Erwachsenen, sondern auch von Schülergruppen besucht wird.“Frau Jürgens, ich wünsche Ihnen viel Erfolg, dass vieles oder gleich alles in Erfüllung geht, was Sie sich vorgenommen haben.
Danke. Ich hoffe, dass es gelingt. Ich bin guter Dinge und freue mich sehr.