Agentur für Inklusion: 200.000 Menschen in Tschechien wegen Epidemie in Armut
Infolge der Corona-Epidemie könnte die Zahl der armen und sozial ausgegrenzten Menschen in Tschechien um bis zu 200.000 Menschen steigen. Das hat die Agentur für soziale Eingliederung berechnet.
Nach Angaben des tschechischen Statistikamtes waren 9,5 Prozent der tschechischen Bevölkerung vor Beginn der Pandemie von Einkommensarmut bedroht. Das entspricht etwa einer Million Menschen. Laut Definition gilt eine Person als einkommensarm, wenn sie über weniger als 60 Prozent des mittleren Nettoeinkommens verfügt. Im vergangenen Jahr lag diese Grenze für Einzelpersonen bei 13.640 Kronen (527 Euro) pro Monat.
Die Berechnung der Agentur für Inklusion basiert auf Daten aus den Vorjahren zum Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) und zur Armutsquote in Tschechien. Laut Statistik sank das BIP im vergangenen Jahr um 5,6 Prozent zurück. Dies war der größte Rückgang seit der Gründung der unabhängigen Tschechischen Republik. In den Jahren vor 2020 ist das BIP gewachsen. „Wenn das derzeitige Verhältnis zwischen der Veränderung des BIP und der Armutsquote dem Trend entspricht, der in der Zeit des BIP-Wachstums beobachtet wurde, kann bei einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um fünf bis sechs Prozent ein Anstieg der Armutsquote um ein bis zwei Prozent erwartet werden. In absoluten Zahlen bedeutet dies 100.000 bis 200.000 Personen mehr, die von Armut betroffen sind“, sagte der Datenanalyst der Agentur, Roman Matoušek.
Die Agentur weist darauf hin, dass bei einer höheren Anzahl armer Menschen die Staatsausgaben für Sozialleistungen sogar um zehn Prozent gegenüber der Zeit kurz vor der Pandemie steigen könnten.
Die Agentur für Inklusion war bis Ende 2019 eine Abteilung des Regierungsamtes. In der Vergangenheit wurde über ihre Unabhängigkeit und Abkopplung diskutiert. Das Kabinett Babiš verlegte die Agentur jedoch in das Ministerium für regionale Entwicklung.