Korruption bei Sportförderung? Razzien in Ministerium und Fußballverband
Die tschechische Polizei hat den Verdacht, dass es bei der Förderung des Fußballs hierzulande nicht mit rechten Dingen zugegangen ist. Deswegen hat sie am Mittwoch großangelegte Razzien durchgeführt – unter anderem beim Fußballverband und dem Ministerium für Bildung und Sport.
„Die Polizei sucht Unterlagen über die Fördergelder des Ministeriums für Bildung und Sport an unseren und weitere Verbände. Miroslav Pelta ist vorläufig festgenommen, um bei der Durchsuchung von 12 oder 13 Büroräumen an mehreren Orten der Tschechischen Republik zur Verfügung zu stehen.“
Es geht um mögliche Korruption. An fünf Orten insgesamt war die Polizei im Einsatz, so auch beim Ministerium für Bildung und Sport, bei der Sport-Union, am Prager Magistrat und beim Fußballverein Jablonec / Gablonz, den Miroslav Pelta ebenfalls leitet. Vorläufig festgenommen wurden dabei neben dem Fußballverbandschef auch eine Staatssekretärin am betroffenen Ministerium sowie der Prager Stadtverordnete Karel Březina. Der Sozialdemokrat ist 2014 schon wegen Betrugs verurteilt worden.
Die Prager Staatsanwaltschaft leitet die Ermittlungen. Konkretes hat sie bisher nicht bekannt gegeben, außer dass sie drei Personen und eine Institution im Visier hat. Die leitende Staatsanwältin Lenka Bradáčová im Tschechischen Fernsehen:„Es geht um die Straftatbestände des Amtsmissbrauchs, der Veruntreuung und der Vorteilsnahme bei der Vergabe öffentlicher Aufträge.“
Am Donnerstagmorgen wurde Miroslav Pelta über zwei Stunden lang verhört, die Inhalte sind jedoch nicht bekannt. Deswegen kann bisher nur spekuliert werden, was konkret im Fokus der Polizei steht. Die tschechischen Medien erwähnen unter anderem die Renovierung des „Stadions der Freundschaft“ auf dem Prager Strahov-Hügel. Daran hatten sich auch der Staat und die Stadt finanziell beteiligt. Kostenpunkt: 80 Millionen Kronen (knapp drei Millionen Euro).
Doch es könnte auch um sehr viel mehr Geld gehen – nämlich um die gesamte Förderung des Fußballs in diesem Jahr. Denn diese wurde deutlich aufgestockt gegenüber 2016. Insgesamt hat der Staat 629 Millionen Kronen (23 Millionen Euro) versprochen. Das sind dreimal mehr, als die Fördersumme für den zweiten tschechischen Nationalsport: das Eishockey. Journalisten halten allein dies schon für verdächtig.