Abgeordnete Hanáková: Kirchenrestitution hat Priorität für die neue Kulturministerin in spe

Alena Hanáková (Foto: ČTK)

Alena Hanáková – so lautet höchstwahrscheinlich der Name der künftigen Kulturministerin Tschechiens. Präsident Václav Klaus hat am Dienstag das Rücktrittsgesuch von Kulturminister Jiří Besser angenommen. Er tritt wegen der Affäre um seine undurchsichtigen Privatgeschäfte zurück. Nun soll die erste reguläre Ministerin im Kabinett von Premier Nečas folgen.

Jiří Besser  (Foto: Kristýna Maková)
Die Amtstätigkeit von Ex-Minister Besser war von einer ständigen Kritik seitens der Kulturöffentlichkeit begleitet: Ihm wurde wiederholt vorgeworfen, dass er als Zahnarzt nicht gerade ein Kulturexperte sei. Als besonders umstritten galt sein Plan, die beiden Opernhäuser Prags zu einer Bühne zu vereinigen. Kritisiert wurde auch sein bejahender Standpunkt zum Abriss eines unter Denkmalschutz stehenden Hauses auf dem Prager Wenzelsplatz. Doch es war keine dieser fachlichen Differenzen, sondern ein Skandal um das Vermögen Bessers, das dem Minister das Genick gebrochen hat: Nachdem sich herausstellte, dass er seine finanzielle Beteiligung am Kauf einer Wohnung im US-Bundesstaat Florida in seiner Vermögenserklärung als Abgeordneter verschwiegen hatte, hat Besser von selbst seinen Hut genommen.

Alena Hanáková  (Foto: ČTK)
Gleich mehrere Namen tauchten seitdem in den Spekulationen über Bessers Nachfolger auf. Die heißeste Kandidatin aber war und ist die Abgeordnete Alena Hanáková. Sie wurde von der Partei Top 09 und dem Verband der Bürgermeister und Unabhängigen (STAN) vorgeschlagen, denen auch laut Koalitionsvertrag die Besetzung des Kulturressorts zusteht. Zu den aussichtsreichen Kandidaten gehörte ebenso der parteilose Ivo Mathé, den eine Gruppe Künstler ins Spiel brachte. Er galt lange Zeit als größter Konkurrent von Hanáková. Dazu erklärte der Chef des Bürgermeister-Verbandes, Petr Gazdík:

Petr Gazdík
„Frau Hanáková ist die beste politische Kandidatin. Der beste Kandidat unter den Nichtpolitikern wäre unumstritten Ivo Mathé gewesen, er hat jedoch am Dienstag auf seine Kandidatur verzichtet.“

Ivo Mathé, der frühere Chef des öffentlich-rechtlichen Fernsehens, Ex-Kanzler von Präsident Havel und jetziger Rektor der Akademie der Musischen Künste, hat sich mit Top 09-Parteichef Karel Schwarzenberg nicht einigen können, was die Bedingungen für die Übernahme der Ministerfunktion anbelangt. Alena Hanáková bleibt daher die einzige Kandidatin auf den Posten. Zu ihrer Kandidatur sagte sie gegenüber Radio Prag:

„Da mein ganzes Leben von einer sehr engen Beziehung zur Kultur geprägt ist, habe ich mich nach reiflicher Überlegung entschieden, ja zu sagen. Ich bin mir sicher, dass ich alles dafür tun werde, der Kultur Nutzen zu bringen, weil sie es verdient.“

Foto: Kristýna Maková
Die Restitution des Kirchenbesitzes sieht Alena Hanáková dabei als ihre Priorität im zukünftigen Amt an. Eine weitere Herausforderung für sie ist das Denkmalschutzgesetz:

„Ich bin überzeugt, dass ich in erster Linie die Sachen fortsetzen sollte, die im Ressort auf den Weg gebracht wurden. Die Schritte von Minister Besser gingen in die richtige Richtung. Meine Hauptaufgabe ist es, die Kirchenrestitutionen zu Ende zu führen.“

Alena Hanáková war Grundschullehrerin und von 2006 bis 2010 als Unabhängige die Bürgermeisterin der mährischen Stadt Vizovice. Bei den Parlamentswahlen im vergangenen Jahr wurde sie in das Abgeordnetenhaus gewählt. Ihr weiterer Aufstieg zur Kulturministerin liegt jetzt nur noch in den Händen von Premier Petr Nečas und von Präsident Klaus.