Kommunistische Kuriositäten - Die Sammlung von Jaroslava Moserova
Das kommunistische Regime betraf ganz unmittelbar das Leben jedes Menschen. Um seine Freiheit im Rahmen der Möglichkeiten zu verteidigen, musste man oft mit Situationen fertig werden, die den jungen Leuten heutzutage oft unglaublich erscheinen. An einer Sammlung solcher Kuriositäten arbeitet nun die tschechische Ex-Politikerin Jaroslava Moserova. Jakub Siska hat mit ihr gesprochen.
"Mich interessieren weniger die Kriminalität, die Gewalt oder die Verbrechen der kommunistischen Partei. Das wird bereits von Historikern analysiert und bearbeitet. Mich interessieren vielmehr die Absurditäten. Wie die Bevölkerung gezwungen wurde, zu lügen, wie die Eltern den Kindern gesagt haben: Das darfst du in der Schule sagen, und das nicht. Die Kinder haben gewusst, dass die Lehrer lügen, dass die Historie deformiert wird. Die Wahrheit war unterdrückt."
In ihrer Sammlung hat Jaroslava Moserova bereits eine ganze Menge von Geschichten. Es war z.B. einmal ein Mann, der seinem Sohn verbot, in der Schule ein rotes Halstuch zu tragen. 'Wir sind keine Kommunisten und ich müsste mich schämen, wenn dich die Leute mit dem Halstuch sehen', sagte er streng. Der Junge weinte deshalb und erzählte alles der Lehrerein. Die rief den Vater an und bat ihn dringend, nicht quer zu schießen, da sie sonst aus der Schule entlassen wird. Der Mann zog sein Verbot schließlich zurück, weil er der Lehrerin keine Probleme machen wollte.
Es gibt aber auch lustige Begebenheiten, die die Atmosphäre von damals beschreiben:
"Das hat mir erst diese Woche ein Freund erzählt: Als er in der Armee war, da hat ein Offizier gesagt: 'Genossen, den Sozialismus gibt es jetzt in einem Drittel der Welt. Aber das ist noch nicht alles. Er wird immer größer werden. Erst ein Viertel, dann ein Fünftel...' Das gefällt mir auch gut."
Jaroslava Moserova plant, ihre Sammlung in einem Buch zu veröffentlichen. Die eingeholten Berichte stammen nicht nur aus der Tschechoslowakei, sondern aus allen osteuropäischen Ländern. Darum wäre die tschechische Ex-Politikerin auch über Berichte von Ereignissen aus der ehemaligen DDR sehr dankbar. (Die E-Mail-Adresse ist in unserer Redaktion erhältlich.)