Airbnb und Co.: Markt für Kurzvermietungen weiter gedämpft, Politik plant Regulierung

Mit den Lockerungen der Corona-Maßnahmen kommt auch langsam neuer Elan in den Tourismus in Tschechien. Damit steigt wieder die Nachfrage nach kurzzeitigen Vermietungen à la Airbnb. Viele Besitzer solcher Wohnungen haben aber während des Lockdowns auf langfristige Nutzung umgesattelt – und wollen erst einmal dabei bleiben.

Matěj Koutný | Foto:  Vereinigung privater Vermieter und Gastgeber

Hier in der Štěpánská-Straße in Prag, ganz in der Nähe des Wenzelsplatzes, gäbe es diese kleine Studiowohnung mit moderner und hübscher Ausstattung, sagt Matěj Koutný, während er die Tür aufschließt. Mehrere Monate lang sei hier kein Gast gewesen. Weil die Immobilie zu klein für längerfristige Mieter sei, stehe sie seitdem leer, fügt Koutný an. Er arbeitet für die Firma Blahobyty, die sich auf kurzzeitige Vermietungen spezialisiert hat.

Dieser Leerstand ist wohl eher ein Ausnahmefall. Denn die meisten Besitzer, die ihre Immobilien vor der Corona-Pandemie auf Portalen wie Airbnb angeboten haben, sind inzwischen auf Langzeitmieter umgestiegen. Die Zahlen zum Thema sollten wegen der reichlichen halblegalen Privatinitiativen auf dem Markt zwar mit Vorsicht genossen werden. Der Trend wird allerdings aus ihnen klar ersichtlich. Nach Angaben der Datenbank Golemio gibt es in Prag derzeit etwa 1000 Wohnungen, die allein für touristische Zwecke genutzt werden – 2019 waren es noch fast 13.000. Auf das Niveau von Vor-Pandemie-Zeiten werde die Zahl so schnell nicht wieder ansteigen, meint Jan Martina. Er ist bei der Firma M&M reality zuständig für den Bereich Prag:

Illustrationsfoto: Miki Yoshihito,  Flickr,  CC BY 2.0

„Wir beobachten die Trends zur Kurzzeitvermietung. Ich würde schätzen, dass momentan nur etwa 20 Prozent der entsprechenden Immobilienbesitzer dies wieder erwägen, verglichen mit dem Stand vor Corona.“

Noch haben die Besitzer dabei relativ freie Hand. Der Prager Magistrat strebt allerdings seit längerer Zeit eine Regulierung von privaten Kurzzeitunterkünften an. Denn für diesen Markt, der viele Grauzonen bietet, lassen sich bislang kaum Regeln festlegen. Abhilfe schaffen soll ein Gesetz, das Plattformen wie Airbnb oder Booking.com zur amtlichen Meldung ihrer Gäste verpflichten würde. Solche Daten ließen sich bisher noch nicht erheben, klagt Stadträtin Hana Marvanová (Zusammenschluss „Vereinigte Kräfte für Prag“):

„Es gibt große Probleme sowohl mit der Datenübertragung, als auch mit ihrer Einforderung. Darum haben wir uns mit anderen europäischen Städten zusammengeschlossen und bei der Europäischen Kommission eine Regulierung angefordert, die eine Meldepflicht für die gesamte EU durchsetzen soll.“

Hana Marvanová | Foto: David Sedlecký,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 4.0 DEED

Zudem hat der Magistrat eine weitere Gesetzesnovelle initiiert, die den Stadt- und Gemeindeverwaltungen in Tschechien eine Regulierung der Kurzvermietungen ermöglichen soll. Dies beträfe eine mögliche Begrenzung der Tage oder Monate, an denen Immobilien an Touristen vermietet werden dürften. Dieser Vorschlag hänge nun im Parlament fest, so Marvanová:

„Es sieht leider so aus, dass das Abgeordnetenhaus es bis zu den Wahlen im Oktober nicht mehr schafft, über die Vorlage zu verhandeln. Für diesen Fall wurde uns aber zugesagt, dass der Vorschlag kurz nach den Wahlen dem neuen Parlament vorgelegt wird.“

Mit dem Inhalt der Gesetzesnovelle ist Matěj Koutný nicht einverstanden. Er ist gleichzeitig Vorsitzender der Vereinigung privater Vermieter und Gastgeber. Koutný verweist auf die blühende Schattenwirtschaft im Bereich der touristischen Vermietungen:

Illustrationsfoto: skas0203,  Flickr,  CC BY-ND 2.0 DEED

„Der Entwurf würde den Verwaltungen unbegrenzte Befugnisse verleihen, ohne dass sie ihre Nutzung weiter begründen müssten. Die Stadt Prag hat bisher nicht erläutert, wie sie mit dieser neuen Kompetenz umgehen will. Vor allem geht der Entwurf aber nicht auf die negativen Auswirkungen des Schwarzmarktes und seiner Grauzonen ein.“

Die Politik solle sich eher auf die Durchsetzung bereits bestehender Regeln und Gesetze konzentrieren, lautet Koutnýs Forderung.