Aggressionen im Straßenverkehr nehmen zu
Autofahrer stehen oft unter Zeitdruck, und das führt zu mehr Aggressivität am Steuer. Das hat eine Umfrage ergeben, die vom tschechischen Verband der Versicherungsanstalten durchgeführt wurde. Dahinter steht eine Kampagne unter dem Titel „Die Aggressivität tötet“.
Der Versicherungsverband habe in Zusammenarbeit mit Verkehrspsychologen einen Online-Test erstellt. Mit seiner Hilfe wolle man den Fahrern die Möglichkeit zur Selbstreflexion geben, wie sie sich jeweils auf den Straßen verhalten. Das sagte die Verbandssprecherin Veronika Nová gegenüber den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks.
Über 30.000 Personen haben den Test im Laufe von fünf Monaten durchgeführt. Sie mussten 31 Fragen beantworten, wie etwa diese: Was stört Sie auf der Straße am meisten? Setzen Sie sich nach einer Party hinter das Steuer und messen Sie in diesem Fall den Rest-Alkohol in Ihrem Blut? Aus den Ergebnissen folgt, dass jeder siebte Fahrzeugführer für die Fahrt nicht ausreichend Zeit habe und dadurch zu aggressiverem Verhalten gezwungen sei.
Nicht immer stellt aber die Aggressivität ein Risiko dar. Manchmal könne etwa eine gewisse Unentschlossenheit das Problem sein, sagt die Verkehrspsychologin Vlasta Rehnová:
„Wenn man einen Fehler macht oder eine risikoreiche Lösung wählt, kann dies aus Angst vor einer bestimmten Handlung heraus erfolgen. Man ist nicht imstande, sich schnell zu entscheiden.“
Die Testergebnisse besagen, dass 97 Prozent aller Autofahrer in Tschechien bereits Aggressivität im Verkehr begegnet sind, und zwar am häufigsten auf Autobahnen und Straßen außerhalb von Wohngebieten. Die Fahrer gäben häufig an, dass andere Verkehrsteilnehmer sie genervt hätten, so Veronika Nová:
„Mehr als ein Drittel der Befragten gab zu, dass sie ein langsamer Fahrer wütend mache, ähnlich wie überholende LKW-Fahrer, Radfahrer, die den Verkehr aufhalten, oder auch lange Staus.“
20 Prozent der Befragten geraten bei Stau oder starkem Verkehr in Stress. Manche von ihnen würden sich dann rücksichtslos eine Durchfahrt erzwingen, sagt Verkehrspsychologin Rehnová:
„Sie überholen dort, wo es nicht erlaubt ist. Sie lassen einen Bus nicht aus der Haltestelle ausfahren oder ähnliches. Dabei kann es sein, dass sich die Fahrer tatsächlich unter Zeitdruck befinden, zum Beispiel von Seiten des Arbeitgebers.“
Mehr als 90 Prozent der Fahrer gaben zu, gelegentlich gegen die Straßenverkehrsverordnung zu verstoßen. Die Hälfte von ihnen begründet dies damit, dass die Lage dies erzwungen habe. 20 Prozent der Befragten sind überzeugt, dass es nicht nötig ist, alle Regeln einzuhalten. Die zunehmende Aggressivität auf tschechischen Straßen wird auch von der Polizei bestätigt: Manchmal könnten bloß eine Geste oder Hupen Aggressionen auslösen, sagt der Leiter der Verkehrspolizei, Jiří Zlý.
In den zurückliegenden zehn Jahren registrierte die Polizei in Tschechien über 5500 Unfälle, deren Ursache in einer aggressiven und rücksichtslosen Fahrtweise lag. Die Abteilung für Sicherheit im Straßenverkehr beim Verkehrsministerium (Besip) fordert strengere Strafen für Fahrer, die absichtlich gegen die Regeln verstoßen und durch aggressives Verhalten gefährliche Situationen hervorrufen. Unter anderem sollte ein längeres Fahrtverbot als bisher für sie gelten.