Nach Bestechungsskandal: Portugiese soll tschechische Fußball-Schiedsrichter anleiten
Der tschechische Fußball hatte in den vergangenen Wochen und Monaten nicht nur mit der Corona-Pandemie zu kämpfen. Im Oktober ist schließlich eine Bestechungsaffäre aufgedeckt worden, demnach wurden zahlreiche Spiele in den hiesigen Ligen bis hoch in die zweithöchste Spielklasse beeinflusst. Die Ermittlungen der Polizei betreffen insgesamt 13 Schiedsrichter. Nun soll ein erfahrener portugiesischer Funktionär und früherer Unparteiischer der Schiedsrichterkommission in Tschechien vorstehen.
Für viele der etablierten tschechischen Referees kam im Herbst der Abpfiff. Denn sie sind in eine breite Bestechungsaffäre verwickelt. Anstatt unparteiisch zu sein, haben sie gegen Geld zahlreiche Spiele zugunsten bestimmter Vereine beeinflusst. Bisher sind nur Begegnungen bis hoch in die zweite Liga belegt, doch die Polizei ermittelt noch. Und die Abhörprotokolle deuten darauf hin, dass auch die höchste Spielklasse betroffen gewesen sein könnte.
In den Skandal verwickelt sind jedenfalls der bisher zweithöchste Mann im tschechischen Fußballverband, Roman Berbr, sowie der frühere Leiter der Schiedsrichterkommission beim Verband, Jozef Chovanec. Einige angebliche Unparteiische dürfen vorerst nicht mehr pfeifen, darunter der langjährige Fifa-Schiedsrichter Pavel Královec. Nun soll der Portugiese Vítor Manuel Melo Pereira die Leitung der Kommission übernehmen. Dazu Fußballverbandschef Martin Malík:
„Einer der größten Vorteile ist, dass man Herrn Pereira hierzulande praktisch nicht kennt. Dabei ist er ein Spitzen-Schiedsrichter gewesen, hat bei Welt- und Europameisterschaften gepfiffen sowie Spiele der Champions League geleitet. Mit seinen 63 Jahren hat er zudem reiche Erfahrungen als Funktionär gesammelt. Unter anderem leitete er elf Jahre lang die Schiedsrichterkommission in Portugal.“
Aber nicht nur das: Eine ähnliche Mission wie nun in Tschechien hatte Pereira zuvor bereits in Griechenland und in Brasilien.
Beim tschechischen Verband war zunächst über eine Aushilfe aus einem der Nachbarländer nachgedacht worden wie Deutschland und Österreich oder aus einem nahen Land wie der Schweiz. Letztlich verhandelte Malík über mehrere Wochen mit dem obersten Schiedsrichterverantwortlichen bei der Uefa, dem Italiener Roberto Rosetti. So kam man auf Vítor Melo Pereira.
Mittlerweile hat auch der tschechische Ligaverband den Daumen gehoben für den Portugiesen.
„Ich kann bestätigen, dass der Ligaverband vor seiner Präsidiumssitzung vom Fußballverband über die Pläne informiert wurde, die Leitung der Schiedsrichterkommission einem ausländischen Experten zu übertragen. Und der Ligaverband hat dem zugestimmt“, so Stěpán Hanuš, Sprecher des Ligaverbands, in dem die Vertreter der tschechischen Fußballvereine aus erster und zweiter Liga sitzen.
Ab Januar soll Pereira die tschechische Schiedsrichterkommission leiten. Der gebürtige Lissaboner ist aber nicht der erste Ausländer auf dem Posten. Ab dem Sommer 2016 lag die Führung des Gremiums bereits für zwei Jahre beim früheren polnischen Referee Michał Listkiewicz.