30 Jahre selbständiges Tschechien

Als am 1. Januar 1993 die Silvesterkorken knallten, wurden auch Tschechien und die Slowakei selbständig. Der Zerfall der Föderation war das Ende des Streits um die Zukunft des gemeinsamen tschechoslowakischen Staates.

Foto: Verkehrsministerium der Tschechischen Republik

Zunächst war es Tschechien, das sich schnell in westliche Strukturen integrierte: 1999 trat man der Nato bei. Der Slowakei gelang dies erst fünf Jahre später. Gemeinsam wurden beide Staaten dann am 1. Mai 2004 neue EU-Mitglieder. Die Slowakei überholte dann aber ihren westlichen Nachbar und führte schon 2009 den Euro ein. In Prag hat man bisher hingegen noch keinen Termin für die Übernahme der Gemeinschaftswährung benannt, für die hiesigen Politiker steht das nicht auf der Tagesordnung. Premier Petr Fiala (Bürgerdemokraten) betonte zudem recht bald nach der Übernahme der Amtsgeschäfte, dass in dieser Legislaturperiode keine Schritte zur Einführung des Euro unternommen würden. Das scheint auch im Interesse der Opposition zu sein.

Havel kehrt ins Präsidentenamt zurück

Bereits im Juli 1992 verabschiedeten die Politiker in der Slowakei eine Erklärung über die Souveränität der slowakischen Teilrepublik. Staatspräsident Václav Havel trat in der Folge von seinem Amt zurück. Nach der Teilung der Föderation kehrte Havel auf die Prager Burg zurück – nun aber als rein tschechisches Staatsoberhaupt. Slowakischer Präsident wurde Michal Kováč.

Im Übrigen hat Tschechien seit den 30 Jahren seines Bestehens noch keine Präsidentin gehabt, wohingegen in der Slowakei mit Iveta Radičová bereits von Juli 2010 bis April 2012 eine Frau an der Spitze des Staates stand. Und seit 2019 hat Zuzana Čaputová dieses Amt inne.

Außergewöhnlich gute Nachbarschafsbeziehungen

Foto: Noemi Fingerlandová,  Tschechischer Rundfunk

Durch die Trennung haben sich die Beziehungen zwischen Tschechen und Slowaken verbessert. Politiker beider Seiten bezeichnen diese schon seit langem als außergewöhnlich gut – und das nicht nur wegen der sprachlichen und kulturellen Nähe beider Völker. Wie sieht diese besondere tschechisch-slowakische Bindung heute, also 30 Jahre später, aus? Verstehen die Menschen des einen Landes immer noch genauso gut die Sprache des anderen wie zu Zeiten des gemeinsamen Staates? Wie leben Slowaken in Tschechien und Tschechen in der Slowakei? Und wie sieht es an der gemeinsamen Grenze aus? Antworten darauf haben wir für Sie ab Montag in unserer Serie zur tschechoslowakischen Staatsteilung.

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