Nato-Gipfel: Pilotenausbildung in Pardubice – Tschechien für Afghanistan-Hilfe

Die Nato hat bei ihrem Gipfel in Chicago einen Plan für Afghanistan und mehr Kooperation bei militärischen Aufgaben. Auch aus tschechischer Sicht sind die Ergebnisse von Bedeutung. Seit 1999 ist das Land Bündnis-Mitglied und hat dieses Jahr 600 Soldaten in Afghanistan stationiert.

Anders Fogh Rasmussen,  Václav Klaus und Barack Obama  (Foto: ČTK)
Die Völker der Nato-Staaten sind zum Großteil kriegsmüde. Zugleich ist Afghanistan noch längst nicht in der Lage, für die eigene Sicherheit zu sorgen. Wie soll also dieses Dilemma gelöst werden? Das war eine der Fragen beim Nato-Gipfel in Chicago, der am Sonntag zu Ende gegangen ist. Staatspräsident Václav Klaus hatte Tschechien bei der Zusammenkunft vertreten:

„Wir sind uns alle bewusst, dass es toll ist, sich 2014 zurückzuziehen. Zugleich ist es eine fürchterlich schwere Aufgabe, dieses Ende zu ermöglichen. Man kann nicht einfach die Augen verschließen, vor dem, was sich dort bis jetzt abgespielt hat. Die Debatte darüber habe ich als wertvoll empfunden.“

Nato-Gipfel in Chicago  (Foto: ČTK)
Die Ergebnisse sind hingegen sehr vage. Zwar sollen die Nato-Mitglieder Afghanistan mit Tausenden Ausbildern und milliardenschweren Hilfen über den Abzug im Jahr 2014 hinaus unterstützen. Doch die dafür benötigten rund 4 Milliarden Dollar sind bisher nicht gesichert. Der tschechische Beitrag jedenfalls lässt sich angesichts der Gesamtsumme eher als symbolisch bezeichnen. Staatspräsident Klaus sprach von einer Millionen Dollar.

Taliban
In Chicago wurde aber auch ein konkreter Beschluss für den Hindukusch getroffen: Im kommenden Jahr sollen afghanische Sicherheitskräfte - im Verbund mit der internationalen Isaf-Schutztruppe – Kampfeinsätze gegen radikalislamische Taliban führen. Das könnte auch die tschechischen Einheiten direkt betreffen, schließlich sind sie unter anderem als Ausbilder tätig und haben zudem eine schnelle Eingreiftruppe stationiert.

US-Präsident Obama hatte nach dem zweitägigen Treffen in seiner Heimat gesagt, die Nato sei nun besser gewappnet für die Zukunft. Dazu gehört auch eine Antwort auf die Frage, wie bei sinkenden Verteidigungsausgaben der europäischen Mitglieder die Verteidigungsfähigkeit aufrecht erhalten werden kann. Über 20 Kooperationsprojekte beschlossen die Bündnispartner nun. Eines davon ist ein Ausbildungszentrum für Hubschrauberpiloten in Tschechien.

Alexandr Vondra  (Foto: Archiv der Armee der Tschechischen Republik)
„Das ist keine sehr große Sache. Es ist eher ein kleiner Baustein im Mosaik all der Projekte, die sich in Zukunft aufgrund von Arbeitsteilung gemeinsam machen lassen und durch die jeder Staat etwas einsparen kann“, so Verteidigungsminister Alexandr Vondra.

Das Zentrum soll seinen Sitz wohl in Pardubice haben. In der ostböhmischen Stadt bilden tschechische Piloten bereits jetzt afghanische und amerikanische Kollegen für den Flug in Hubschraubern sowjetischen Bautyps aus. Tschechien hat das Konzept zusammen mit Kroatien ausgearbeitet, die USA machen mit und die Slowakei hat Interesse angemeldet. Finanziell beteiligen wollen sich an dem Ausbildungszentrum zudem weitere Staaten wie Norwegen, die Niederlande und Australien.

Ein großes Projekt der Allianz findet hingegen ohne tschechische Beteiligung statt: der Raketenabwehrschild gegen Angriffe so genannter Schurkenstaaten wie Iran und Nordkorea. Ex-US-Präsident George W. Bush hatte das Radarsystem des Schutzschilds ursprünglich in Tschechien stationieren wollen. Doch sein Nachfolger Obama ließ vor allem nach Protesten Russlands die tschechische Option wieder fallen. Seitdem ist das Projekt für tschechische Politiker gestorben. Anders für die anderen Bündnisstaaten. In Chicago hieß es nun, das Teile des Schutzschilds bereits einsatzbereit seien.