100 Jahre Tschechoslowakei
Das Porzellan der Prager Burg
Die Prager Burg ist der Sitz des tschechischen und früher des tschechoslowakischen Staatspräsidenten. Waren ausländische Gäste zum Essen geladen, musste auch das Porzellan repräsentativ sein. Anlässlich der Feier zum 100. Gründungstag des tschechoslowakischen Staates zeigen wir Ihnen in Fotos, wie sich die Tischgedecke seit 1918 verändert haben. Das sogenannte Porzellan des Präsidenten wurde aber nicht mit jedem neuen Amtsinhaber ausgetauscht, sondern vor allem, wenn es zu Änderungen bei den Staatssymbolen kam.
Der erste tschechoslowakische Präsident, Tomáš Garrigue Masaryk, musste bei seinem Amtsantritt erst einmal die Grundanschaffung tätigen. Das Geschirrservice kam von der führenden Porzellanmanufaktur der Zeit, Pirkenhammer bei Karlsbad. Es erhielt ein großes Staatswappen. Ergänzt wurde das Service von stabilen Gläsern der Marke Moser, in die ebenfalls ein großes Wappen geritzt war.
Eine interessante Geschichte hat das Geschirrservice mit kleinem Wappen nach dem ersten Entwurf von Jaroslav Kursa von 1919. Das Staatswappen, das nur aus dem böhmischen Löwen bestand, war am 19. Mai 1919 von der tschechoslowakischen Regierung gebilligt worden. Doch die Slowaken protestierten dagegen, dass es aus rein böhmischer Symbolik bestand. Deswegen wurde dieses Service fast überhaupt nicht verwendet. 1939 wurde der böhmische Löwe aber zum sogenannten kleinen Staatszeichen des Protektorats Böhmen und Mähren. Wahrscheinlich wegen dieser Übereinstimmung wurde das Service dann von 1939 bis 1945 auf der Prager Burg immer wieder aufgedeckt.Zu dem Service gehörten stabile Gläser der Marke Moser, die mit einem kleinen Wappen verziert sind.
Während der Amtszeit des zweiten tschechoslowakischen Präsidenten, Edvard Beneš, bestellte man ein Service in Nová Role / Neurohlau. Die dortige Manufaktur war bereits auf exklusive Aufträge spezialisiert und lieferte ein Geschirrservice mit gelapptem Rand, das mit einem goldenen Löwen verziert war. Dieser war dem kleinen Staatswappen der Tschechoslowakei entnommen. Ergänzt wurde das Service mit Gläsern der Marke Moser.
Die Porzellan-Tafelaufsätze schaffte man Ende der 1920er oder Anfang der 1930er Jahre an, hergestellt wurden Sie in einer Manufaktur in Bechyně. Sie imitieren eine alte Tradition, bei der das Porzellan auf der Tafel allegorische Gruppen darstellte.
Nach dem Jahr 1948 wurde ein Geschirrservice mit grüner Linie aus Karlsbader Porzellan hergestellt. Verwendet wurde es auf der Luh-Hütte auf den Ländereien um das Schloss Lány. Gekennzeichnet waren die Stücke in dem Service mit Dalovice /Dallwitz, Böhmen.Sammlungen der Prager Burg, Anrichte des Präsidenten 1960 führte die Tschechoslowakei ein neues Staatswappen ein, und die Präsidialkanzlei bestellte deshalb ein neues Geschirrservice. Im Jahr 1966 kaufte die Prager Burg daher ein Service vom modernen Typ Claudia, hergestellt in der Manufaktur in Nová Role.
Im Jahr 1972 bestellte die Präsidialkanzlei ein neues Service, und der Auftrag ging schon fast traditionell an die Karlsbader Manufaktur Bohemia in Nová Role. Das Geschirr mit dem gewellten Rand stand dabei in Kontrast zu den modernen Formen, die bei Husáks Vorgängern beliebt waren. Auch in dieser Zeit schmückte die Tafeln der Prager Burg aber Glas aus dem Hause Moser.
Das heutige Geschirrservice wurde erstmals 1998 bestellt. Das Porzellan aus der Reihe „Prezident“ entwarf der Bildhauer Jiří Vlaštovička. Hergestellt wurde es in der Manufaktur in Nová Role, die später vom Porzellan-Unternehmen Thun 1794 übernommen wurde. Die Gläser kamen wiederum von der Firma Moser.
Die im Beitrag verwendeten Fotos wurden von der Verwaltung der Prager Burg zur Verfügung gestellt.
Anrichte des Staatspräsidenten, Schloss Lány Verwaltung der Prager Burg