100 Jahre Meda

Meda Mládková (Foto: Jindřich Nosek, Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0)
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Die tschechische Kunstsammlerin und Mäzenin Meda Mládková hat am Sonntag ihren 100. Geburtstag gefeiert. Hunderte von Menschen kamen ins Prager Museum Kampa, um ihr zu gratulieren.

Meda Mládková  (Foto: Jindřich Nosek,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 3.0)
„Die Kommunisten haben mir die Heimat geraubt, umso stärker bin ich mit ihr verbunden. Darum habe ich mich entschieden, meine Kunstsammlung der Stadt Prag zu schenken“, sagt Tatiana Dyková. Im Theaterstück „Meda“ spielte sie die Kunstsammlerin Meda Mládková. Mit der Premiere des Schauspiels wurden die Feiern zum 100. Geburtstag der Mäzenin eröffnet. Am Sonntag wurde das Stück im Prager Museum Kampa ein weiteres Mal aufgeführt.

Das Museum ließ Mládková vor 18 Jahren in der früheren Sova-Mühle an der Moldau errichten. Am Sonntag war der Eintritt frei. Hunderte von Menschen sind gekommen, um symbolisch ein Gläschen auf die Gesundheit des Geburtstagskinds zu trinken. Mládková konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht persönlich an der Feier teilnehmen, sie hat nur von einem Fenster aus dem Treiben zugesehen. Gekommen sind auch Künstler, denen Mládková während ihres Aufenthalts im Exil geholfen hat. Unter ihnen war auch der Kostümbildner und Oscar-Preisträger Theodor Pištěk:

„Ich kenne Menschen, die ich bewundere und bei denen ich sehr schätze, was sie erreicht haben. Außerdem gibt es Persönlichkeiten, die ich noch dazu menschlich gern habe, wie eben Frau Meda.“

Bildhauer Stanislav Kolíbal denkt an die Gründung des Kampa-Museums zurück:

Museum Kampa  (Foto: Krokodyl,  CC BY 2.5)
„Ich erinnere mich daran, wie mich Frau Meda zum Prager Karlov geführt hat. Ihr gefiel damals das ehemalige Klostergebäude, das die Kommunisten zu einem Polizeimuseum gemacht hatten. Ich war Pessimist und habe ihr die Gebäude der Sova-Mühle für eine Galerie empfohlen. Jetzt können wir hier im Museum stehen und feiern.“

Im Museum Kampa ist derzeit eine Ausstellung zu sehen, die ganz Meda Mládková gewidmet ist. Vor einigen Jahren verriet sie in einem Rundfunkgespräch ihr Lebensmotto:

„Ich habe immer gesagt: man muss davon, was man macht, fest überzeugt sein, nicht aufgeben und es wird schon gelingen.“

Meda Mládková stammt aus dem nordböhmischen Zákupy / Reichstadt. Sie trat zuerst als Tänzerin auf. Das Kriegsende hat sie in Prag erlebt. Sie ist Zeugin von brutalen Ereignissen während der Vertreibung der Sudetendeutschen aus der damaligen Tschechoslowakei geworden. Dies war einer der Gründe, warum sie sich entschied, ins Ausland zu gehen. Zuerst studierte sie in der Schweiz Politikwissenschaft. Nach der Machtübernahme der Kommunisten in der Tschechoslowakei ist sie im Exil geblieben. In Paris studierte sie Kunstgeschichte. In der französischen Metropole begegnete sie den damals in der Tschechoslowakei abgelehnten Maler František Kupka. Mládková erinnerte sich im Rundfunkgespräch an das Treffen:

František Kupka  (Foto: Wikimedia Commons,  Public Domain)
„Ich bin damals von einem Gemälde zum anderen gerannt. Ich war absolut begeistert und aufgeregt. So etwas erlebt man nur einige Mal im Leben. Die Frau des Malers saß dort und erlaubte nicht, dass er mir etwas schenkte. Aber das, was 50 oder 100 US-Dollar gekostet hat, konnte ich mir als Studentin leisten. Das Gemälde habe ich am selben Abend mitgenommen.“

In Frankreich leitete sie den Verlag Editions Sokolova, in dem Bücher von Exil-Autoren erschienen sind. In Paris lernte sie ihren späteren Mann, den Ökonomen Jan Mládek, kennen, der beim Internationalen Währungsfonds arbeitete. Mit ihm zog sie schließlich nach Washington. Im Haus des Ehepaars Mládek trafen namhafte Persönlichkeiten zusammen, wie der Journalist Ferdinand Peroutka oder der Schauspieler Jiří Voskovec. 1967 besuchte Mládková die Tschechoslowakei, um sich mit der Kunstszene dort bekannt zu machen. Ihre Plan für eine Ausstellung moderner tschechischer Werke in den USA wurde jedoch durch den Einmarsch der Warschauer-Pakt-Truppen im August 1968 verhindert. Mládková kaufte anschließend Arbeiten von tschechischen Künstlern, die in ihrer Heimat nicht ausstellen durften. Diese Kunstsammlung wurde später zur Grundlage für das Kampa-Museum.

Nach dem Tod ihres Mannes kehrte Meda Mládková 1989 in die Heimat zurück. Der tschechischen Hauptstadt hat Mládková ihre Kunstsammlung geschenkt. Die frühere Sova-Mühle verwandelte sie in das Museum Kampa und gründete die Meda- und Jan-Mládek-Stiftung.