70 Jahre Münchner Abkommen

Ausgestellte Kopie des Münchner Abkommen
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Historikertreffen, Zeitungsartikel, Rundfunk- und Fernsehprogramme sowie Ausstellungen haben dieser Tage in Tschechien ein gemeinsames Thema: das Münchner Abkommen. Oder einfach gesagt: „München“. Dieses inoffizielle „Kürzel“ hat sich in Tschechien längst für das Ereignis eingebürgert, mit dem vor genau 70 Jahren die Amputation der damaligen Tschechoslowakei vollzogen wurde.

Ausgestellte Kopie des Münchner Abkommen
Am 29. September 1938 verhandelte Adolf Hitler seit 12.45 Uhr in seinem Münchner „Führerbau“ mit seinen Pendants aus Italien, England und Frankreich, Benito Mussolini, Neville Chamberlain und Edouard Daladier, über das Schicksal des erst 20 Jahre alten Staates. Zwei vor der Tür wartende tschechoslowakische Diplomaten wurden wenige Minuten vor zwei Uhr am frühen Morgen des nachfolgenden Tages über das Resultat unterrichtet. Es hieß: die bedingungslose Abtretung der sudetendeutsch besiedelten Gebiete der Tschechoslowakei an Deutschland. Diese wurden während der Verhandlungen in München mit einem Stift auf der Landkarte der Tschechoslowakei gezeichnet. Jan Němeček vom Historischen Institut der Tschechischen Akademie der Wissenschaften:

Adolf Hitler beim Unterzeichnen des Münchner Abkommen
„Es handelte sich um vier Regionen, die im Münchner Vertrag explizit verankert sind. Man rechnete aber noch mit einer fünften abzutretenden Region, über die eine Botschafterkonferenz der Signatarländer Anfang Oktober in Berlin zu entscheiden hatte. Damit kam es zu einer verheerenden Beschneidung des tschechoslowakischen Staatsgebietes. Es gab keine Chance mehr, sich gegen Nazideutschland militärisch zu wehren.“

Am 30. September 1938 traf in Prag das Kabinett zusammen und beschloss einstimmig, den Münchner Vertrag anzunehmen. Unter Verweis auf die militärische Überlegenheit des westlichen Nachbarn und die allgemein ungünstige politische Situation in Europa beteuerte Premierminister, General Jan Syrový, am selben Tag in einer Rundfunkansprache auf Tschechisch und Deutsch:

„Als Soldat erkläre ich in vollem Bewusstsein meiner Verantworlichkeit: Es ist der Weg des Friedens.“

Ausgestellte Kopie des Münchner Abkommen | Foto: Štěpánka Budková,  Radio Prague International
Am 1. Oktober Punkt Null Uhr begann die deutsche Wehrmacht mit der Besetzung tschechoslowakischer Grenzgebiete. Die tschechische Zivilbevölkerung erlebt einen Schock. Für die zigtausende Soldaten der tschechoslowakischen Armee, die nach der Generalmobilmachung am 23. September ihre Positionen in den Militäranlagen des Grenzbefestigungsgürtels bezogen haben, bedeutet die bedingungslose Kapitulation große Enttäuschung.

Wie sich bald zeigte, war es kein Weg des Friedens. Sechs Monate später machte Adolf Hitler einen weiteren Schritt zum Krieg, als er die restlichen Gebiete Böhmens und Mährens besetzte. Jedoch schon der 30. September 1938 ließ das so genannte „Münchner Trauma“ der Tschechen entstehen. Bis heute stellt man sich immer wieder die Frage, ob die Entscheidung der Politiker über die Kapitulation vor 70 Jahren richtig war. Im tschechischen Vokabular ist nämlich die Bezeichnung „Mnichov“, auf Deutsch München, unter anderem auch zur Metapher für Kapitulantentum und Feigheit geworden.