Korruption im tschechischen Fußball: Erneutes Gerichtsurteil gegen Ex-Verbandschef Pelta
Sechs Jahre Haft und fünf Millionen Kronen (210.000 Euro) Geldstrafe wegen Bestechung – dieses Urteil nahm Miroslav Pelta am Donnerstag entgegen. Das Prager Stadtgericht traf diese Entscheidung gegen den einstigen Chef des tschechischen Fußballverbandes schon zum zweiten Mal.
Am Donnerstag wurde im Prager Stadtgericht das Urteil gegen Miroslav Pelta verkündet. Eben jenes hatte sich der Angeklagte bereits im November 2021 anhören müssen. Daraufhin war aber Peltas Berufung vom Obersten Stadtgericht entsprochen und weitere Beweisvorlagen angemahnt worden. Darum musste sich der Strafsenat nun erneut mit dem Fall beschäftigen. Der ehemalige Vorsitzende des tschechischen Fußballverbandes (FAČR) wird dabei beschuldigt, die Vergabe von Subventionsgeldern an Sportverbände manipuliert zu haben.
Auch im zweiten Verfahren kam das Gericht nun zu demselben Ergebnis, nämlich dass Miroslav Pelta schuldig sei. Sechs Jahre lang soll er ins Gefängnis, dazu noch fünf Millionen Kronen (210.000 Euro) Strafe zahlen und fünf Jahre lang von Führungsfunktionen im Fußballverband ausgeschlossen bleiben. Die Urteilsverkündung nahm Pelta ohne Ausdruck von Emotionen hin, und auch in der Reaktion auf Journalistenfragen gab er sich reserviert:
„Um die Wahrheit zu sagen, ich bin nicht begeistert. Aber auch nicht enttäuscht. Wir warten jetzt die schriftliche Ausarbeitung ab. Im Prinzip ist alles genauso, wie es schon einmal war. Wir haben erneut umgehend Berufung eingelegt und werden nun weitersehen.“
Der alten und neuen Entscheidung des Gerichts zufolge soll auch Simona Kratochvílová ins Gefängnis. Zur fraglichen Zeit war sie nicht nur Peltas Geliebte, sondern auch Staatssekretärin am Bildungsministerium. Unter Ausnutzung dieser Position soll das Paar über die Verteilung von staatlichen Geldern verfügt haben. Die Gegenleistungen der Begünstigten kamen dem Fußballverband und auch Peltas persönlichen Freunden zugute. Überführt wurde das Paar durch Tonmitschnitte aus einer Prager Wohnung, in der sich Pelta und Kratochvílová regelmäßig trafen. Den Schaden, der durch diesen Korruptionsfall entstanden ist, beziffert Richterin Lenka Cihlářová auf insgesamt 175 Millionen Kronen (7,5 Millionen Euro).
Das Strafmaß für Kratochvílová beträgt sechseinhalb Jahre Haft, zwei Millionen Kronen (85.000 Euro) Geldstrafe und sechs Jahre Sperre für Führungspositionen in der öffentlichen Verwaltung. Auch die Mitangeklagte geht in Berufung. Einen Freispruch gab es hingegen für den Vorsitzenden der Tschechischen Sportunion (ČUS), Miroslav Jansta:
„Ich bin froh darüber, wie das Urteil zu meiner Anklage ausgefallen ist. Die Richterin hat zudem darauf hingewiesen, dass die damals von der Staatssekretärin errechneten Zahlen der Tschechischen Sportunion geschadet haben.“
Staatsanwalt Ondřej Trčka hält die gefällten Urteile für zu gering. Er hatte eine Gefängnisstrafe für alle Angeklagten gefordert. Miroslav Pelta sollte demnach sogar für neun Jahre und Simona Kratochvílová für zehn Jahre in Haft kommen…
„Ich bin natürlich zufrieden, dass es zu Verurteilungen gekommen ist. Dennoch meine ich, dass strengere Strafen hätten verhängt werden sollen. Und den Freisprüchen stimme ich nicht zu. Auch hier wäre meiner Meinung nach eine Verurteilung angebracht gewesen, und deswegen werde ich diesbezüglich in Berufung gehen.“
Die Enthüllungen über den Korruptionsfall hatten 2017 sowohl Pelta als auch Kratochvílová ihre Posten gekostet. Zurückgetreten war im Zuge der Ermittlungen aber auch die damalige Bildungsministerin Kateřina Valachová (Sozialdemokraten), die als Zeugin auftrat.
Alle Beschuldigten bestreiten ihre Schuld bis heute. Die Urteile vom Donnerstag sind noch nicht rechtskräftig und werden nun vom Oberlandesgericht geprüft.