Absurdität des Jahres: Warum online, wenn´s auch auf Papier geht?
Alljährlich wird sie per Umfrage unter den Unternehmern gewählt: die Absurdität des Jahres. Frei nach dem Motto: Welche Vorschrift macht den Unternehmern das Leben besonders und - vor allem – unsinnigerweise schwer. Der Wettbewerb wird von der Wirtschaftszeitung Hospodářské noviny und der PR-Agentur Bison & Rose veranstaltet und trägt sogar in vielen Fällen Früchte. Christian Rühmkorf verrät Ihnen, was die Unternehmer in diesem Jahr als absolut absurd küren.
„Gleichzeitig sollte er einen Auszug aus dem Handelsregister vorlegen. Dabei sind die Auszüge aus dem Handelregister online einzusehen und zwar aktualisiert durch ein anderes Amt. Für mich ist das ein Ausdruck von Faulheit der Beamten“, sagt Zdeněk Strnad, Mitarbeiter der Agentur Bison & Rose und Organisator des Wettbewerbs „Absurdität des Jahres“. Für diese abstruse Vorschrift votierten 38 Prozent der fast 4000 Unternehmer, die an der Umfrage teilnahmen.
Auf Platz zwei landete die Vorschrift, Dokumente amtlich beglaubigen zu lassen, die aus einer amtlichen Datenbank stammen. Und der Amtsschimmel wiehert so richtig auf, wenn es heißt: Auch Fahrzeuge, die zur Instandhaltung der Autobahnen eingesetzt werden, müssen Autobahnmaut entrichten.Obwohl nahezu jede Regierung einen Abbau bürokratischer Hürden für die Wirtschaft verspricht, hat sich Tschechien im „Beschwerlichkeits“-Ranking der Weltbank wieder um acht Plätze verschlechtert und belegt Platz 74 von 183 Ländern.
Der Absurditätswettbewerb sei also sehr hilfreich, sein Ministerium begrüße sie und lasse sich davon inspirieren, meint Industrie- und Handelsminister Kocourek:„Wir haben daraufhin eine eigene Umfrage initiiert, ´Der gestürzte Paragraph´ heißt sie. Mit ihrer Hilfe wollen wir jedes Jahr 30 Vorschriften abschaffen, die bürokratisch am beschwerlichsten sind.“
Aber der Schwarze Peter wird auch weiter geschoben. Viele Vorschriften kämen ja aus Brüssel und müssten implementiert werden, klagt Minister Kocourek. So einfach könne man sich jedoch nicht herausreden, meint Eva Svobodová, Verbandschefin für kleine und mittlere Unternehmen:
„Unwissen und Inkompetenz sollen oft hinter dem Klischee verborgen werden, dass die Europäische Union dies oder jenes fordert. Aber wenn es um die Wurst geht, dann stellen wir fest, dass das keineswegs immer stimmt.“Ein Trostpflaster mag einstweilen sein, dass vielen gekürten „Absurditäten des Jahres“ mit diesem Wettbewerb das letzte Stündlein geschlagen hat. 2008 war es zum Beispiel die Pflicht, frisch ausgehobene und ökologisch einwandfreie Erde auf der Müllkippe zu deponieren.