Transparency International: Korruption darf keine Sportdisziplin werden

„Wir lassen nicht zu, dass die Korruption zu einer Sportdisziplin wird“, Petr Čtvrtníček und Jiří Lábus (Foto: Transparency International)

Der tschechische Sport hat gewisse Probleme mit seiner Finanzierung. Auch deshalb wird bei den Fördergeldern nicht selten gemauschelt. Dem will nun die Organisation Transparency International mit einer Kampagne entgegentreten.

Miroslav Pelta  (Foto: Filip Jandourek)
Im tschechischen Sport läuft es nicht rund. Er ist im Vergleich zu vielen anderen Ländern unterfinanziert. Das ist mindestens seit 2011 der Fall, als die Lotteriegesellschaft Sazka Insolvenz anmeldete. Denn bis dahin wurden die Sportverbände hauptsächlich aus den Lottoeinnahmen finanziert. Seitdem ist der Kampf entbrannt, möglichst viel aus den staatlichen Zuschüssen für das eigene Umfeld abzuschöpfen. Das mündete letztlich auch in der Causa um die ehemalige Staatssekretärin im Bildungsministerium Simona Kratochvílová und den Ex-Präsidenten des Fußballverbandes, Miroslav Pelta. Beide hatten in trauter Absprache Sportfördermittel willkürlich nach eigenem Gutdünken umverteilt.

Diese nicht gerade positive Entwicklung wird längst auch von der Organisation Transparency International (TI) wahrgenommen. Sylvie Kloboučková ist Rechtsanwältin der tschechischen Vertretung der NGO:

Sylvie Kloboučková  (Foto: Transparency International)
„Transparency hat den Sport schon seit längerer Zeit im Visier. Wir verweisen bereits ebenso lange darauf, dass es bei der Finanzierung des Sports systematischer Veränderungen bedarf. Deswegen sind wir seit Herbst vergangenen Jahres auch mit dem Ministerium für Bildung, Jugend und Sport in Dialog getreten. Seitdem sind wir regelmäßig in intensivem Kontakt.“

Die erst jüngst aufgeflogene Causa um den Fußballverband und dessen Ex-Chef Pelta sei letztlich der unzweifelhafte Beleg dafür, dass man handeln müsse, ergänzte Kloboučková. Einige Sportverbände hätten sich mittlerweile auch schon damit an Transparency gewandt, bei der Aufdeckung von Korruption im Sport zu helfen. Am engsten sei die Zusammenarbeit mit dem Eishockey-Verband. Von diesem wurde mit Hilfe von Transparency vor zwei Jahren auch eine eigene Antikorruptions-Hotline eingerichtet. Bei anderen Verbänden verspüre ihre Organisation hingegen eine gewisse Unsicherheit beim Umgang mit Fördergeldern, sagt Kloboučková:

„Nicht selten entstehen die Probleme nicht dadurch, dass jemand betrügen und die Gelder beiseiteschaffen will. Es ist vielmehr so, dass Sportfunktionäre oft nur mangelnde Kenntnisse über die Förderung haben und dass auch fachliche Expertisen fehlen. Solchen Verbänden und Vereinen können wir dann mit Rat und Tat zur Seite stehen.“

Sylvie Kloboučková: „Nicht selten entstehen die Probleme nicht dadurch, dass jemand betrügen und die Gelder beiseiteschaffen will. Es ist vielmehr so, dass Sportfunktionäre oft nur mangelnde Kenntnisse über die Förderung haben und dass auch fachliche Expertisen fehlen.“

Aus all den genannten Gründen hat sich Transparency International nun entschlossen, eine entsprechende Kampagne zu führen. Sie wurde am Montag gestartet. TI-Rechtsanwalt Petr Leyer erklärt die drei wichtigsten Punkte:

„Unsere Aktivitäten zielen auf Skandale und Affären im nationalen wie internationalen Sport. Zweitens auf die Manipulation von Ergebnissen im Zusammenhang mit Sportwetten, und insbesondere drittens auf die ungleiche Finanzierung und intransparente Umverteilung von öffentlichen Geldern im Sport, und das auf allen Ebenen.“

Dass gerade bei der Verteilung der Sportfördermittel einiges im Argen liegt, belegt Sylvie Kloboučková an einem Beispiel:

„Die Machenschaften, mit denen wir uns konfrontiert sehen, verlaufen in etwa so: Ein Sportverein stellt ein Verzeichnis von Kindern aus, die er für eine Veranstaltung zum Kindertag zusammengetrommelt hat. Er weist diese Kinder als seine Mitglieder aus und beantragt die sogenannte personenbezogene Förderung. So aber kann und darf das Fördersystem nicht funktionieren. Wir müssen es konzeptionell überarbeiten, erst dann können wir auch wieder mehr Geld dort hineinstecken.“

„Wir lassen nicht zu,  dass die Korruption zu einer Sportdisziplin wird“,  Petr Čtvrtníček und Jiří Lábus  (Foto: Transparency International)
Die von Transparency International begonnene Kampagne läuft unter dem Motto: „Wir lassen nicht zu, dass die Korruption zu einer Sportdisziplin wird.“ Zwei grundlegende Bestandteile sind dabei ein Video und eine sogenannte Sportler-Staffel. In dem Videospot, der den Titel„Korrupter Mehrkampf“ trägt, wird durch bekannte Persönlichkeiten auf ironische Weise verdeutlicht, wie Bestechungen und Bevorteilungen den Sport als solchen negativ beeinflussen.

Die Sportler-Staffel wiederum ist eine Serie von Videos, in denen populäre tschechische Sportler auftreten. Sie fordern darin die Sportöffentlichkeit dazu auf, sich gegen Korruption im Sport zur Wehr zu setzen. Am Ende ihrer Botschaft nennen sie den Namen eines weiteren Sportlers, dem sie symbolisch den Staffelstab übergeben. Dies ist ein ganz spezieller Glaskonus, der in seiner Mitte am schmalsten ist. Die gläserne Anfertigung soll dokumentieren, dass die Finanzierung des Sports transparenter werden muss. Zu den Sportlern, mit denen bereits ein Video erstellt wurde, gehören der Ehemann von Biathlon-Weltmeisterin Gabriela Koukalová, Badmintonspieler Petr Koukal, die Beachvolleyballerin Kristýna Hoidarová Kolocová, sowie die Eishockeyspieler David Pastrňák und Martin Hanzal.

Sylvie Kloboučková: „Die Zuschüsse auf regionaler und kommunaler Ebene kann man getrost als öffentliche Unterstützung qualifizieren, und das widerspricht dem Wettbewerb auf dem europäischen Markt.“

Wie eingangs bereits erwähnt, haben es in Tschechien die meisten Verbände und Vereine schwer, den von ihnen angebotenen Sport auch zu finanzieren. Ziemlich prekär ist dabei die Lage in den Mannschaftssportarten. Daher lassen sich nicht wenige von ihnen mit Geldern aus der öffentlichen Hand helfen. Das ist besonders in Regionen der Fall, wo ein Fußball- oder Eishockeyteam ein Aushängeschild wie auch ein Publikumsmagnet sein sollen. Dort werden die jeweiligen Profiklubs durch Zuschüsse aus den Kassen der Regionalverwaltung oder Stadtvertretung unterstützt. Dies aber sei nicht rechtens, mahnt Sylvie Kloboučková:

„Das ist ein großes Problem. Jeder spricht ein wenig darüber, doch niemand will dieses heiße Eisen anpacken. Auch deshalb nicht, weil man sich nicht anders zu helfen weiß. Diese Zuschüsse kann man getrost als öffentliche Unterstützung qualifizieren, und das widerspricht dem Wettbewerb auf dem europäischen Markt. Von daher bedarf diese Problematik einer gesamteuropäischen Lösung.“

Bis diese jedoch gefunden ist, wird wohl noch einige Zeit vergehen. Diesbezüglich sei nur an das sogenannte „Financial Fairplay“ im Fußball erinnert, was längst noch nicht konsequent durchgesetzt wird. Und so ist auch die Kampagne von Transparency International nur ein weiterer Schritt in die richtige Richtung.


Bei WM der Rennkanuten hofft Tschechien auf Dostál, Fuksa und Vierer-Kajak

Josef Dostál  (Foto: Iva Roháčková,  Archiv Ministerstva obrany ČR)
Bei allen Problemen, die der Sport hierzulande mit seiner Finanzierung hat, bei der Austragung von internationalen Wettbewerben haben sich die Tschechen noch stets als gute Gastgeber erwiesen. Das wird sicher auch in den kommenden fünf Tagen der Fall sein, wenn auf der Wasserrennstrecke im mittelböhmischen Račice die diesjährige Weltmeisterschaft im Kanurennsport ausgetragen wird.

In dieser Sportart hat Tschechien schon einige Weltklasseathleten hervorgebracht. Das belegen nicht zuletzt die Olympischen Sommerspiele vom vergangenen Jahr in Rio de Janeiro. Von dort haben die tschechischen Rennkanuten zwei Medaillen mit nach Hause gebracht: eine silberne durch Josef Dostál im Einer-Kajak über 1000 Meter und durch den Vierer-Kajak über die gleiche Distanz. Ein Mitglied des Bronze-Vierers war Josef Dostál, der nun auch Tschechiens große Medaillenhoffnung für die Heim-WM in Račice ist. Der 24-Jährige wird sich allerdings voll und ganz auf die Einzelrennen im Kajak über 500 und 1000 Meter konzentrieren. Seinen Platz im Vierer hat nunmehr der Nachwuchsweltmeister im Doppelkajak, Radek Šlouf eingenommen. Mit seinen Teamgefährten Daniel Havel, Jakub Špicar und Jan Štěrba will Šlouf der tschechischen Erfolgsstory in dieser Disziplin nun ein weiteres Kapitel hinzufügen. Und die Ergebnisse aus dem bisherigen Saisonverlauf stimmen ihn dabei durchaus optimistisch:

„Ich bin sehr froh, dass es uns gelungen ist, beim Weltcup aufs Podest zu springen. Mir kam es so vor, dass niemand aus meinem Umfeld Druck auf mich ausgeübt hat, weil ich nun Josef Dostál ersetze. Den Druck habe ich mir selbst gemacht, indem ich mir sagte, wenn es mit Dostál lief, muss es auch mit mir klappen. Ansonsten wird stets diskutiert, ob die Besatzung mit Dostál einfach anders war.“

Neben Dostál in den Kajak-Einzelkonkurrenzen und dem Vierer-Kajak ruhen die tschechischen Medaillenhoffnungen ebenso auf dem Canadier-Fahrer Martin Fuksa. Der 24-Jährige blieb in Rio mit dem sechsten Platz über 1000 Meter unter den Erwartungen. Vor heimischem Publikum will er sich nun rehabilitieren.

Die Weltmeisterschaft beginnt am Mittwoch mit den Wettbewerben der Behindertensportler. Die Finalrennen der Männer und Frauen in den olympischen Disziplinen werden am Samstag und Sonntag ausgetragen.