Akw-Ausbau: UVP-Dokumentation für Temelín steht in der Kritik

Atomkraftwerk Temelín

Umweltorganisationen protestieren gegen den Ausbau des südböhmischen Atomkraftwerks Temelín. Sie kritisieren vor allem die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) des Betreibers ČEZ. Darin werden die Auswirkungen des Ausbaus um zwei weitere Reaktoren bewertet. Das staatliche Amt für Reaktorsicherheit kann die Kritik nicht verstehen.

Edvard Sequens  (in der Mitte). Foto: ČTK
Insgesamt 14 Umweltorganisationen sind der Ansicht, die Umweltverträglichkeitsprüfung zum Ausbau des Atomkraftwerkes Temelín sei nicht ausreichend. Das tschechische Umweltministerium solle die Dokumentation an den AKW-Betreiber ČEZ zurückschicken. Es gebe viele Vorbehalte gegen diese UVP, sagte Edvard Sequens von der Umweltschutzvereinigung Calla gegenüber dem Tschechischen Rundfunk:

„Die Umweltverträglichkeitsprüfung bewertet nur die Auswirkungen bei beiden neuen Reaktoren. Die Atommülllager und der Uranabbau werden einfach ausgeklammert. Die Dokumentation konstruiert ein virtuelles Kraftwerk aus den technischen Parametern der Anbieter-Firmen. So aber kann die Umweltverträglichkeit nicht beurteilt werden, denn am Ende sind es Reaktoren unterschiedlicher Generationen mit unterschiedlichen Auswirkungen.“

Besonders kritisch sehen Sequens und die anderen Umweltorganisationen, dass der Betreiber ČEZ die so genannte Nullvariante nicht ausreichend geprüft hat, also ein alternatives Energiekonzept ohne Temelín-Ausbau. Dabei gebe es eine ganze Reihe Szenarien von renommierten ausländischen Firmen, so Sequenz.

Die Nullvariante kommt für das staatliche Amt für Reaktorsicherheit hingegen nicht infrage. Die Kernenergie und ihr Ausbau seien Teil des politisch beschlossenen Energiemixes. Und mit der Umweltverträglichkeitsprüfung ist das Amt „mehr als zufrieden“ und sieht keinen Grund, das Papier zur Nachbearbeitung wieder an ČEZ zurückzuverweisen. Mögliche Risiken für die Umwelt seien genauestens geprüft, sagte Leiterin Dana Drábová gegenüber dem Tschechischen Rundfunk:

Marek Sviták
„Die UVP-Dokumentation geht von der schlimmsten Kombination aller Auswirkungen auf die Umwelt aus, von den schlimmstmöglichen Parametern. Der konkrete Reaktortyp, der ausgesucht wird, wird also mindestens genauso, eher aber besser sein.“

Auch der Sprecher des Akw Temelín, Marek Sviták, betont, die Prüfung sei vorschriftsmäßig erfolgt:

„Unser Unternehmen hat die UVP-Dokumentation dem Umweltministerium übergeben. Das hat die Prüfung angenommen und für das Anmerkungsverfahren freigegeben. Auch daran ist ersichtlich, dass die UVP gemäß der tschechischen Gesetzeslage erstellt wurde.“



Atomkraftwerk Temelín
Gerade in der Gesetzeslage steckt aber das Problem. Denn im Falle Temelíns ist die Umweltverträglichkeitsprüfung noch nach dem alten tschechischen UVP-Gesetz durchgeführt worden, nicht nach der Novelle. Eine Tatsache, die den Kritikern in die Hände spielt.

Stellungsnahmen zur UVP-Dokumentation können beim tschechischen Umweltministerium noch bis zum 30. September eingereicht werden. Das gilt auch für die Nachbarländer wie Österreich und Deutschland.