Zwang zum Tschechischen? Kommunisten wollen neues Sprachgesetz

Foto: Google Street View

Der öffentliche Raum soll tschechischer werden. Und das vor allem sprachlich und unter Androhung einer Geldstrafe. Das fordern die Kommunisten im tschechischen Parlament und haben dazu einen Gesetzesvorschlag eingebracht. Doch nicht alle wollen, dass Englisch, Deutsch oder Russisch zumindest teilweise aus den tschechischen Städten oder von Kinoleinwänden sowie Fernsehgeräten verschwinden.

Spider-Man oder „Spinnen-Mann“?  (Foto: Alberto-g-rovi,  CC BY-SA 3.0)
Stellen Sie sich vor, Sie wollen ins Kino gehen und müssen sich zwischen dem „Spinnen-Mann“ oder dem „Fledermaus-Mann“ entscheiden. Würden Sie auf Anhieb die amerikanischen Originale erkennen? Oder Sie kommen zu Besuch nach Prag, wollen ihr Geld wechseln, müssen aber erst einmal entziffern, dass die Smenarna auch tatsächlich Wechselstube heißt.

Ganz so rigoros ist der neue Gesetzesvorschlag von den Kommunisten zum Schutz der tschechischen Sprache zwar nicht. Trotzdem fordert die rote Fraktion im tschechischen Abgeordnetenhaus: mehr Tschechisch, aber weniger Englisch, Russisch oder Deutsch in Tschechien. Erarbeitet hat den Vorschlag der Parlamentarier Zdeněk Ondráček:

Zdeněk Ondráček  (Foto: Prokop Havel,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„Wir sind der Meinung, dass zum Beispiel in Medien, öffentlichen Verkehrsmitteln oder Behörden zunächst einmal amtlich Tschechisch gesprochen werden sollte. Es geht vor allem darum, die tschechische Sprache und Sprachkultur hierzulande zu bewahren. Andernfalls müssten wir zusehen, wie die tschechische Sprache und Kultur, aber auch die tschechischen Traditionen schrittweise verloren gehen.“

Amtliche und sonstige Schriftzüge im öffentlichen Raum sollten daher tschechisch geschrieben sein, um auch von allen Einheimischen lückenlos verstanden werden zu können. Genauso sollen Filmtitel übersetzt werden ebenso wie Speisekarten, Werbetafeln und Ähnliches. Bei wiederholtem vorsätzlichem Zuwiderhandeln soll dem betreffenden Kino- oder Restaurantbetreiber eine Geldstrafe in Höhe von 15.000 Kronen (555 Euro) drohen.

Jiří Zlatuška  (Foto: Alžběta Švarcová,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Nichts als heiße Luft sieht hinter dem Vorschlag der Abgeordnete Jiří Zlatuška von der Regierungspartei Ano. Er hält den Vorschlag der Kommunisten für einen Marketing-Gag:

„Meiner Meinung nach brauchen wir eine solche Regelung nicht. Die Verfasser des Vorschlags wollen mit dieser Dummheit nur eine bestimmte Gruppe von Menschen ansprechen. Um genau zu sein: ihre eigene Wählerschaft.“

Gerade die Kommunisten hätten sich als die größten Sprach-Panscher in der Geschichte bewiesen, so Zlatuška. Diese haben unter anderem die russischen Begriffe „Chozrasčot“ für die Kombinatsführung nach Plan oder die berühmte Perestroika salonfähig gemacht. Nun sollen ähnlich abenteuerliche Begriffe für ursprünglich englische Bezeichnungen eingeführt werden. Der Software-Gigant hieße im Tschechischen dann „Mrnave a Mekke“, zu Deutsch „Winzig-Weich“.

Foto: Google Street View
Zdeněk Ondráček hingegen bezeichnet die Kritik an dem Vorschlag als bloße Kommunisten-Fresserei. Der Gesetzentwurf sei ganz im Interesse der tschechischen Bevölkerung, so der Abgeordnete. Immerhin sprächen bis zu 30 Prozent der Tschechen schlicht kein Englisch oder sonst eine andere Fremdsprache.

Und zurück zum Geldwechseln bei Ihrem nächsten Prag-Besuch: Da wollen die Abgeordneten um Zdeněk Ondráček doch nicht so hart sein:

„Wenn eine Aufschrift tatsächlich nur Ausländer ansprechen soll, dann spricht nichts dagegen, dass sie sowohl in der Fremdsprache, als auch auf Tschechisch verfasst ist.“