AKW Temelín erbringt nach doppelter Panne nur 7,5 Prozent Leistung
Mit einer Bruttoleistung von 2026 MW ist das südböhmische Atomkraftwerk Temelín das größte Kraftwerk in Tschechien. Wenn es auf vollen Touren läuft. Aber davon konnte am Freitag ganz und gar nicht die Rede sein. Nach den Wartungsarbeiten am ersten Reaktorblock, die sich verzögert haben, musste wegen einer dringenden Reparatur in der Nacht zu Freitag auch der zweite Block abgeschaltet werden. Ein kleines Desaster für den Energieriesen ČEZ, dessen Vorzeigekoloss nur einen Tag vor der Umstellung auf Winterzeit buchstäblich auf Sparflamme lief.
„Den zweiten Block haben wir gestern um Mitternacht tatsächlich von der Einspeisung ins Stromnetz getrennt. Gleichzeitig wurde mit der Reparatur der Ventile begonnen, die den Druck bei der Dampfzuführung zu den Generator-Turbinen regeln. Das sind einfache Reparaturarbeiten, die man jedoch nicht bei laufendem Betrieb durchführen kann. Deshalb mussten wir den Block für mehrere Stunden abschalten. Die Reaktorleistung wurde auf 15 Prozent gesenkt.“
Die kurzfristige Reparatur wäre sicher ohne großes Aufhebens über die Bühne gegangen, hätte sich das Kraftwerk nicht durch eine andere Fehlleistung in eine schwierige Situation gebracht. Am letzten Oktoberfreitag dieses Jahres konnte Temelín nämlich nur 7,5 Prozent seiner eigentlichen Leistung erbringen. Der Grund: Auch der erste Block war außer Betrieb, und zwar vollständig. Seit Ende Juli werden an diesem Block Wartungsarbeiten durchgeführt und die ziehen sich länger hin als geplant. Zu den Gründen sagte AKW-Sprecher Marek Sviták:
„Beim abschließenden Test der Turbinen ist ein Turbinenblatt gebrochen. Das defekte Turbinenteil haben wir den Experten der Technischen Hochschule in Prag übergeben, die gerade eine unabhängige Materialuntersuchung durchführen.“
Gleichzeitig ist der beschädigte Turbinenrotor dem Hersteller, dem Unternehmen Škoda Power in Plzen / Pilsen, zur Reparatur übergeben worden. Wann und wie die Turbine wieder anlaufen kann, ist noch unklar. Auf jeden Fall aber hat diese Panne zu einer Verzögerung von mindestens drei Wochen bei der Wiederinbetriebnahme des ersten Reaktorblocks geführt, sagte Sviták und ergänzte:
„Wichtig ist, dass diese Reparaturen an der Mechanik keinerlei Einfluss auf die Reaktorsicherheit haben. Die Mängel werden sich jedoch negativ im Betriebsergebnis unseres Kraftwerks niederschlagen. Unsere wirtschaftlichen Verluste lassen sich jetzt aber noch nicht konkret beziffern. Das hängt zum Beispiel auch davon ab, wie lange die Abschaltung der Blöcke am Ende dauern wird.“