Zwei junge Tschechinnen sind neues Traumpaar im Damendoppel
Spätestens ab Montag hat die Tour de France die internationale Sportbühne wieder komplett für sich. Bis zum Sonntag aber boten ihr zwei Events Paroli: Die Fußball-Weltmeisterschaft und das Tennisturnier in Wimbledon.
Ziemlich hoch waren die Erwartungen auch vor dem diesjährigen Turnier. Mit Petra Kvitová, die seit Januar schon fünf Turniersiege feiern konnte, und Karolína Plíšková, die vor einem Jahr eine Zeitlang die Nummer eins der Weltrangliste war, hielt Tschechien zwei starke Trümpfe in der Hand. Doch sie stachen nicht: Kvitová schied überraschend schon in der ersten Runde aus, Plíšková schaffte es wenigstens bis ins Achtelfinale. Dafür machten es die Tschechinnen im Doppel umso besser. Im Finale waren sie gleich zu Dritt vertreten, und die vierte Finalistin, die US-Amerikanerin Nicole Melichar, ist immerhin tschechischer Herkunft. Sie wurde vor knapp 25 Jahren in Brno / Brünn geboren.
Das also nahezu rein tschechische Duell hat das Duo Barbora Krejčíková und Kateřina Siniaková in drei Sätzen mit 6:4, 4:6 und 6:0 gegen Květa Peschkeová und Nicole Melichar gewonnen. Für Krejčíková und Siniaková ist dies schon der Beginn einer kleinen Erfolgsstory, denn sie triumphierten auch beim vorherigen Grand-Slam-Turnier in Paris. Und wie bei den French Open widmete die 22-jährige Krejčíková den Sieg ihrer ehemaligen Trainerin, der im vergangenen November an einer Krebserkrankung verstorbenen Jana Novotná:
„Das ist etwas ganz Besonderes. Vor einem Jahr hat sie mir noch gesagt, sie würde es sich sehr wünschen, dass auch ich irgendwann große Erfolge feiern würde. Auf einmal platzt der Knoten und ich gewinne zwei bedeutende Turniere in Folge. Ganz speziell ist zudem, dass ich den zweiten Titel hier in Wimbledon geholt habe. Dem Ort also, an dem Novotná vor 20 Jahren ihren einzigen Grand-Slam-Turniersieg in einem Einzel gewonnen hat.“An den damals für Novotná sehr emotionalen Sieg haben die Veranstalter in Wimbledon mit einem Erinnerungsvideo gedacht. Für Barbora Krejčíková aber war die ehemalige Trainerin mehr als nur eine große Tennisspielerin:
Barbora Krejčíková: „Jana Novotná war im Grunde genommen wie eine zweite Mutter für mich. Wir haben sehr viel Zeit miteinander verbracht. Es ist schwer zu beschreiben, wie sie auf mich gewirkt hat, wie unsere Zusammenarbeit funktionierte.“
„Jana war im Grunde genommen wie eine zweite Mutter für mich. Wir haben sehr viel Zeit miteinander verbracht. Es ist schwer zu beschreiben, wie sie auf mich gewirkt hat, wie unsere Zusammenarbeit funktionierte. Jana war sehr eigen im positiven Sinne. Sie versuchte, ihren Optimismus auch auf andere zu übertragen.“
Dank ihrer Turniersiege in Paris und London haben sich Barbora Krejčíková und Kateřina Siniaková bereits jetzt, nach der Hälfte der Saison, das Ticket für das abschließende Masters Turnier im Herbst in Singapur gesichert. Dort spielen die acht besten Tennispaare den Titel „Bestes Damendoppel des Jahres“ aus. Auch die ebenso erst 22-jährige Kateřina Siniaková kann dies kaum fassen:
„Zu Jahresbeginn war dies unser Ziel, doch es ist nahezu unglaublich, dass wir es bereits geschafft haben. Die Saison ist noch lang, wir werden weiter Gas geben.“
Für die im Finale unterlegene Tschechin, die 43-jährige Květa Peschkeová, gab es indes kein Déjà vu. Vor sieben Jahren hatte sie das Damendoppel von Wimbledon an der Seite der Slowenin Katarina Srebotnik gewonnen. Diesmal musste sie sich mit Partnerin Nicole Melichar jedoch im Finale geschlagen geben. Darüber hinaus erreichte sie noch zweimal das Halbfinale.Dorthin würde Karolína Plíšková im Einzel auch nur allzu gern einmal gelangen. Von allen vier Grand-Slam-Turnieren mag sie jenes in Wimbledon am wenigsten. Auf der Anlage des All-England-Klubs blieb es ihr mehrere Jahre lang verwehrt, im Einzel über die zweite Runde hinauszukommen. Ein besseres Ergebnis gelang ihr erst in diesem Jahr, indem sie bis ins Achtelfinale vorstieß. Dort aber scheiterte sie in zwei Sätzen an der Niederländerin Kiki Bertens. Dennoch war sie von den tschechischen Spielerinnen die Beste:
Karolína Plíšková: „Bestimmt hätte es für mich auch noch eine Runde weitergehen können. Doch jetzt, wo ich wieder zu Hause bin, kann ich schon behaupten: Ich habe durchaus kein schlechtes Turnier gespielt.“
„Bestimmt hätte es für mich auch noch eine Runde weitergehen können. Doch jetzt, wo ich wieder zu Hause bin, kann ich schon behaupten: Ich habe durchaus kein schlechtes Turnier gespielt.“
Das berühmtes aller Rasenturniere erwies sich in diesem Jahr als wahrer Stolperstein für die Top-10-Spielerinnen. Karolína Plíšková war die einzige von ihnen, die es wenigstens bis in die Runde der besten 16 geschafft hat. Welche Erklärung hat sie für das frühe Favoritensterben?
„Das war sicher für alle eine Überraschung. Andererseits muss man sagen, die Begegnungen zwischen den heute aktiven Spielerinnen sind in der Regel sehr eng. Daher kann man schon längst nicht mehr davon ausgehen, dass die Top-10-Spielerinnen die Turniere dominieren und es so regelmäßig bis zu einem Viertel- oder Halbfinale schaffen.“
Für das Finale hatte die Tschechin indes eine klare Favoritin:„Wahrscheinlich wird Serena Williams das Turnier gewinnen. Sie war von Anfang an mein Tipp, und jetzt, wo sie bereits im Viertelfinale ist, wird sie sich die Butter nicht mehr vom Brot nehmen lassen.“
Das hat sie am Ende aber doch, denn im Endspiel am Samstag unterlag Serena Williams überraschend klar der Deutschen Angelique Kerber mit 3:6 und 3:6. Im September steht dann das letzte Grand-Slam-Turnier des Jahres, die US Open, an. Und in Flushing Meadow würde Plíšková am liebsten an ihren bisher größten Erfolg, die Finalteilnahme im Jahr 2016, anknüpfen. Dabei unterlag sie übrigens der damaligen Nummer eins Angelique Kerber in drei Sätzen.
Straka über Fußball-WM: Modrić ist ein Kapitän vom Scheitel bis zur Sohle
Mit dem Finale im Moskauer Luschniki-Stadion ist am Sonntag auch die Fußball-Weltmeisterschaft in Russland zu Ende gegangen. Das packende Endspiel gewann Frankreich mit 4:2 gegen Kroatien. Der tschechische Torwart Petr Čech, der zu Beginn seiner erfolgreichen Profikarriere auch zwei Jahre im nordwestfranzösischen Rennes spielte, rechnete mit einer solch ausgeglichenen Begegnung. Dennoch räumte er der Ėquipe Tricolore, die 2016 bereits das EM-Finale bestritt, die etwas größeren Chancen ein:„Darin könnte ein kleiner Vorteil der Franzosen liegen, denn das EM-Finale vor zwei Jahren hat in etwa die gleiche Mannschaft gespielt. Die dabei gemachte Erfahrung sollte ihnen jetzt zu Gute kommen. Bei der WM war auch deutlich zu sehen, wie gut die Franzosen auf das Turnier vorbereitet sind. Ihr homogenes Team um Torwart Lloris sowie die Abwehrstützen Umtiti und Varane hat bisher eine phantastische Weltmeisterschaft gespielt.“
František Straka, der zwischen 1988 und 1998 elf Jahre lang in Deutschland spielte, war damals auch Verteidiger der Bundesligisten Mönchengladbach und Rostock. Der mittlerweile 60-Jährige war wiederum von Finalgegner Kroatien beeindruckt:„Die Mehrheit von uns hatte durchaus getippt, dass die Kroaten die Gruppenphase überstehen und weiterkommen. Aber dass sie schließlich im Finale stehen, das habe ich wirklich nicht erwartet. Das ist so ein kleines Land, aber es hat tolle Fußballer.“
Noch mehr lobende Worte fand Straka für Luka Modrić, den Kapitän der Kroaten:
„Für mich ist er der größte Star dieser Weltmeisterschaft. In welcher Weise er sich hier präsentiert hat, das ist beeindruckend. Darüber hinaus ist er ein ganz bescheidener Typ. Modrić liebt seinen Sport, und mit welcher Hingabe er für sein Land spielt, bestätigt nur: Er ist ein Kapitän vom Scheitel bis zur Sohle.“
Wie für eigentlich alle Fußballexperten weltweit gibt es andererseits auch einen klaren Verlierer dieser WM:
„Die größte Enttäuschung für mich bei dieser WM war Deutschland. Die Mannschaft ist als Titelverteidiger in einer schier unglaublichen Art und Weise gescheitert, dass sich alle in unserem Nachbarland die Frage stellen müssen: Tritt der deutsche Fußball auf der Stelle?“
František Straka: „Für mich kommt es ziemlich überraschend, dass Südamerika so langsam aber sicher den Boden unter den Füßen verliert. In den 1980er und 1990er Jahren prägten die Spieler dieses Kontinents den Topfußball in der Welt mit. Das derzeit nicht mehr so.“
Schließlich hat Straka auch einen gewissen Trend ausgemacht bei dieser WM, die klar von den Europäern dominiert wurde:
„Für mich kommt es ziemlich überraschend, dass Südamerika so langsam aber sicher den Boden unter den Füßen verliert. In den 1980er und 1990er Jahren waren es die Brasilianer, Argentinier und Uruguayer, die den Topfußball in der Welt mitprägten. Sie hatten phänomenale Spieler, die teilweise in Europa kickten, doch auch der Clubfußball in Südamerika hatte ein hohes Niveau. Leider ist das derzeit nicht mehr so.“
Ab September aber werden die Karten neu gemischt. In Europa startet der erstmals veranstaltete Nations Cup, in dem Tschechien auf die Slowakei und die Ukraine trifft.