NATO-Gipfel: Tschechien wird Afghanistan-Engagement leicht verändern

NATO-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer (rechts) und Lettlands Präsidentin Vaira Vike-Freiberga (Foto: CTK)

Die NATO steht ein weiteres Mal vor einer schwierigen Aufgabe. Die militärische Führung der Allianz beklagt, dass die Bündnispartner zu wenig Soldaten in den umkämpften Süden schickten. Die USA fordern von den Alliierten, die Einsatzbeschränkungen für ihre Einheiten aufzugeben. Neben Afghanistan zählen auch der Kosovo und die modifizierte Ausrichtung der Allianz im 21. Jahrhundert zu den Schwerpunkten des NATO-Gipfels, der am Dienstag und Mittwoch in Riga stattfindet.

NATO-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer  (rechts) und Lettlands Präsidentin Vaira Vike-Freiberga  (Foto: CTK)
NATO-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer hat die NATO-Verbündeten zu mehr militärischem Engagement in Afghanistan aufgefordert. Es müssten vor allem mehr Truppen in den Süden Afghanistans geschickt werden, wo immer noch 20 Prozent der nötigen Soldaten fehlen, sagte er am Dienstag in Riga. Tschechiens Außenminister Alexandr Vondra bestätigte gegenüber dem Tschechischen Rundfunk, dass vor allem die Lage in Afghanistan sehr intensiv auf dem Gipfel behandelt wird:

"Das ist eines der Hauptthemen auf dem Gipfel. Nachdem die Allianz das komplette Kommando über alle Operationen in Afghanistan übernommen hat, erwarten wir eine Entscheidung zur Erhöhung der Truppenstärke. Man wird die Bestrebung deutlich machen, die Mission auf irgendeine Weise erfolgreich zu beenden. Aber das wird selbstverständlich nicht leicht werden."

Wie man diese schwierige Aufgabe meistern könnte, dazu hat Vondra diese Meinung:

"Afghanistan ist in der Tat kein leichtes Territorium. Dort haben sich schon die Briten oder die Russen die Zähne ausgebissen. Ich denke, dass wir dort nur dann Erfolg haben werden, wenn wir neben dem militärischen Einsatz alles dafür tun, dass Afghanistan auf eigenen Füßen stehen kann. Das heißt, das Land muss so strukturiert werden, dass es in Zukunft sowohl ökonomisch als auch gesellschaftlich für sich selbst sorgen kann."

Alexandr Vondra  (Foto: CTK)
Welchen konkreten Beitrag die Tschechische Republik zu einer zukunftsfähigeren Entwicklung Afghanistans leisten will, dazu sagte Vondra:

"Die tschechische Regierung hat schon vor einiger Zeit entschieden, dass es zu einer leichten Aufstockung bzw. zu kleinen Veränderungen innerhalb unseres Kontingents in Afghanistan kommen wird. So werden unsere bereits entsandten Spezialeinheiten bald durch normale Kampftruppen ersetzt. Des Weiteren rechnen wir mit dem Einsatz einer kleineren Einheit von Militärpolizisten, und auch den Einsatz von Hubschraubern schließen wir nicht aus. Wir rechnen auch damit, dass wir uns in Zukunft noch stärker in den Teams zum Wiederaufbau des Landes einbringen werden. Diese Teams verfolgen das Ziel, Städte und Gemeinden wieder so aufzubauen, dass die Bevölkerung dadurch erneut auf eigenen Füßen stehen kann."

Der Gipfel in Riga muss also nun die Weichen stellen, inwieweit das militärische Engagement der NATO forciert werden soll, und ob parallel dazu der zivile Wiederaufbau des Landes voranschreiten soll. Es gilt als sicher, dass bei der Suche nach einem guten Kompromiss einige NATO-Länder zulegen müssen.