Als Pionierarbeit geehrt: Klimapodcast „Karbon“ erhält Deutsch-tschechischen Journalistenpreis
Seit April vergangenen Jahres können Sie bei uns den ersten tschechisch-deutschen Klima-Podcast „Karbon“ hören. Nun haben die Autoren, Filip Rambousek und Štěpán Vizi, für dieses Projekt den Deutsch-tschechischen Journalistenpreis erhalten.
Die erste Folge des tschechisch-deutschen Klima-Podcasts „Karbon“ lief bei uns am 8. April 2021. Es ging damals um die sehr unterschiedliche Beurteilung der Atomkraft in beiden Ländern. Während Tschechien auf diesen Energieträger setzt, sollen im kommenden Jahr die letzten Meiler in Deutschland vom Netz gehen. Seit dem Auftakt sind neun weitere Folgen hinzugekommen. Die Autoren sind immer noch die Journalisten und Klima-Experten Filip Rambousek und Štěpán Vizi. Am Freitagabend haben sie für den Klima-Podcast den Deutsch-tschechischen Journalistenpreis erhalten. Konkret wurde er Ihnen im Bereich Audio verliehen für die tschechische Folge „Verlieren wir den Boden unter den Füßen? Wie Landwirtschaft Klima und Natur verändert“. Doch in seiner Laudatio machte Jury-Mitglied Filip Nerad vom Tschechischen Rundfunk deutlich, dass im Grunde das Gesamtprojekt mit dem Preis ausgezeichnet wurde – also auch die Tatsache, dass wir bei Radio Prag International jede Folge sowohl auf Tschechisch als auch auf Deutsch senden. Filip Rambousek und Štěpán Vizi würden „hier ganz klar Pionierarbeit“ leisten, so Nerad.
Entstanden ist der Podcast als Reaktion auf die Klimakrise und darauf, dass diese in Tschechien längst nicht so intensiv diskutiert wird wie in Deutschland. Dabei beleuchten die beiden Autoren unterschiedliche Themen – von der Atomkraft über das Konsumverhalten bis zur Elektromobilität. Jedes Mal sprechen sie dabei mit Experten und Expertinnen aus Tschechien und Deutschland. Zudem schauen sie sich in einer Reportage vor Ort in Tschechien an, wie versucht wird, gegen die Klimakrise vorzugehen.
Dass das Projekt sinnhaft ist, hat die Verleihung des Deutsch-tschechischen Journalistenpreises einmal mehr bestätigt. Dementsprechend glücklich waren Filip Rambousek und Štěpán Vizi. Das folgende Interview mit ihnen ist unmittelbar nach der Übergabe des Preises im Alten E-Werk in Bamberg am Freitagabend entstanden:
Filip und Štěpán, erst einmal herzlichen Glückwunsch zu dem Preis. Wer von Euch hat denn zuerst erfahren, dass Ihr geehrt werdet?
Filip: „Das war eigentlich sehr lustig. Denn wir haben gerade zusammen bei Štěpán zu Hause an einer weiteren Folge des Podcasts gearbeitet, so wie wir das meistens machen, als ich von einer der Organisatorinnen einen Anruf bekam. So haben wir erfahren, dass wir dieses Jahr den Preis gewinnen – und konnten gleich gemeinsam feiern.“
Was bedeutet Euch der Preis?
Štěpán: „Wir freuen uns sehr darüber. Ich finde, dass damit irgendwie auch die Wahl des Themas ausgezeichnet wird. Dass also die Beschäftigung mit der Klimakrise wichtig ist und diese in der Berichterstattung der tschechischen Medien mittlerweile eine größere Rolle spielt. Zum Glück. Wir würden uns aber wünschen, dass noch mehr über den Klimawandel diskutiert wird, denn sie hängt auch mit der derzeitigen Energiekrise zusammen.“
Filip: „Ich glaube, der Preis ist auch eine Anerkennung für die Art und Weise, wie wir dieses Thema behandeln. Wir bemühen uns um eine fachliche Auseinandersetzung und lassen dazu Experten und Expertinnen sprechen, aber auch Menschen, die sich in ihrem Alltag mit dem Thema befassen müssen: zum Beispiel Landwirte oder etwa Bürgermeister in den Städten. Wir versuchen, so viele Perspektiven wie möglich zusammenzubringen, aber auch die Ebene der Experten aufzunehmen, damit wir auf sicherem Boden stehen.“
Wie seid Ihr überhaupt dazu gekommen, zu dem Thema einen tschechisch-deutschen Podcast ins Leben zu rufen?
Štěpán: „Zuerst war da das Thema der Klimakrise. Aber es gibt auch einen sehr engen Zusammenhang mit unseren Erfahrungen. Wir beide haben teilweise in Deutschland studiert und gelebt. Daher konnten wir ganz gut vergleichen, wie die Diskussion dort und wie sie in Tschechien läuft. Das fanden wir interessant. Und wir versuchen, aus diesen Unterschieden die interessantesten Punkte herauszugreifen und zu beleuchten. Ich glaube, das funktioniert auch ganz gut.“
Ihr habt ja dann bei uns angefragt, ob wir den Podcast senden würden. Wieso Radio Prag International?
Filip: „In gewissen Kreisen ist Radio Prag International gut dafür bekannt, tschechische Themen auf Deutsch zu bearbeiten. Und wir haben zu Recht geglaubt, dass wir einen fruchtbaren Boden vorfinden.“
War die Finanzierung schwierig oder problematisch?
Štěpán: „Wir haben das Büro der Heinrich-Böll-Stiftung angesprochen. Das lief ziemlich gut. Wir hatten ein Konzept vorbereitet, haben darüber mit ihnen diskutiert – und sie fanden die Idee gut. Wir freuen uns sehr, dass wir die Unterstützung der Heinrich-Böll-Stiftung bekommen haben, sonst wäre der Podcast wohl nicht möglich gewesen. Denn er erfordert so viel Arbeit, dass wir uns das anders nicht leisten könnten.“
Die nächste Folge vom Klima-Podcast „Karbon“ wollen wir diese Woche am Donnerstag senden. Vielleicht könnt Ihr schon einmal Lust darauf machen…
Filip: „Da geht es um die Auswirkungen der Klimakrise in den Städten – also Hitzewellen und Trockenheit. Und wir fragen, wie weit die Städte darauf vorbereitet werden können. Dazu haben wir auch wieder einen Ausflug unternommen, und zwar nach Pilsen. Die Stadt ist nämlich recht gut bei den Anpassungsmaßnahmen und hat in diesem Bereich schon relativ viel getan.“
Štěpán: „Und wir sprechen nicht nur über diese Anpassungsmaßnahmen, sondern auch darüber, wie die Städte ihre Emissionen reduzieren können,…“
Filip: „…denn die meisten Menschen auf der Erde leben in Städten und verursachen auch den größten Teil der Emissionen. Dort wird sich demnach die Zukunft entscheiden, wie in der neuen Folge unseres Podcasts zu hören ist.“
Die Serie geht jetzt so langsam zu Ende. Gibt es Gedanken oder vielleicht sogar Pläne für ein Nachfolgeprojekt?
Štěpán: „Der Gedanke ist da, wir haben uns darüber schon ein bisschen unterhalten. Aber es hat noch keine konkreten Formen. Wir möchten also gerne weitermachen, brauchen aber erst einmal eine Pause. Vielleicht verändern wir das Format, denn es ist sehr zeitintensiv. Wir haben immer zwei bis drei Experten und Expertinnen sowie eine Reportage zum jeweiligen Thema. Dieses bearbeiten wir dann in zwei Sprachen und in zwei unterschiedlichen Versionen – einer kürzeren und einer längeren.“
Filip: „Es gibt noch viele Themen im Zusammenhang mit der Klimakrise, die wir aufgreifen können und auch gerne aufgreifen würden. Da ist also genug Material vorhanden.“