Afghanistan, Diplomatie und Radar: Außenminister Schwarzenberg in den USA
Die amerikanische Außenministerin Hillary Clinton zeigte sich erfreut, als ihr der tschechische Amtskollege Karel Schwarzenberg mitteilen konnte: Die Tschechische Republik wird ihr Afghanistan-Kontingent aufstocken. Das hatte am Mittwoch das Kabinett in Prag beschlossen. Dies und weitere Themen kamen in den vergangenen Tagen in Washington beim Arbeitsbesuch von Außenminister Schwarzenberg auf den Tisch.
Die Truppenaufstockung müssen noch Abgeordnetenhaus und Senat beschließen. Das dürfte aber bei den eindeutigen Kräfteverhältnissen für die Mitte-Rechts-Koalition von Premier Nečas kein Hindernis sein. Regierungsbeschlüsse haben in diesen Zeiten das Gewicht des letzten Wortes.
Neben dem Ausbau des Atomkraftwerkes Temelín, um den sich auch die US-Firma Westinghouse bewirbt, sprachen Schwarzenberg und Clinton auch über einen neuen US-Botschafter für Tschechien. Der Posten ist seit bald zwei Jahren vakant. Norman Eisen, der Favorit von Präsident Obama, wurde vergangene Woche vom Kongress abgeschmettert. Das Problem sei der laufende Wahlkampf in den USA, beteuerte US-Außenministerin Clinton am Mittwoch. Im November finden nämlich Wahlen zum Kongress statt. Schwarzenberg versprach Geduld. Auch in Tschechien stünden schließlich die Senats- und Kommunalwahlen an:
„Clinton sieht diesen Vorfall eher im Zusammenhang mit dem Wahlkampf. Ich kenne ein Land, eine Stadt, in der sich jetzt kurz vor den Wahlen auch so einiges abspielt. Und deswegen werden wir im November etwas klüger sein.“
Abwarten muss man sicher auch noch in einem anderen aktuellen Fall: In Washington sollen Informationen an die Öffentlichkeit gedrungen sein, nach denen das ursprünglich in Tschechien geplante US-Raketenabwehrradar vor allem zum Schutz des amerikanischen Territoriums dienen sollte. Das Problem: Der ganze Streit um das Radar wurde in Tschechien von Regierungsseite mit dem Argument unterfüttert, das US-Radar solle Europa und damit auch die Tschechen vor Angriffen schützen. Auf welcher Seite des Atlantiks möglicherweise gelogen wurde, das wird nun zu klären sein.