Zweimal neun Jahre für den Jahrhundert-Diebstahl

Die Straftat wird als Jahrhundert-Diebstahl bezeichnet. Am 1. Dezember 2007 haben zwei Täter insgesamt 540 Millionen Kronen (umgerechnet etwa 21,6 Millionen Euro) bei einer Geldtransportfirma erbeutet. In dieser Woche sind die Urteile gefällt worden. Doch einer der Täter ist seit vier Jahren auf der Flucht, der andere bestreitet seine Schuld.

Rekonstruktion der Tat  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
Ende 2007 waren die Zeitungen voll vom „Diebstahl des Jahrhunderts“. Insgesamt 540 Millionen Kronen in Banknoten, umgerechnet etwa 21,6 Millionen Euro, mit einem Gewicht von mehr als 100 Kilo: Diese Menge Geld ist damals aus dem Tresor der Geldtransportfirma G4S in Prag verschwunden. An diesem Dienstag wurden die zwei Täter zu jeweils neun Jahren Haft verurteilt – der Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes G4S, František Procházka, und sein Komplize Milan Čermák. Das Urteil ist aber noch nicht rechtskräftig: Čermák ging noch im Gerichtssaal in Berufung, und Procházka ist auf der Flucht.

František Procházka  (Foto: ČT24)
Für die Schuld von František Procházka fehlte es dem Gericht nicht an Beweisen, er wurde bei der Tat von Kameras der Firma aufgenommen. Er hatte bei dem Sicherheitsdienst G4S vier Monate vor der Tat angefangen. Bereits im November überprüfte er das Sicherheitssystem in der Zweigstelle, wobei er einen Mitarbeiter, der die Kameras beobachtete, in Schlaf versetzte. Richterin Veronika Čeplová:

„Er reichte ihm Kaffee mit Schlafmittel und schaltete ihn für eine bestimmte Zeit aus.“

Am 1. Dezember packte Procházka die Banknoten aus dem Tresorraum in Taschen. Daraufhin räumte er das Geld in einen gefälschten Firmentransportwagen, der reibungslos aus der Zweigstelle hinausfuhr. Laut der Richterin hat Milan Čermák das Auto gefahren. Dieser wurde unter anderem aufgrund von Geruchsspuren verurteilt. Noch einmal Richterin Čeplová:

Veronika Čeplová  (rechts). Foto: ČT24
„Er hat auf der Türklinke der hinteren Seitentür und auf dem Griff des Containers Geruchsspuren hinterlassen.“

Weitere Indizien gegen ihn wurden in seinem Computer und Handy gefunden. Die hohe Strafe wurde gegen beide Männer verhängt, da sie sich im gleichen Maße an dem Diebstahl beteiligt haben sollen. Das Gericht hat auch in Betracht gezogen, dass bisher nichts von der Summe sichergestellt wurde. Procházka wurde erschwerend zur Last gelegt, dass er als Mitarbeiter der Sicherheitsagentur eigentlich das Geld hätte bewachen müssen. Čermák dagegen wurde bereits in der Vergangenheit strafrechtlich verfolgt.

Procházka ist unmittelbar nach der Tat verschwunden und wird bis heute auf Grund eines internationalen Steckbriefes gesucht. Im Sommer 2010 erschienen in den Medien Berichte, er befände sich in den USA. Auch Privatdetektive aus Großbritannien haben im Auftrag der Versicherungsanstalt nach ihm gefahndet. Sie haben herausgefunden, dass er vor dem Diebstahl viel gereist ist und ein Überlebenstraining in Israel absolviert hat. Die Agentur G4S hat bereits die gesamte gestohlene Summe an die Banken zurückerstattet. Ihre finanzielle Beteiligung war allerdings gering, für den Großteil musste die Versicherungsanstalt aufkommen.