"Ahoj Nachbarn" - ein österreichisch-tschechisches Projekt zum ersten Jahrestag der EU-Erweiterung
Mehr als 100 Jahre schon wird der 1.Mai weltweit als "Tag der Arbeit" gefeiert. Seit 2004 gibt es einen Grund, diesen Tag in Zukunft doppelt zu feiern, denn der 1.Mai ist mittlerweile auch als Tag der EU-Erweiterung in die Geschichte eingegangen. Aus dem Anlass des ersten Jubiläums werden verschiedene Veranstaltungen stattfinden. Mancherorts laufen schon Vorbereitungen auf volle Touren. Ein konkretes Beispiel hat Jitka Mladkova parat - im folgenden Regionaljournal.
Am Anfang war, wie könnte es schließlich anders sein, eine Idee! Und zwar die Idee, gemeinsam mit Tschechen zu feiern. So entstand in der oberösterreichischen Landeshauptstadt Linz ein Projekt mit dem Titel "Ahoj, Nachbarn - Tschechische Republik zu Gast in Linz", das in Zusammenarbeit der Linzer Gesellschaft City Ring und der Südböhmischen Handelskammer zustande kam. In den Tagen vom 28. - 30.April werden tschechische Handwerker und Künstler die Chance haben, ihre Produkte in Linz zu verkaufen, ohne dass sie die dafür sonst üblichen Genehmigungen brauchen. Als Vertreter der Südböhmischen Handelskammer wurde deren Filiale in Cesky Krumlov/Krumau ins Projekt involviert. Die Leiterin Zdenka Dolezelova fragte ich, welches Echo dieses Angebot auf der tschechischen Seite gefunden hat:
"Weil die Information über das Angebot aus Linz nicht nur in der regionalen Presse im ganzen Landkreis Südböhmen zu finden war, sondern auch landesweit publik gemacht wurde, ist das Interesse ziemlich groß. Jeden Tag bekommen wir Anrufe bzw. Mails aus ganz Tschechien und werden um nähere Informationen gebeten."
Es melden sich Anbieter mannigfaltigen Sortiments, z.B. aus den Bereichen Keramik, Lederwaren, Holzschnitzerei, Metallmöbel u.a. Da bietet sich die Frage an: Auf welche Resonanz können tschechische Produkte bei österreichischen Kunden stoßen? Frau Dolezelova reagiert wie folgt:
"Diese Frage kann ich tatsächlich nicht genau beantworten. Ich weiß, dass die österreichische Seite an typisch tschechischen Waren interessiert ist. Wie groß dann das Interesse z.B. an tschechischer Keramik oder an aus Holz geschnitzten Gegenständen sein wird, kann ich nicht einschätzen."
Nach dem Gespräch mit Zdenka Dolezelova fragte ich noch Werner Prödl, Centerleiter und Geschäftsführer der Passage "Linz" und Mitglied des Vorstandes des Linzer City-Rings, der den Vorschlag für das österreichisch-tschechische Projekt eingebracht hat. Wie kam es dazu?
Soweit Werner Prödl aus Linz. Die Südböhmische Handelskammer, die ihren Sitz in Ceske Budejovice/ Budweis hat, unterhält gute Beziehungen zu ihrem oberösterreichischen Pendant in Linz. Die Handelskammerfiliale in Cesky Krumlov /Krumau wiederum, die u.a. die einheimischen Unternehmer mit Informationen über das Geschehen im Wirtschaftraum Österreich versorgt, hat vor allem in Freistadt ihren Partner für Kooperationen im Rahmen des so genannten Interregprogramms gefunden. In der Krumauer Region ist in den zurückliegenden Jahren eine ganze Reihe von tschechisch-österreichischen Gemeinschaftsfirmen entstanden, die diesseits und jenseits der gemeinsamen Grenze Absatz für ihre Produkte finden. Als ich mit Frau Dolezelova sprach, organisierte die Handelskammer Cesky Krumlov gerade eine Exkursion in die Linzer Stahlwerke VOEST Alpine für einheimische Unternehmer - auf deren Vorschlag wohl gemerkt! Das Interesse sei groß, sagte Dolezelova unter Hinweis darauf, dass Vertreter tschechischer, in hohem Maße auf Maschinenbau orientierter Firmen wohl das Terrain als potentielle Zulieferer sondieren wollen. In diesem Zusammenhang verwundert nicht, dass beide Handelskammern im Rahmen der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit Deutsch-Sprachkurse für Unternehmer veranstalten wollen. Auf die Frage, wo trotz erfolgreicher Zusammenarbeit noch Nachholbedarf besteht, antwortete Frau Dolezelova:"Es ist eben die Sprachbarriere. Heutzutage kann die junge Generation Deutsch oder Englisch in der Schule lernen wogegen wir Ältere nur den Sprachunterricht in Russisch absolviert haben, was nachgeholt werden muss. Unser größtes Problem ist also eindeutig die Sprachbarriere!"
Wollen wir hoffen, dass auch diese Barriere irgendwann einmal nur noch der Vergangenheit angehören wird.