Golem und Wassermann laden ein: Museum der Prager Legenden eröffnet
Den Zauber von Prag machen nicht nur die Architektur aus, sondern auch die Legenden, die mit der Stadt verbunden sind. Im Keller eines Hauses unweit der Karlsbrücke kann man nun einige Figuren der Legenden treffen: Der inzwischen international bekannte Golem gehört dazu, aber auch beispielsweise ein Wassermann aus der Moldau. Sie gehören alle zum neuen Museum der Prager Legenden in der Mostecká-Straße 18.
„Diese Figur ist der Genius Loci mit dem Großen Prager Legendenbuch. Aus diesem Buch sind die Blätter mit den einzelnen Geschichten herausgeflogen, die hier überall hängen. Die Besucher können sich hier in die Legenden einlesen und sich mit den Geistern vertraut machen. Dann können sie runter in die Kellerräume klettern und 17 der Gespenster persönlich kennen lernen.“
Museumsgründer Filip Jan Zvolský ist Theaterwissenschaftler und Schauspieler. Er wollte schon immer Führungen durch Prag auf den Spuren der Geister organisieren. Doch das gelang nicht, stattdessen hat er jetzt das Museum mit dem Titel „Mysteriae Pragensis“ eröffnet.
„Bei der Gestaltung des Museums habe ich mich teilweise durch das inspirieren lassen, was ich selbst von den Pragern gehört habe. Ansonsten habe ich mich auf die Literatur gestützt. Die Bücher stammen meistens aus Antiquariaten. Die Geschichten habe ich noch durch meine eigenen Gefühle und den Blick eines Menschen des 21. Jahrhunderts ergänzt.“
Die Legenden, die es da zu lesen gibt, sind nach Stadtteilen geordnet: von der Prager Burg, über die Kleinseite, die Altstadt und die Josefstadt stromaufwärts bis zum Vyšehrad.
Im Keller kriecht man durch enge Gänge, die scheinbar ausschließlich von Gespenstern bewohnt werden. Lebensgroß stehen sie da, entworfen von jungen Prager Bühnenbildnern. In dieser Geisterstadt scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Im selben Augenblick trifft man sowohl auf den etwas unglücklichen kopflosen Tempelherrn, als auch auf den zufrieden ruhenden Golem und den fröhlichen Wassermann Kabourek. Die Museumsgründer wollen sich künftig nicht nur mit der Geisterparade begnügen. Falls jemand glaubt, selbst einem Gespenst begegnet zu sein, kann er sich an das Museum wenden, sagt die Mitbegründerin des Museums, Helena Babická:„Die Leute fürchten sich meistens über Gespenster zu reden, weil sie dann für Narren gehalten werden. Aber wir glauben ihnen. Sie können sich an uns wenden, wie werden ihre Erlebnisse auch in andere Sprachen übersetzen und sie hier in einer Wandzeitung veröffentlichen, damit auch die anderen etwas davon haben.“