Affäre um Nationaltrainer Růžička trübt Vorfreude auf Eishockey-WM

Vladimír Růžička (Foto: ČTK)

In gut zwei Wochen beginnt in Tschechien die Eishockey-Weltmeisterschaft. Die Freude der Fans auf dieses Megaereignis wird seit einigen Tagen aber getrübt. Seit dem vergangenen Wochenende besteht ein Korruptionsverdacht im Lieblingssport der Tschechen. Dieser richtet sich in erster Linie gegen den Trainer der Nationalmannschaft, Vladimír Růžička.

Video mit Vladimír Růžička  (Foto: YouTube)
Die Korruptionsvorwürfe beruhen auf einem Video, das am letzten Freitag auf YouTube aufgetaucht ist. Es zeigt Nationaltrainer Růžička als damaligen Trainer von Slavia Prag am 6. November 2014 im Gespräch mit dem Vater eines Spielers. Der Vater beschwert sich, für von ihm gezahlte 500.000 Kronen (ca. 18.200 Euro) nicht die gewünschte Gegenleistung für seinen Sohn erhalten zu haben: Diesem sollten angeblich Einsatzzeiten im Team von Slavia Prag garantiert worden sein. Růžicka reagiert im Video etwas unwirsch mit den Worten, er habe nichts dergleichen versprochen, der Sohn habe bei seinem Club mittrainieren können, und das Geld sei zweckentsprechend als Spende für Slavia Prag verbucht worden.

Tomáš Král  (Foto: Tomáš Adamec,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Das Video ist ausgerechnet in der Vorbereitungsphase auf die Heim-WM aufgetaucht. Deswegen hat auch bereits der Präsident des tschechischen Eishockeyverbandes, Tomáš Král, reagiert:

„Ich habe das Video auch gesehen, und mein Eindruck ist der, dass der Trainer durch das Video nicht herabgesetzt wird.“

Král sprach auch davon, dass dies keine relevante Sache für den Verband sei, sondern sie nur Růžička und dessen Ex-Verein betreffe. Slavia Prag aber ließ verlauten, von solch einer Spende nichts zu wissen. Daraufhin deklarierte Růžička das Geld zum Darlehen, das er im Safe aufbewahrt haben will. Wegen rechtlicher Bedenken habe er das Geld im Herbst 2014 zurückgezahlt, was der Spielervater gegenüber Medien inzwischen bestätigt hat.

Die zum Video von Růžička und dem als Spielervater mittlerweile enttarnten Miroslav Palaščák gemachten Aussagen aber haben nun einen Dritten auf den Plan gerufen. Es ist der Betreiber des Internetportals protikorupcnilinka.cz, (heißt so viel wie Antikorruptions-Hotline), Jiří Jehlička. Zu dem Fall erstattete der Unternehmer am Dienstag Strafanzeige:

Illustrationsfoto: Barbora Kmentová
„Wir von der Hotline haben die Causa eine Weile verfolgt, wir haben uns die Aussagen von Palaščák und Růžička dazu angehört und sind zu dem Schluss gekommen, dass keine der dabei geschilderten Versionen der Wahrheit entsprechen dürfte. Keiner der beiden Akteure aber hat Strafanzeige gegen die andere Seite gestellt, und auch der Verband zeigt kein Interesse, die Sache aufzuklären. Daher haben wir uns dazu entschlossen, der Sache einen rechtlichen Rahmen zu geben, indem wir mit der Strafanzeige die Polizei zum Handeln zwingen.“

Jiří Jehlička  (Foto: ČT24)
Jehlička betont dazu, dass sich die Strafanzeige wegen Betrugs- und Bestechungsverdachts sowohl gegen den Geldgeber als auch gegen den Empfänger richte. Er erklärt zudem, warum es in diese Richtung hinauslaufe:

„Wenn es sich um die Spende eines Sponsors gehandelt haben soll, hätte dies schriftlich festgehalten und sie einem Verwendungszweck zugeführt werden müssen. Auch bei einem Darlehen müsste es einen schriftlichen Beleg dafür geben. Und sollte dieses Darlehen direkt für den Trainer bestimmt gewesen sein, dann müssen auch solche Fragen erörtert werden wie ‚Hatte Růžicka das Geld nötig?‘ oder ‚In welche Gehaltsstufe hat er gehört?‘“

Foto: Tschechisches Fernsehen
Diese und weitere offene Fragen haben die WM-Vorfreude in Tschechien inzwischen um einiges getrübt. Verbandschef Král erklärte, er wolle lieber gar nicht einschätzen, inwieweit diese Affäre die Freude und Atmosphäre bei der WM beeinträchtigen könne. Führende Medien des Landes aber haben bereits dazu aufgerufen, dass sich Růžička den Vorwürfen noch vor WM-Beginn stellen solle. Manche fordern sogar, dass er seine Funktion als Nationaltrainer für gewisse Zeit ruhen lässt. Doch darüber wollen Spieler und Fans des Nationalteams derzeit erst recht nicht nachdenken.

Autor: Lothar Martin
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