12 Euro für deine Stimme: Polizei geht Wählermanipulation in Nordböhmen nach
Nordböhmen, Kreis Ústí / Aussig, am Wahlwochenende: Vor den Wahllokalen versammeln sich vermehrt Roma, Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger. Hier bekommen sie Geld und zwar für ihre Stimmabgabe. Auch an anderen Orten in der Tschechischen Republik soll es zu solchen Wahlmanipulationen gekommen sein. Die Polizei hat die Ermittlungen wieder aufgenommen, während die Parteien im ganzen Land schon mit intensiven Koalitionsverhandlungen beschäftigt sind.
„Das war wie am Fließband. Es war immer ein weißer Fahrer, der die Roma bis nach oben in den ersten Stock begleitet hat, wo das Wahllokal war. Und da saßen auch schon drei, vier Roma und warteten auf ihn.“
Ein Sozialhilfeempfänger bestätigt die Vorgänge: „Ich bekomme dafür wenigsten die 200 Kronen, davon kann ich mir Wein kaufen.“In den Wahlbezirken, wo besonders viele Sozialschwache gewählt haben, trugen die Tschechische national-soziale Partei und die Vereinigung Chance für die Stadt, der auch der stellvertretende Bürgermeister Matouš angehört, den Sieg davon. Matouš weist alle Vorwürfe zurück: „Ich habe damit nichts zu tun, von mir hat niemand etwas bekommen.“
Dennoch: Auch die Polizei hat die Ermittlungen wieder aufgenommen, obwohl es noch am Wochenende hieß, es habe keine Gesetzesverstöße in Krupka oder woanders gegeben. Und ebenso die Gerichte werden sich mit dem Fall befassen müssen. Gleich mehrere politische Vereinigungen wollen Klage einreichen, unter anderem die Partei der Öffentlichen Angelegenheiten. Ihr Kandidat Pavel Horák ist immer noch erbost:„Das war so ein klarer Bruch mit den demokratischen Prinzipien der Wahlen, dass wir uns wehren müssen.“
„Es gibt einen Paragrafen im Strafgesetzbuch, der Wahlbehinderung ahndet. Es ist fraglich, wie das Gesetz in diesem Falle auszulegen ist. Es ist wohl ein Grenzfall.“