20 Jahre Freiheit: Deutschland sagt Danke!
„20 Jahre Freiheit: Deutschland sagt Danke!“ So heißt eine multimediale Veranstaltungstour, die am Freitag auf dem Prager Wenzelsplatz begonnen hat und in den nächsten vier Wochen über Warschau, Danzig und Bratislava bis nach Budapest führt. Die zentrale Botschaft: Die demokratische Wende in der ehemaligen DDR und die Wiedervereinigung Deutschlands konnten nicht im Alleingang erreicht werden. Auch der friedliche Kampf für Freiheit und Demokratie in anderen Staaten trug zum Fall der Berliner Mauer bei und schließlich zur Überwindung der deutschen und europäischen Teilung.
Motto der Veranstaltung: „20 Jahre Freiheit. Deutschland sagt Danke!“ Das Auswärtige Amt in Berlin will an das Zusammenspiel der Völker Mittel- und Osteuropas erinnern, die für Demokratie und Menschenrechte gekämpft haben, an „die kluge und friedliche Politik der Bürgerrechtsbewegungen, die den Eisernen Vorhang zu Fall brachten“. Die Bürgerbewegungen in Polen, Ungarn und der ehemaligen Tschechoslowakei hätten die Diktaturen zum Einsturz gebracht und „das Tor zur Freiheit aufgestoßen“, heißt es in einer Pressemitteilung der Deutschen Botschaft in Prag. Ohne sie sei auch die deutsche Wiedervereinigung undenkbar.
Eröffnet hat die Ausstellung der deutsche Botschafter Helmut Elfenkämper. Unmittelbar im Anschluss an die Eröffnung hat Radio Prag ihn vors Mikrofon gebeten:
Herr Botschafter, diese Ausstellung zieht auch durch andere ehemals kommunistische Staaten, durch Polen, Ungarn und die Slowakei. Wenn wir hier auf dem Prager Wenzelsplatz konkret über die Tschechische Republik sprechen: Wo sehen Sie die spezifisch tschechischen Aspekte? Wofür bedankt sich Deutschland bei den Tschechinnen und Tschechen?
„Jedes unserer Partnerländer hat natürlich seinen Beitrag geleistet. Wir haben ja hier voriges Jahr mit sehr viel Interesse die Erinnerung an 1968 begangen. Das war sicherlich ein wichtiges Vorspiel, auch wenn es im August 1968 an der Invasion der Warschauer-Pakt-Staaten zunächst einmal gescheitert ist. Aber die Flamme der Freiheit ist ja nicht erloschen. Es ist dann weitergegangen mit der Charta 77. Unter den Dissidenten der Charta 77 gab es sehr konstruktive Ideen über den Umgang mit dem westdeutschen Partner, der in der offiziellen Propaganda der damaligen Zeit ja diskreditiert war. Und diese Ideen haben ihre Früchte getragen, als die friedliche Revolution sich ihren Weg gebahnt hatte und wir mit diesen Leuten an der Spitze der neuen Tschechoslowakei dann konkret arbeiten konnten.“
Bei aller Dankbarkeit und Bescheidenheit: Vielleicht gilt ja auch der umgekehrte Gedanke. Einer der Höhepunkte des Jahres 1989 war wohl die Besetzung der westdeutschen Botschaft durch Flüchtlinge aus der ehemaligen DDR. Glauben Sie, dass auch das Verhalten des damaligen deutschen Botschafters und der deutschen Außenpolitik noch einen Schwung gebracht haben, um die Umwälzungen in Osteuropa anzutreiben?
„Ich glaube, es hat in Europa viele politisch Handelnde gegeben, die gemerkt haben, dass sich etwas bewegt hat. Natürlich auch – und das dürfen wir nicht vergessen – vor dem Hintergrund der Reformpolitik in der damaligen Sowjetunion. In Polen hatte es bereits erfolgreiche Wahlen für die Solidarnosc gegeben. Im Sommer haben die Ungarn die Grenze nach Österreich aufgemacht. Und als dann hier in Prag über vier Wochen hinweg der Botschaftsgarten vollief, am Ende mit etwa 4000 Flüchtlingen, hat man natürlich gesehen, dass hier etwas in Bewegung kommt. Die damaligen tschechischen Behörden haben nach einem gewissen Abwarten den Dingen ihren Lauf gelassen, überließen sie den Verhandlungen zwischen uns und der damaligen DDR, mit dem Ergebnis, das wir kennen. Ich glaube, dass dann die ausreisenden Züge einen erneuten Impuls gegeben haben bei den großen Demonstrationen in Leipzig und in Dresden, als die Züge durchfuhren. Das Ergebnis kennen wir: Am 9. November war die Mauer auf, am 17. November war der Kulminationspunkt der großen Demonstrationen hier, die den Beginn der Samtenen Revolution markierten, und am 29. Dezember war Václav Havel schon auf der Burg.“Stichwort 17. November: Sie haben es schon erwähnt, das war der Anstoß zur Samtenen Revolution in der ehemaligen Tschechoslowakei. Wo waren Sie eigentlich damals? Wie haben Sie das erlebt?„Ich war in dieser intensiven Phase in Paris politischer Botschaftsrat für das bilaterale Verhältnis und habe das alles im Fernsehen mitbekommen. Und ich muss sagen: Sowohl die Szene auf dem Balkon (der deutschen Botschaft in Prag am 30. September, Anm.), wo Genscher den Flüchtlingen erklärt hat, sie können ausreisen, als auch die Öffnung der Mauer in Berlin, die wir bis spät in die Nacht verfolgt haben, werde ich nicht vergessen.“
Das Jahr 2009 ist noch lang, die Gedenkveranstaltungen spitzen sich zum Jahresende hin wahrscheinlich noch zu. Was haben Sie noch geplant?
„Wir werden des 30. September 1989, der sich zum zwanzigsten Mal jährt, in der Botschaft sicher ganz besonders gedenken. Die Einladung zum Tag der Deutschen Einheit, der ja eigentlich auf dem 3. Oktober liegt, werden wir deswegen vorziehen. Die Akteure der damaligen Zeit werden nochmals nach Prag kommen, und wir hoffen auch auf zahlreiche Teilnahme vonseiten der Politiker, die das alles damals in Tschechien mitgesteuert haben. Und später im Jahr hoffen wir natürlich, zusammen mit den tschechischen Gastgebern auch den 17. November begehen zu können.“
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