Zweisprachigkeit: „Tschechische Schule ohne Grenzen“ feiert Zehnjähriges

Foto: Milena Štráfeldová

Lehrer, Bildungsexperten und Politiker sind in der vergangenen Woche in Prag zu einer Konferenz zusammengekommen. Anlass war das zehnjährige Bestehen der „Tschechischen Schule ohne Grenzen“. Im Folgenden ein kleines Porträt des Vereins.

Lucie Slavíková-Boucher  (Foto: Milena Štráfeldová)
Lucie Slavíková-Boucher und ihre Familie leben in Frankreich in einem zweisprachigen Haushalt: tschechisch und französisch. Den Kindern im Elternhaus mehr als nur das gesprochene Tschechisch beizubringen, erwies sich als schwere Aufgabe. Ideale Lösung schien da eine tschechische Schule zu sein. Aus der Idee entstand im Jahr 2003 der Verein „Tschechische Schule ohne Grenzen“. Die teilnehmenden Schulen sollen, ähnlich wie deutsche Schulen im Ausland, die tschechische Sprache und Kultur im jeweiligen Gastland verbreiten. Slavíková-Boucher erklärt den Lehrplan:

„In unseren Schulen vermitteln wir die tschechische Sprache und Literatur, zudem Erdkunde und die Geschichte Tschechiens. Wir halten uns an den Lehrplan, den uns das tschechische Bildungsministerium vorgibt.“

Foto: Milena Štráfeldová
Zehn Jahre später sind 43 Schulen Teil dieses Projektes, sie befinden sich fast überall auf der Welt. Nur Asien gehört bisher nicht dazu. Auf jährlich stattfindenden Konferenzen referieren sowohl die Gründerin als auch Lehrkräfte über den Fortschritt des Programms.

„Dieses Modell kann überall auf der Welt angewandt werden. Es entspricht tatsächlich dem, was die Tschechen im Ausland brauchen. Und wir haben festgestellt, dass die Inhalte erlernbar sind. Viele Menschen fragen, ob das Programm funktioniere. Und ich antworte: Ja, es funktioniert“, so Slavíková-Boucher.

Trotz aller Erfolge hat Slavíková-Boucher ihre selbst gesteckten Ziele stets im Blick. Und diese sind hoch. Im Vordergrund steht die Qualität des Unterrichts. Diese soll herausragend sein, um sich mit den Schulen in Tschechien messen zu können. Auch an die Politik stellt die Organisation klare Ansprüche. Zum einen sollen die Schulen gänzlich Bestandteil des tschechischen Bildungssystems werden. Zum anderen soll der Schulabschluss in Tschechien anerkannt werden. Das ist im Rahmen der neuen Schulreform bereits geglückt. Nur die Frage nach der Finanzierung ist noch nicht ganz geklärt.

Foto: Archiv Radio Prag
„Im Grunde brauchen wir eine geregelte Finanzierung von staatlicher Seite. Unsere Schulen entstehen aus einem bestimmten Bedarf heraus, das heißt aus Initiative und Bestrebungen einzelner Personen. Sie bauen diese Schulen auf, aber es sind sehr empfindliche Strukturen. Sie sind abhängig von der finanziellen Unterstützung von außen. Aus diesem Grund müssen die tschechischen Schulen im Bildungssystem der Tschechischen Republik verankert werden.“, berichtet Slavíková-Boucher.

Bislang wird die Vereinigung rund zur Hälfte von den Eltern der Kinder und privaten Sponsoren finanziert. Das Außenministerium leistet aber auch seinen Beitrag. Es stellt staatseigene Gebäude im Ausland zur Verfügung, sofern sie dort vorhanden und nutzbar sind. Zudem fließen Gelder aus einer Art Fonds zur Erhaltung des Kulturguts im Ausland in das Projekt. Sie kommen sowohl vom Außenministerium als auch vom Bildungsministerium.

Auch in Deutschland gibt es tschechische Schulen. In Berlin, Dresden, Frankfurt und München füllen über 350 Schüler die Klassenräume. Dort müssen die Eltern jährlich rund 500 bis 600 Euro pro Kind zahlen.