Tschechischer Senat erinnert an Münchner Abkommen von 1938

Der tschechische Senat hat am Freitag mit einem Gedenkakt an die Unterzeichnung des Münchner Abkommens am 29. September 1938, also vor 85 Jahren, erinnert.

Das Treffen fand am Vormittag im Kolowrat-Palais statt, das einst Sitz der Regierung der Ersten Tschechoslowakischen Republik war. Im Grünen Salon wurde die Staatsführung am 30. September 1938 über den Inhalt des Münchner Abkommens unterrichtet. Der Übereinkunft Großbritanniens, Frankreichs und Italiens mit Hitler-Deutschland zufolge musste die Tschechoslowakei damals das Sudentengebiet an das Deutsche Reich abtreten.

Der Senatsvorsitzende, Miloš Vystrčil (Bürgerdemokraten), eröffnete die Gedenkfeier mit den Worten, das Jubiläum beinhalte auch einen wichtigen Verweis für die Gegenwart. Es müsse gefragt werden, ob die Tschechen in der Lage seien, die Geschichte nicht nur nach ihren aktuellen Bedürfnissen auszulegen, ob sie sich auch gegenwärtige einer Politik der Zugeständnisse entgegenstellen und ob sie aus den Fehlern der Geschichte lernen.

Foto: Senat des Parlaments der Tschechischen Republik

An dem Treffen am Freitag nahmen unter anderem die Botschafter der damaligen Unterzeichnerstaaten teil. Zudem waren Historiker und Studenten eingeladen. Eine Rede hielten auch Vystrčils Amtsvorgänger Petr Pithart und Přemysl Sobotka. Letzterer erinnerte an die Verhandlungen, durch die die deutsche Ausführung des Münchner Abkommens nach Prag gelangte und seit 2008 im Kolowrat-Palais ausgestellt ist.

Mit dem Münchner Abkommen und der Vernichtung der Tschechoslowakei sei damals keineswegs der Frieden gesichert worden, fuhr Sobotka fort. Die Demokratie dürfe niemals vor Diktatoren zurückweichen. Der Krieg in der Ukraine würde die zivilisierte Welt aber erneut auf die Probe stellen, so Sobotka: „Ich habe Bedenken, dass sogenannte Friedensstifter sich nicht um einen ähnlichen Vertrag für die Ukraine bemühen.“

Andreas Künne,  der deutsche Botschafter in Prag | Foto: Zuzana Jarolímková,  iROZHLAS.cz

Aus der Geschichte zu lernen und die europäischen Werte zu schützen, mahnte auch der deutsche Botschafter, Andreas Künne, an. Es sei darum wichtig, mit den Menschen zu kommunizieren und ihnen zu erklären, dass sich eine Politik der Zugeständnisse nicht auszahle, so Künne.

Autor: Daniela Honigmann | Quelle: ČTK
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