Ackermann-Gemeinde fordert zur Aussöhnung auf
Die Mitglieder der Ackermann-Gemeinde, einer sudetendeutschen katholischen Vereinigung, haben auf ihrer Hauptversammlung in Ellwangen den Beginn der Auszahlungen an Zwangsarbeiter des NS-Regimes in der Tschechischen Republik begrüßt. Sie verabschiedeten zugleich eine Erklärung zu den tschechisch-deutschen Beziehungen, die am Freitag auf einer Pressekonferenz in Prag veröffentlicht wurde. Martina Schneibergova war dabei.
In der erwähnten Erklärung heißt es weiter: "So bedeutsam dieses Zeichen der Wiedergutmachung für die Weiterentwicklung der deutsch-tschechischen Verständigung ist, so wichtig ist es, dass auch in Zukunft in Deutschland die Auseinandersetzung mit der verbrecherischen Ideologie des NS-Regimes eine ständige Aufgabe bleibt." Zitatende. In der Erklärung werden einige Anregungen der Ackermann-Gemeinde zur Vertiefung der tschechisch-deutschen Verständigung genannt. So werden die Vertreter der Tschechischen Republik aufgefordert, sich von dem früheren legislativen Unrecht zu distanzieren und die Ungültigkeit der betreffenden Präsidial-Dekrete für Gegenwart und Zukunft festzustellen. Der tschechische Premier Milos Zeman hat diese Dekrete zwar schon einmal als "erloschen" bezeichnet, dieser Standpunkt könnte jedoch - nach Meinung der Ackermann-Gemeinde wiederholt betont werden. Dazu der Bundesvorsitzende der Ackermann-Gemeinde, Dr. Walter Rzepka:
"Wir glauben, dass es nötig ist, eine Distanzierung durch ein dazu speziell zuständiges oberstes Staatsorgan vornehmen zu lassen, z. B. durch eine entsprechende Erklärung des Parlaments. Die Äußerung von Premier Zeman weist möglicherweise in die richtige Richtung. Sie ist aber nicht so zur Geltung gekommen, weil sie mehr en passant bei einer Pressekonferenz abgegeben wurde und damit nicht den Charakter einer bindenden Interpretation für die tschechischen Behörden und Gerichte hat. In welcher Form die Tschechische Republik diese Distanzierung im einzelnen vornehmen will, überlassen wir selbstverständlich ihrer Entscheidung, dazu haben wir keine Vorschläge zu machen. "
Frage: Es wird hier betont, es geht um die Ungültigkeit der Präsidialdekrete für Gegenwart und Zukunft ...
"Ja, wir sehen selbstverständlich ein, dass es nicht möglich ist, durch eine rückwirkende Ungültigkeitserklärung sämtliche Rechtsverhältnisse auf den Stand von 1945 zurückzuschrauben, so etwas geht nicht, so etwas verlangt auch niemand. Wir wollen aber eine deutliche Erklärung, die uns die Gewissheit verschafft, dass die heutige demokratische rechtsstaatliche Tschechische Republik das Unrecht anerkennt, das in diesen Dekreten enthalten ist. Im Grunde geht es hier um eine moralische Bewertung."
Die Ackermann-Gemeinde schlägt der tschechischen Seite auch vor, die Folgen des Unrechts durch konkrete Zeichen zu heilen. Bei diesen humanitären Leistungen müsste es nicht um finanzielle Leistungen gehen. Dazu noch einmal Dr. Rzepka:
"Ja, es gibt eine sicherlich eine ganze Skala. Da muss man erfinderisch sein, z. B. gehört das Thema Ausfüllen der Lücken in der Geschichte dazu, dass man die Leistungen und Beiträge, die deutsche Bürger dieses Landes in den vergangenen Jahrhunderten in diesem Land erbracht haben, dass man die als solche würdigt. Es gehört dazu z. B. auch der Respekt vor den Gräbern, die Pflege verfallener Friedhöfe, das Bewahren wichtiger Gräber, die vielleicht geschichtlich- auch ortsgeschichtlich - Bedeutung haben, all das sind auch Möglichkeiten, die zu diesem Ziel führen."