8.April: Internationaler Roma-Tag
Wie Sie bereits unseren Nachrichten entnehmen konnten, wird der 8.April weltweit als Internationaler Tag de Roma gefeiert, und dies bereits seit 1971 - in Tschechien erst seit drei Jahren. Aus diesem Anlass finden vor allem in Prag und Brno/Brünn zahlreiche Veranstaltungen statt, die nicht nur auf die Existenz der Roma, deren Traditionen und Kultur, sondern viel mehr auf ihre Probleme aufmerksam machen sollen. Diese eben sind, streng genommen kein Grund zum feiern. Mehr dazu im folgenden Beitrag von Jitka Mladkova:
Hohe Arbeitslosenrate, mangelnde Ausbildung und Arbeitsqualifizierung, zunehmende Drogenabhängigkeit und last but not least die offensichtlich immer tiefer werdenden Gräben zwischen der Mehrheitsgesellschaft und der Roma-Minderheit - das sind die negativen Erscheinungen, die den Alltag der Roma in Tschechien prägen. Dies auch trotz positiver Tatsachen wie das erhöhte Interesse der Regierung für die Roma-Problematik, trotz verschiedener staatlich unterstützter oder auf der Basis von Bürgerinitiativen organisierter Hilfswerke. Hier ein Beispiel für viele andere. In der nordmährischen Industriestadt Ostrava/Ostrau mit etwa 320 Tausend Einwohnern leben nach inoffiziellen Schätzungen etwa 30 Tausend Roma, 90 Prozent von ihnen sind arbeitslos, die Mehrheit ihrer Kinder besuchen eine Sonderschule. Bei der unlängst vom Prager Magistrat veranstalteten Konferenz über nationale Minderheiten in Tschechien, brachte der Roma-Aktivist Ivan Vesely von der Vereinigung Dscheno die aktuelle Lage der Roma auf folgende Formel:
" Trotz der deklarierten Programme für die Integration der Roma gilt im realen Leben das Gegenteil: Ausgrenzung und im Endeffekt offensichtliche Segregation mit allem drum und dran, einschließlich der Entstehung von Ghettos und Slums".
In dem hart formulierten Situationsbild der Roma räumte Vesely all den Integrationsprogrammen der Regierung sowie der Nichtregierungsorganisationen, die sowohl unter Mangel an Geld als auch unter mangeldem Willen der Öffentlichkeit zu leiden haben, nur einen begrenzten Stellenwert ein. Ihm zufolge können diese Programme die Segregationsprozesse höchsten bremsen und deren Auswirkungen mildern, langfristig aber nicht stoppen. Vesely hat ein Rezept parat:
"Der Diskriminierte muss selbst ein entsprechendes Maß an Willen und Entschlossenheit vorbringen, seine Interessen zu verteidigen - unter der Voraussetzung, er will tatsächlich eine gleichberechtigte Stellung erreichen und dadurch seine eigene Diskriminierung zu verhindern."
Den Worten von Ivan Vesely, die auf die Emanzipierung der Roma hinzielen, kann man wohl nur kurz und bündig hinzufügen: Diese ist ohne Unterstützung des Staates und der Gesellschaft kaum möglich.